10. November 2021

Deine Fragen an eine Astrologin

Für die einen eine bewährte jahrtausendealte Praxis, für andere eine Pseudowissenschaft: Astrologie polarisiert. Unsere Fachexpertin Christine Keidel-Joura arbeitet seit Jahrzehnten als Astrologin und betreibt eine eigene Astrologie-Schule. Am Mittwoch, dem 10. November, beantwortet sie von 15 – 18 Uhr, was Ihrer Ansicht nach hinter der Kunst der Sterndeutung steckt.
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38 Fragen

Was antwortest du, wenn dich jemand fragt, wie das überhaupt funktionieren soll?

Diese Sternenkonstellationen existieren nur aus der Perspektive der Erde. Manche der Sterne sind tausendmal weiter entfernt als andere. Es ist so, als würde man einen Zusammenhang zwischen einer Topfpflanze auf dem Balkon, einem Kirchturm im Stadtzentrum und einer Bergspitze am Horizont herstellen, nur weil alles vom Bett aus aussieht, als hätte es eine bestimmte Anordnung.

Das Einzige, was Sterne aussenden sind Wellen, unter anderem sichtbares Licht und das ist extrem schwach. Die Deckenlampe im Kreissaal hat nicht nur mehr Licht in so ziemlich jedem Spektrum als der ganze Sternenhimmel, sondern übt auch mehr Gravitation aus, nämlich praktisch Null.

Außerdem beginnt die Entwicklungsphase eines Menschen lange vor der Geburt und geht danach ja weiter. Warum sollte gerade die Geburt so so einen Einfluss haben? Und was haben Sterne mit Themen wie Liebe, Finanzen oder Gesundheit zu tun, die ja komplett menschlich sind und aus kosmischer Sicht überhaupt nicht existieren?

Für Astrologie gibt es nicht nur keine Erklärung. Es ist komplett unmöglich, dass sie funktioniert und beim geringsten Hinterfragen fällt das direkt auf.

Ich bin mir sicher, solche Gedanken hast du dir auch schon gemacht? Was denkst du persönlich, was da dahintersteckt? Ist da eine Art Astrologie-Gott, der sich die Sterne bei deiner Geburt anschaut und dann für den Rest deines Lebens dein Schicksaal lenkt?

Oder glaubst du, es gibt eine physikalische Gesetzmäßigkeit, die astronomische Begebenheiten in den unendlichen Weiten des Alls mit dem Vorgehen auf deinem Bankkonto verbindet?

Oder vermeidest du es, logisch zu hinterfragen, um weiter daran glauben zu können?

Wie meisterst du diesen Konflikt und wie begegnest du anderen, die dich auf ihn hinweisen? Ich könnte nicht an Astrologie glauben oder sogar damit Geld verdienen, ohne permanent zu denken. Das, was ich hier tue macht überhaupt keinen Sinn.

Das Berufsbild "Astrologe" ist gesetzlich weder definiert, noch unterliegt es staatlicher Aufsicht: Richtig? Darf also auch ich als "Astrologe" Geld verdienen?

Liebe Christine Keidel-Joura,

zunächst einmal herzlichen Dank - auch von mir -, dass Sie sich Zeit nehmen, Fragen der GF-Community zu beantworten.

Meine eigene Frage betrifft die Voraussetzungen dafür, mit der Astrologie ganz legal Geld verdienen zu dürfen. Wer wäre berufener als Sie, die dies praktizieren, meine Frage zu beantworten?

Konkret geht es um Folgendes:

Seit Kurzem bin ich nach beendetem Berufsleben Ruheständler. Da ich aber noch sehr fit und unternehmungslustig bin, liegt es nahe, meine Rente durch eine möglichst lukrative Nebentätigkeit aufzustocken. Und: Da ich mich seit je her für Astrologie interessiere - mehr noch: die Astrologie seit Jahrzehnten als größtes persönliches Steckenpferd pflege -, kenne ich selbstverständlich all' ihre Buchveröffentlichungen sowie ungezählt viele weitere Buchtitel zum Thema "Astrologie".

Was läge vor diesem Hintergrund näher, als meinen Wunsch nach einer lukrativen Nebentätigkeit dadurch zu realisieren, dass ich mein jahrzehntelanges Hobby, die Astrologie, sowie alle dabei erworbenen Fachkenntnisse und Fertigkeiten einer entsprechenden merkantilen Nutzung zuführe?

Ich plane folgende persönliche Dienstleistungsangebote:

  1. Astrologische Beratung vor Ort
  2. Astrologische Beratung am Telefon
  3. Astrologie-Schulungen vor Ort
  4. Bundesweite Astrologie-Schulungen durch Vertrieb eines selbstverfassten Fernlehrganges

Selbstverständlich würde ich

  • mein neues Gewerbe als freiberuflich tätiger Astrologe ordnungsgemäß nach § 14 der Gewerbeordnung anmelden,
  • über meinen Hinzuverdienst ordnungsgemäß die zuständige Rentenversicherung informieren und
  • sämtliche Honorare ordnungsgemäß versteuern.

So weit, so gut.

Allerdings:

  • Ich verfüge weder über eine wie auch immer geartete "berufliche Qualifikation" geschweige denn über einen berufsqualifizierenden Abschluss auf dem Gebiet der Astrologie.
  • Aber solch eine "berufliche Qualifikation" oder ein "berufsqualifizierender Abschluss" ist offenbar auch gar nicht erforderlich.

Deshalb meine Frage an Sie:

Können Sie bestätigen, dass

  1. das Berufsbild "Astrologe" gesetzlich überhaupt nicht näher definiert ist;
  2. keiner staatlichen Aufsicht unterliegt;
  3. keinerlei berufliche Ausbildung oder Qualifikation ZWINGEND erfordert;
  4. sich infolgedessen "jeder Hans & Franz", "jeder Hinz & Kunz" und auch mich "Astrologe" nennen und diesen Beruf ausüben darf?

Sie selbst verfügen - wenn ich recht informiert bin - ebenfalls über keinen staatlich anerkannten Abschluss als "Astrologin". Richtig?

Vielen Dank schon jetzt für Ihre hier erbetene Auskunft!

Liebe Grüße

hardliner2019