Sind die Freimaurer ein reiner Männerbund oder werden inzwischen auch Frauen aufgenommen?

Hallo Steffi.

Freimaurer sind Menschen wie alle Anderen auch... mit den gleichen Hobbies, Vereinsmitgliedschaften, Bekanntschaften...

Der einzige Unterschied liegt darin, dass sie sich einer Selbstverpflichtung unterworfen haben, an Ihr Leben den Maßstab der Ideale von Freiheit, Gleichheit, Toleranz, Humanität und Brüderlichkeit anzulegen.

In der Loge treffen wir Gleichgesinnte, mit denen wir uns über unsere Erfahrungen des alltäglichen Lebens austauschen können. Die Loge ist auch ein Platz, wo man sich in wohlwollender Gesellschaft erproben und durch die Übernahme von Aufgaben in der Loge Erfahrungen sammeln kann, die man später im alltäglichen Leben anwenden kann.

Stell Dir das wie ein Softskill-Wochenende oder ein Management-Training vor - nur dass hier Fehler erlaubt sind und das Ganze ein andauernder Prozess ist, statt nach wenigen Stunden vorbei zu sein.

Auch kommt in einer Loge die Geselligkeit und Kultur nicht zu kurz.

Für konkrete Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße

krato333

Wow, vielen herzlichen Dank.

"Freiheit, Gleichheit, Toleranz, Humanität und Brüderlichkeit" das sind ja Werte, die hoffentlich jeder Mensch in sich trägt. Und ihr beschäftigt euch aktiv mit dieWerten, wahrscheinlich um reflektierter zu leben.

Wie läuft es denn ab, wenn Jemand Mitglied bei euch werden möchte?

@Steffi5929

> Wie läuft es denn ab, wenn Jemand Mitglied bei euch werden möchte?

Das entscheidet jede Loge für sich selbst. Dafür gibt es keine klare Vorgabe - eher eine gelebte Praxis:

Wenn ein Interessent/eine Interessentin nicht über einen Bekannten Interesse bekundet, kommt in der Regel per Email oder Telefon eine Anfrage, dass man sich für die Freimaurerei interessiere.

Annähernd jede Loge wird bereits Probleme mit Radikalen gehabt haben, die versuchen, den Gästeabend zu sprengen. Also sieht man sich die Interessenten zunächst einmal auf neutralem Boden an (Café um die Ecke o.Ä.).

Es folgt - zumindest in DE - in der Regel die Einladung zu Gästeabenden, bei denen man die Logengemeinschaft und die spezifische Diskussionskultur kennen lernt und sich einen Eindruck vom "Freimaurer sein" im Allgemeinen und der Gemeinschaft dieser spezifischen Loge im Besonderen.

Wir empfehlen in der Regel gezielt, mehrere Logen zeitgleich zu besuchen, denn jede Loge ist die Summe ihrer Mitglieder - die Schwerpunkte sind insofern unterschiedlich.

Nach längerer Zeit als Gast entscheidet man sich ggfs. dafür, einen Aufnahmeantrag zu stellen.

Obwohl man die Loge (in ihrem Charakter als Eingetragenem Verein) jederzeit durch eine schlichte Kündigung wieder verlassen kann, sollte die Mitgliedschaft nicht leichtfertig beantragt werden.

Die Grundintention sollte als bewusste Entscheidung für diesen spezifischen "way- of-life".gedacht und als lebenslanger Bund gedacht sein. Da dies für beide Seiten gilt, wird man diese Aspekte klar besprechen. In der Zwischenzeit wird sich möglicherweise auch bereits ein Freimaurer-Bruder gefunden haben, der dem Kandidaten als Pate (für Rückfragen und als Vertrauensperson) und Bürge (der Logengemeinschaft gegenüber) zur Seite steht.

Es folgt ein Prozess, der seit Jahrhunderten in dieser Weise gepflegt wird. In der Regel wird eine Kommission gebildet, die durch ein Gespräch mit dem Kandidaten und seiner Familie der Bruderschaft gegenüber sicherstellen soll, dass die Familie in geregelten Verhältnissen lebt und die Familie nicht unter der Logenmitgliedschaft leidet.

