Blickwechsel 02. Juni 2022
Deine Fragen an eine asexuelle Person
Alles zum Blickwechsel

Wie haben deine Verwandte und deine Freunde reagiert?

2 Antworten

Hi Covid,

Also, die erste, der ich davon berichtet habe, war eine gute Bekannte (ex von meinem Bruder), ihr mehr oder weniger einziger Kommentar, außer, ist okay, wie du bist, war: "Jo, das passt zu dir" :-D. Fand ich toll. Hat mich sehr darin bestärkt offen zu sein.

Meine Oma hat lustig reagiert. Da kam das das mitten im Gespräch raus. Sie fragte mich (während ihr neuer Freund daneben saß - beide ü80), wie das denn mit der Sexualität und der Jugend heute so wäre. Ich hab da nur mit den Schultern gezuckt und gemeint "Weiß ich nicht, ich finde es langweilig" - sie darauf sehr aufgeregt, aber auf die süße Art und sagte dann im Endeffekt: "also, neee, langweilig fand ich das nie".

Ein Problem war meine Mutter für mich. Ich habe ein super enges Verhältnis mit meiner Mutter und erzähle ihr wirklich alles... Ich hatte ihr also von meiner Beziehung erzählt und dass ich da Probleme habe, weil ich keinen Sex wollen würde, darauf fing sie mit Selbstvorwürfen in dem Sinne an, dass sie vielleicht zu wenig Werbung für Sex gemacht habe, als ich in der Pubertät gewesen bin und weil sie mir auch erzählt hat, dass mancher Sex für sie nicht toll war... Deswegen habe ich lange dazu geschwiegen und schiss vor einem richtigen Gespräch darüber gehabt. (das lief dann aber völlig harmlos im Endeffekt und mein Onkel und Bruder saßen daneben - beide wussten davon vorher nix, das war mir aber auch egal, die hatten mich einfach so hinzunehmen, war ich da der Meinung - ist auch so ;-)).

Mein Vater war süß. Er selber ist ... eher nicht asexuell, sage ich mal ... er hat mich angerufen, als ich gerade mich fertig machen wollte für einen Stammtisch in Düsseldorf - und ich bin echt selten in Düsseldorf, also fragte er mich, was ich da wolle - also habe ich es ihm erzählt. Er hatte eine Sorge, süß, sage ich ja: "Aber wie ist dass dann mit Enkelkindern?" - er wäre ein toller Opa... Er konnte natürlich nicht nachvollziehen - wie gesagt, er ist ganz anders, aber so mehr oder weniger sein Schlusssatz war: "Ich finde toll, dass du so viel Vertrauen hast, da mit mir offen zu reden, und auch wenn ich dich nicht verstehe, solange du glücklich bist, bin ich das auch."

Eine andere Freundin und die Frau von meinem Vater waren da anders, die sagten sowas wie: "du wirst schon noch den richtigen finde, warte ab" - ein Satz der mich echt wütend macht, auch wenn er harmlos und liebt klingt, denn der sagt: du kennst dich nur nicht richtig...

Die meisten Freunde und Familienmitglieder nehmen das einfach so hin, oder stellen neugierige Fragen :-).

Also ich habe echt glück und fast alle Reaktionen waren positiv.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin selber asexuell und kenne auch einige andere.

Asexualität bedarf mMn nicht unbedingt eines Outings. Ich hab da mit keinem aus meiner Familie drüber gesprochen, weil ich einfach keinen Grund dazu sehe.