Was war der ausschlaggebende Punkt Deiner Entscheidung, die Sekte zu verlassen?

Ich meine, du liegst in mehreren Punkten falsch. Zunächst: Ich bin nicht einer der Wenigen, sondern einer von sehr, sehr vielen. Die meisten sprechen nur nicht darüber.

Der ausschlaggebende Punkt meiner Entscheidung, die Sekte zu verlassen, war, als ich erkannte, dass ich gegen die Missstände innerhalb der Scientology-Kirche nichts mehr tun könnte. Ich mochte die Scientology-Lehre, ich mag sie noch heute, konnte innerhalb der Sekte aber kaum noch etwas von Scientology wiederfinden.

Innerhalb der Sekte besteht unter anderem die Möglichkeit, Missstände an das Religious Technology Center, die höchste Ebene innerhalb der Scientology-Struktur, zu berichten. Gewöhnlich geschah daraufhin auch etwas zum Besseren. Als ich zum Schluss selbst von jener Stelle recht eigenartige, halbherzige Reaktionen bekam, sah ich, dass ich auf einen Wendepunkt zusteuern würde. Schließlich stieß ich auf die Internet-Seite friendsoflrh. An dieser Stelle fiel es wie Schuppen von den Augen. Der Übeltäter war Sektenführer David Miscavige höchstpersönlich. Da gab es nichts mehr, was ich innerhalb der Scientology-Kirche noch hätte tun können. Mir blieb nur noch der Austritt.

Zur Frage: „Wie kann man noch in einer (irgendeiner) Sekte gefangenen Menschen helfen, dass auch diese ihren falschen Weg erkennen?“

Auch hier liegst du schon vom Ansatz her falsch. Menschen sind normalerweise nicht in einer Sekte „gefangen“. Sie sind freiwillig, auf eigenen Wunsch, dort. Mit Versuchen, ihnen zu „helfen“, machst du dich zu deren Feind. Sie wollen und brauchen diese Art Hilfe nicht. In ihren Augen sind es feindselige Handlungen, was de facto ja auch tatsächlich so ist. Alle nötige Hilfe bekommen sie innerhalb der Sekte.

Zum „falschen Weg“: Ich finde es vom „Normalverbraucher“ recht anmaßend davon auszugehen, der eigene Weg sei der Richtige – auch andere hätten den Weg einzuschlagen, den man selbst begeht. Es unterscheidet sich in Keinster Weise von dem, was diese Leute den Sekten zum Vorwurf machen.