Insbesondere sollte das grundlegende Einverständnis der Familie vorliegen und der Eindruck gegeben sein, dass Zeitaufwand und Mitgliedsbeiträge keine Lücken in die Familiengemeinschaft bzw. den Geldbeutel reißen.

Die Kommission erstattet Bericht ans die Bruderschaft, woraufhin über die Aufnahme abgestimmt wird. Fällt die Abstimmung günstig aus, wird dem Aufnahmekandidat sein Aufnahmetermin mitgeteilt und er eingeladen. Sein Pate steht ihm für Fragen und/oder die Vorbereitungen zur Verfügung.

Freimaurerei kann man in ihrem Bruderschafts-Charakter als (säkulare) Fortführung der antiken Mysterienbünde verstehen. Eine Initiation gibt philosophische Impulse, die unbewusst fortwirken und zu einer tiefgreifenden Beschäftigung mit dem eigenen Leben und den Wechselwirkungen mit der Gesellschaft führen.

Vor dem Hintergrund dieser Tradition erfolgt die Aufnahme in die Freimaurerei und die Annahme in der gewählten Loge im Rahmen einer feierlichen Zeremonie, die bewusst Kontraste zum Alltag setzt.

Vergleichbare Initiationen folgen nach der Aufnahme als Freimaurer-Lehrling in längeren Zeitintervallen, um weitere Aspekte in den folgenden Graden als Geselle und Meister zu bearbeiten.

Im Grunde betrachtet stellt dieses Gradsystem eine Reise durch das menschliche Leben dar - stellt also selbst zu beantwortende Fragen zu allen daran anknüpfenden Themenkomplexen und regt darüber mittelbar zu einem bewussten, sinnerfüllten Leben an.

Herzliche Grüße

krato333

p.s.: Ein Kompliment: Habe mal kurz in Deine Historie geschaut. Du hast eine sehr wohltuende, wertschätzende Art, mit Menschen umzugehen. Es tut in heutigen Zeiten gut, so etwas zu sehen...

Vielen Dank für das Kompliment. Eine Frage habe ich noch, darf man als Freimaurerin an der Börse handeln oder wäre das nicht so gern gesehen? Könnte mir vorstellen, dass es auf den ersten Blick widersprüchlich zu den von dir beschriebenen Werten zu stehen scheint.

Hallo Steffi5929.

Ich kann Deinem Gedankengang gerade nicht so recht folgen - vielleicht könntest Du Deine Bedenken etwas genauer ausführen.

Grundsätzlich gilt:
Freimaurerei ist eine Methode - kein feststehendes, dogmatisches Modellschema. Wir bekommen symbolisch zu verstehende Werkzeuge aus der Bilderwelt des Steinmetz-Handwerks in die Hand und lernen, damit - ebenfalls symbolisch - umzugehen.

Alle Freimaurer haben die gleiche Methode kennengelernt, unser Leben zu analysieren. Unsere Leben sind ebenso unterschiedlich wie die Ergebnisse, zu denen wir im Rahmen dieser philosophischen Betrachtungen kommen. Das gilt auch für die Konsequenzen, die sich daraus für unser praktisches Leben ergeben.

Der Einzelne mag zu dem Ergebnis kommen, dass er mit seinem Investment an der Börse inhumane Strukturen fördert - ein Anderer wird zu dem Punkt kommen, dass sein geringer Beitrag keinen nennenswerten Einfluss auf das Börsengeschehen hat.

Ok, vielen herzlichen Dank für die Beantwortung meiner Fragen ;) Da habe ich doch glatt eine Idee, oder besser gesagt einen Vorschlag.

Wenn ihr mögt, könnt ihr ja die Fragen, die ihr hier gestellt bekommen habt (oder einen Teil davon) zusammen mit deinen Antworten auf eurer Webseite hochstellen (falls es da mit dem Urheberrecht auf Gutefrage keine Probleme gibt).

Dann können sich Interessierte gleich schon mal in den Themen einlesen.

Danke, dass du meine Frage so ausführlich beantwortet hast.