Hatten Sie Angst vor dem was kommen wird, als Sie den Entschluss gefasst hatten auszutreten?

Nein, ich hatte keine Angst vor dem Austritt. Zum Zeitpunkt meiner Austrittserklärung hatte ich bereits im normalen Leben Fuß gefasst.

Ich fand Scientology toll und wollte mit meinem Dienst in der Sea Org beitragen, dass auch andere in den Genuss von Scientology kommen.

Ja, es gab ein Schlüsselerlebnis für meinen Entschluss auszutreten: Über die Jahre verschwand Scientology immer mehr aus den Scientology-Kirchen. Es wurde etwas ganz anderes oder das Gegenteil dessen gemacht, was in Hubbards Werken steht. Nach einer längst vergessen geglaubten zivilrechtlichen Auseinandersetzung musste ich die Sea Org dann kurzzeitig verlassen, um Geld zur Begleichung einer alten Schuld zu verdienen. Die Scientology-Kirche wusste davon, hatte jedoch keine Erlaubnis gegeben, dass ich den Sea-Org-Stützpunkt in Kopenhagen verlassen dürfe. Ich tat es ohne Erlaubnis, blieb aber mit einer Kontaktperson in Verbindung. Als wenig später alles in Butter war, konnte ich mich mit der Kontaktperson nicht um die Bedingungen meiner Rückkehr einigen. Sie wollte Scientology-interne Rechtsmaßnahmen gegen mich, ich wollte völlige „Straffreiheit“ innerhalb der Scientology-Kirche, auf der Basis, dass ich mich in jeder Beziehung strengstens an Scientology-Richtlinien gehalten hatte. Auch mein unerlaubtes Entfernen vom Sea-Org-Stützpunkt geschah gänzlich unter Beachtung der einschlägigen Scientology-Richtlinien. Die Schriften der Scientology sind für die verbliebenen Mitglieder über die Jahre jedoch wie gesagt nahezu bedeutungslos geworden, was mit jenem letzten Vorfall noch einmal unterstrichen wurde. Ich ging ins Internet, stieß auf Berichte anderer Aussteiger und erkannte, dass innerhalb der Scientology-Kirche nichts mehr zu retten war. Außerdem fand ich mit den sogenannten Freien Scientologen – Aussteiger, die außerhalb des Einflusses der Scientology-Kirche weiter echte Scientology praktizierten – eine Alternative. Somit gab ich meinen Ausstieg bekannt.