"Stadtluft macht frei"

10 Antworten

Jetzt gehen wir mal 500 Jahre +/- zurück und beschäftigen uns mit den Kandidaten, die in die Stadt wollen. Sie sind a) talentiert und können handwerklich etwas, b) verfolgt, weil sie nicht gehorsam waren , c) überflüssig, weil Armunt herrscht , d) tüchtig und risikobereit, e) nicht zu fassen, weil Vielstaaterei, Zollstraßen, relgiöse Dominanz große Rollen spielen usw. In der Stadt war man frei von Registratur, Frohn,Lehen, Sonderabgaben und blindem Gehorsam. Der verlassene Herr - quasi Besitzer - war ratlos und eine Verfolgung lohnte sich nicht. Nach einem dicken Jahr urbanen Verweilens ging der Flüchtende aus der Deckung und manchem gelang es, sich mit Brief und Siegel einzunisten. Jetzt galt er als geläutert und sein Stand war legitim.---- Vorsicht = Es gibt die tollsten Erklärungen, auch in Romanen, Filmen, Chroniken. Auch meine Version kann stellenweise fraglich sein.

Der Ausspruch „Stadtluft macht frei nach Jahr und Tag“ umschreibt einen Rechtsgrundsatz im Mittelalter.

Aus Siedlungen rund um Burgen und Klöster, die etwa ab dem 11. Jahrhundert von freigekauften Leibeigenen und anderen Angehörigen des 3. Standes gegründet wurden, entstanden neben den alten römischen oder auch germanischen Gründungen weitere Städte. Dabei setzten sich immer mehr Leibeigene in die Städte ab, wo sie für ihre Grundherren zumeist unauffindbar waren.

So wurde es Rechtsbrauch, dass ein in einer Stadt wohnender Unfreier nach Jahr und Tag nicht mehr von seinem Dienstherrn zurückgefordert werden konnte und somit ein Insasse (auch Stadtbewohner) wurde. Diese Regelung wurde durch das Statutum in favorem principum (1231/32) zugunsten der Fürsten aufgegeben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtluft_macht_frei

Also das kann nicht stimmen - mir macht die meistens Kopfweh ;-)

"Stadt" ist laut, hektisch und voller Auspuffgase und armer Menschen, alle paar Meter eine Ampel - da ist die "Luft" ein paar Kilometer weiter doch deutlich besser :)


shockproof  15.11.2011, 10:17

Naja, stimmt auch nicht immer. Ich wohne seit 2003 im schönen Taunus. Allerdings war keine meiner Wohnungen vorher in Frankfurt (am Main) so laut wie jetzt das Haus auf dem Land. Wenn dir den ganzen Tag und die halbe Nacht die schweren Ackerschlepper mit Riesendieselmotor und Minischalldämpfern am Haus vorbeijagen, dass der Boden bebt, dann fragst du dich manchmal, ob du nicht im Manövergebiet wohnst! Und dann wird das ganze Jahr (außer vielleicht zur Erntezeit) dermaßen viel Schweinescheiße etc. auf den Feldern und Wiesen verklappt, dass der beißende Gestank die Lebensfreude doch schon arg trübt. Von wegen Idylle mit krähendem Hahn aufm Misthaufen und sanfter Muhkuh auf der Weide. Die sind fast alle eingesperrt. (Hähne hab ich dort noch nie gehört). Und trotz Umgehungsstraße und Bahnanschluss ist während der Rush-hour Dauerstau und Lärm und Abgasgestank. Von wegen gute Luft und Ruhe auf dem Land. Und wenn du wirklich mal ein ruhiges abgelegenes Dorf findest, dann gibts da keinen Bäcker, keinen Metzger, keinen Laden, keine Post, keinen Arzt, keine Apotheke - nichts. Außer drei Mal am Tag den Überlandbus. Auch nicht so toll.

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Im Mittelalter durfte jeder Leibeigene, der sich ein Jahr in der Stadt aufgehalten hatte, nicht von seinem Grundherrn wieder auf den Hof geholt werden. Entflohene Leibeigene versuchten daher, diese Jahr in der Stadt zu überstehen, um hinterher frei zu sein.


Dieter0624 
Fragesteller
 12.11.2011, 22:14

Danke, denke das trifft am ehesten zu ... aber wie meinst du das mit auf den hof geholt werden ?

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Schuhu  13.11.2011, 16:42
@Dieter0624

Ein Leibeigener hatte auf dem Land seines Herren zu bleiben und dort zu arbeiten. Wenn er weglief, hatte sein Herr das Recht, ihn zurückzuholen und zu bestrafen. Dieses Recht galt nicht mehr, wenn der Entflohene ein Jahr lang in der Stadt gelebt hatte.

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Ich denke da ist damit gemeint dass in der Stadt nicht jeder Jeden kennt, so wie in einem dorf und dass man deshalb freier ist, also mehr machen kann, ohne dass es gleich alle mitkriegen.