Blickwechsel 11. März 2021
Deine Fragen an einen Buddhisten
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Essen?

1 Antwort

In der Urform des Buddhismus, so wie er von den Quellen für uns dargestellt wird, gab es keine spezielle buddhistische Küche. Das hat damit zu tun, da der Buddhismus ursprünglich eine Klosterreligion war (auch wenn deren Werte & Konzepte nicht nur für den exklusiven Bereich der Mönchsgemeinschaft (Pali: Sangha) gedacht waren). Als Mönch (Bhikku) oder Nonne (Bhikkuni) bekam man sein Essen in erster Linie dadurch, dass man mit einer Bettelschale umher zog & das Nötigste einsammelte. Jedoch gab es schon damals Ideale für das richtige Essverhalten: 

- Einmal am Tag essen, war ein Ideal, dass auch Buddha selber lebte. Die positiven Effekte davon sind medizinisch bewiesen, da grob gesagt der Körper für ein paar Stunden Ruhe von Verdauungsarbeiten hat. Ich selber bin da nicht ganz so streng, aber esse in einem Intervall von acht Stunden am Tag. Wenn dich das interessiert, dann Google vielleicht einmal "intermittent fasting".

- Langsam kauen bis das Essen im Mund vollständig zerkleinert ist, ist auch ein Ideal von richtigem Essverhalten gewesen. Natürlich sind auch hier die positiven Folgen wissenschaftlich bewiesen & auch das war eine Eigenschaft von Buddha.

- Kein Fleisch essen ist auch ein wichtiger Aspekt der buddhistischen Lehre. Der Buddha hat das Essen von Fleisch nur dann gebilligt, wenn die Person, welche einem Essen gibt, nichts anderes anzubieten hat. Trotzdem haben Buddhisten im Laufe der Geschichte öfter Fleisch gegessen, da sie Buddhas Lehre falsch verstanden haben. Es kursiert nämlich der Irrglaube, der Buddha hätte das Essen von Fleisch erlaubt, wenn das Tier nicht speziell für einen selber geschlachtet wird. Das stimmt jedoch nicht. Wenn dich das mehr interessiert, dann kannst du dir diese Lehrrede von Buddha durchlesen, wo Buddha auf das Thema Fleischverzehr eingeht (Majjhima Nikaya 55: Jivaka Sutta): http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m055z.html Zudem sind heute viele Buddhisten der Ansicht, dass Buddha, sofern er heute leben würde, Veganer wäre & ernähren sich unter anderem deshalb vegan. Egal ob vegetarisch oder vegan, es geht um die Achtung vor der Natur & dem Bewusstsein, dass man auch in Tiere reinkarnieren kann bzw. das Tiere in Menschen reinkarnieren können.

Heute in Zeiten von Industrie, Massentierhaltung & Genmanipulation haben sich mehr Möglichkeiten & Probleme aufgetan. Viele Buddhisten vertreten deshalb im Bezug auf ihr Essverhalten zusätzliche Wertevorstellungen & Konzepte, z. B.: 

- regionales Essen

- saisonales Essen

- gesundes Essen

- sparsamer Umgang mit Lebensmitteln

- vollständiges verwerten der Pflanze nach ihrer Ernte 

- Dankbarkeitsrituale vor der Nahrungsaufnahme

Im japanischen Zen-Buddhismus gibt es sogar eine eigene buddhistische Küche mit dem Namen "Shojin Ryori". Neben den bereits genannten Dingen, geht es in dieser Küche auch um die geistige Haltung des Kochs bei der Nahrungszubereitung. Es wird in verschiedenen Farben gekocht & das Essen wird optisch kreativ serviert, was ein Zeichen für die Vergänglichkeit von allem Schönen sein soll. Usw. Wenn dich das mehr interessiert, dann würde ich dir einen Artikel aus der Zeitschrift "Buddhismus aktuell" empfehlen: http://www.de.emb-japan.go.jp/NaJ/NaJ1708/pdf/ryori.pdf