Blickwechsel 29. April 2022
Deine Fragen an einen Japan-Auswanderer
Alles zum Blickwechsel

Wie hast du das Coronavirus in Japan erlebt?

1 Antwort

Das war ein großes Thema und auch eins, wo mich Deutschland enorm entsetzt hat.

Kurz: In Japan gab es kaum Maßnahmen. Es zuerst eine Empfehlung Masken zu tragen, Resultat: Jeder hat es gemacht. Durch die hohe Bevölkerungsdichte hat Japan ein hohes Verständnis für Hygiene.

Ich kann mich noch gut erinnern, als ein deutscher Journalist mit Kamerateam eines Privatsenders im Dezember 2019 von einer Satireshow sich lustig gemacht hat im Hinblick aus die Olympischen Spiele in Tokyo, daß an den Bahnhöfen Angestellte mit Mundschutz stehen und mit Ethanol getränkten Lumpen die Bänder der Rolltreppen desinfizieren, wohlgemerkt das war vor Corona. Ich musste mir auf die Zunge beißen um keinen blöden Spruch zu verlieren und mich als Deutscher zu erkennen zu geben.

Man hat große Erfahrungen, da schon in der nahen Vergangenheit immer wieder Viren aus China herüberschwappten: SARS, MERS, Vogelgrippe, usw...

Dann kam der Virus: In Japan gab es lediglich die Empfehlung an die Bars, Alkoholausschank vermeiden oder nur bis 20:00 Uhr, die meisten hielten sich daran, und nach Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten und die Anwesenheit im Büro zu halbieren. Das war hier in Tokyo alles. Auch wenn westliche Medien anders berichteten. Ich konnte normal in ein Restaurant gehen, auch eine Bar, wenn auch nur bis 20:00 Uhr.

Und ich konnte mich frei bewegen. Der große Schock kam erst als ich nach Deutschland flog um älteren Angehörigen Termine bei der komplizierten Terminvergabe für das Impfen zu helfen: Polizeikontrollen im Restaurant, Zertifikate, Masken, die eine gewisse Nummer und Norm tragen müssen. DAS war mein größter Kultrschock in Deutschland...