“ Stadtluft macht frei“, Bedeutung und Probleme?

Vielen Dank für die Antwort:) Ich konnte noch nicht ganz herauslesen was die Probleme davon waren? Gab es welche?

Durch die Niederlassung in der Stadt konnten die Menschen der Leibeigenschaft und Fron auf dem Land entkommen.

Ich habe etwas Kritik an deinem Kommentar.

Eher nicht. Denn auch sie waren ihrem Lehnsherrn weiterhin verpflichtet.

Es war auch überhaupt kein einfaches Unterfangen in der Stadt Fuß zu fassen. Das wird nach der Pest etwas einfacher. Aber es ist nicht so als wäre man in die Stadt gekommen und wäre damit automatisch Bürger geworden. Es ist ein Bürgerrecht, welches vergeben wird. Und das passiert relativ selten.

Auch in Städten hat ein eher geringer Teil der Bevölkerung das Bürgerrecht. Die meisten landen in den untersten Gesellschaftsschichten. Und davon abgesehen wollten viele auch garkein Bürgerrecht. Denn mit dem Bürgerrecht waren weitreichende Pflichten wie z.B. Bürgerwehr verbunden. Leibeigenschaft tauscht salopp gesagt Freiheit gegen "Frieden". So durften Leibeigene garkeinen Kriegsdienst leisten. Es war Ihnen verboten, auch unabhängig vom Wunsch des eigenen Lehnsherren. Der Bürger muss teure und moderne Ausrüstung bereitstellen (was man auch getan hat), um im Zweifelsfall "eingezogen" zu werden.

Auf dem Land konnten kleinen Landarbeiter entscheiden ob sie verhungern oder erfrieren oder als Truppen für den Landesherren dienen

Wie gesagt. Leibeigene durften keinen Kriegsdienst leisten. Die Beteiligung der Zivilbevölkerung am Kriegsgeschehen ist im Mittelalter kein großes Thema. Das war ja die Basis der ursprünglichen Ständegesellschaft. Das ist ein Phänomen, was erst wieder in der frühen Neuzeit aufkommt.

Im Mittelalter führten fast ausschließlich Adlige und Söldner (also Freie) Kriege. Also alle, die auch die Mittel haben effektiv Krieg zu führen und sich auszurüsten. In der Neuzeit und schon gegen Ende des Mittelalters verliert der Adel bzw. der Ritterstand zunehmend an Bedeutung in den Kriegen, weshalb sich in der frühen Neuzeit der Kriegsadel als Offiziersadel durchsetzt. Heißt - die Ritter führen kaum Kämpfe mehr selbst. Das selbe gilt übrigens auch für das feudale Japan.

Davon abgesehen haben wir im gesamten Mittelalter ein starken Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum. Hunger ist die Ausnahme, nicht die Regel. Städte wie Frankfurt hatten Vorratshaltung und konnten mehrere Jahre von Missernten ausgleichen. Das gilt auch für Dörfer nur halt in kleineren Dimensionen. Das Mittelalter war grundsätzlich eine Zeit des Klimaoptimums und riesiger technologischer Fortschritte in Sachen Landwirtschaft und Vorratshaltung gegenüber z.B. der Antike.

Dort war die Wahrscheinlichkeit von Hunger bedeutet größer. Die meisten mittelalterlichen Menschen haben weder Krieg noch Hunger erlebt.

Deshalb trennt man in den Geschichtswissenschaften auch Ereignis und Struktur stark voneinander.