Warum haben Frauen im Mittelalter Kleider mit optisch größer wirkendem Po getragen?

3 Antworten

Von Experte Dirndlschneider bestätigt

Bist du dir sicher, dass du das Mittelalter meist? Von 500-1500 bevorzugte man eher eine knabenhafte schlanke Figur und kleine Apfelbrüste. Ein mittelalterliches Mieder war auch nicht sehr eng geschnürt, sondern eher zweckmäßig und eher leicht stützend, schränkte die Trägerin im Gegensatz zum Korsett aber nicht ein.

Korsetts und Reifröcke (Betonung der Hüften) kamen erst im Barock in Mode (1600-1720).

Tournürenkleider mit extrem engen Korsett und großer Betonung des Gesäß findet man noch später im Viktorianischen Zeitalter (1840-1900/England) oder noch ausgeprägter in der französischen Belle Epoque (1870-1905)

Modegeschmack ist halt dem Wandel unterworfen.

Ein wichtiger Punkt war, dass man die langen Kleider schlecht vorn und hinten hochalten konnte, wenn man durch den Dreck lief: Deshalb war die Mode auch Ende des 19. Jh. auf dem Dorf beliebt.

Und weil man das Kleid relativ einfach verändern konnte, wenn man sich ein Kissen auf der Rückseite einnähte.

Das habe ich von einer Frau gelernt, die in den 1890er Jahren auf dem Dorf aufgewachsen ist. (Offenkundig lebt sie nicht mehr.)

Miniaturwelt  02.05.2024, 20:10
Ein wichtiger Punkt war, dass man die langen Kleider schlecht vorn und hinten hochalten konnte, wenn man durch den Dreck lief:

Welcher Dreck denn?

Ganz im Gegenteil lange Mode ist im Mittelalter sehr häufig sehr weit verbreitet.

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Fontanefan  02.05.2024, 21:56
@Miniaturwelt

Meinst du im Mittelalter wären Straßen sauber gewesen, wo doch die Straße die nicht vorhandene Kanalisation ersetzen musste? Und Dorfstraßen waren auch Ende des 19. Jh. meist nicht gepflastert.

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Miniaturwelt  03.05.2024, 01:05
@Fontanefan
Meinst du im Mittelalter wären Straßen sauber gewesen, wo doch die Straße die nicht vorhandene Kanalisation ersetzen musste? 

Du hast offensichtlich vom Thema wenig Ahnung. Ist auch nicht weiter schlimm. Ich weiß, dass Straßen keine Kanalisation ersetzen mussten, weil bei Städten wie Frankfurt, Köln etc. Noch keine Kanalisation benötigen.

Die Größenordnung stimmen nicht. Frankfurt als wichtige Messestadt hatte etwas 20-30k Einwohner. Davon abgesehen hatten viele größere Städten die groß im Bierbrau oder Weinanbau waren (also vorallem Städte der Hanse) bereits Abfluss- und Wasserleitungssysteme. Teils auch unglaublich aufwendig.

Man darf sich Städte im Mittelalter nicht wie heute und der Neuzeit vorstellen. Selbst im Stadtkern wurden Felder in Hinterhäusern angelegt. Allgemein war noch der Großteil der Fläche der meisten Städte landwirtschaftlich genutzt.

Wir haben durch das Mittelalter hinweg Düngermangel. Die meisten Menschen haben ihren Abfall entweder wiederverwendet oder den biologischen Abfall im eingezäunten Hinterhaus gelagert und als Dünger verwendet. Niemand hat seine Abfälle und gerade biologischen Abfall auf der Straße entleert. Denn der war bares Geld wert.

Die Strafe für solches Verhalten (wir kennen Extremfälle, wo Leute ihren Misthaufen umgegraben haben, weil sie ihren Hinterhof umgebaut haben). Die Strafe der Stadt war, dass der Erlös aus den Einnahmen des Düngers letzlich an die Stadt Frankfurt ging.

Und Dorfstraßen waren auch Ende des 19. Jh. meist nicht gepflastert.

Klar. Weil viele der damaligen Dörfer zu heutigen Kleinstadten gewachsen sind. Dörfer im Mittelalter waren relativ weitläufig. Diese zu Pflastern ist weder notwendig noch wirtschaftlich sinnvoll.

Aber wer sein Geschichtswissen von TerraX und nicht aus geschichtswissenschaftlichen Quellen bezieht, kann über die dauernd reproduzierten Vorurteile der Neuzeit wenig Wissen.

Unser heutiges Geschichtsverständnis über das Mittelalter stammt aus der Neuzeit (aus einer Zeit, in der Zentralisierung wieder Konjunktur hatte), um das was zwischen der Antike und dem Jetztzustand stand zu diskreditieren, um die eigene Epoche und ihre Unzulänglichkeiten aufzuwerten. Das macht unsere Moderne übrigens auch gerne.

Was man nicht tun sollte, ist das Mittelalter zu romantisieren.

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Fontanefan  03.05.2024, 08:30
@Miniaturwelt

Welche meiner Aussagen konntest du korrigieren? - Weshalb kam es im Mittelalter zu verheerenden Seuchen, verglichen mit deren Folgen die die Covid-Pandemie geradezu harmlos wirkt? - Ist es eine Romantisierung des Mittelalters, wenn ich darauf hinweise, dass es in den städtischen Straßen meist schmutzig war, weil es dort keine Kanalisation gab?

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Miniaturwelt  03.05.2024, 13:16
@Fontanefan
Welche meiner Aussagen konntest du korrigieren? 

Alle. Deine Aussagen sind frei erfunden. Fast wie die die von Fontane.

Weshalb kam es im Mittelalter zu verheerenden Seuchen

Keine Mehrzahl. Im 14 Jahrhundert gab es vorallem die Pestwellen.

Aber interessanterweise, haben die Entstehung von Krankheitserreger mit Hygiene weniger zutun als du glaubst.

Nach deiner Logik hätte Corona bei uns im Westen ja überhaupt kein Effekt haben dürfen.

Du unterschätzt auch den Pesterreger in seiner Ansteckbarkeit. Mit z.B. einem mutierten Pesterreger ( der seinen Wirt nicht ganz so schnell tötet, als das Original und sich z.B. über Wasser ausbreitet) könnte man auch heute enorm viel schaden anrichten.

Weil der Pesterreger so schnell ansteckend und so tödlich ist.

Ist es eine Romantisierung des Mittelalters, wenn ich darauf hinweise, dass es in den städtischen Straßen meist schmutzig war, weil es dort keine Kanalisation gab?

Nein. Es ist eine falsche Vorstellung, die mit dem Stand der Forschung überhaupt nichts zutun hat.

Nochmal. Offenbar bist du kein Blitzmerker - eine damalige Stadt braucht noch überhaupt keine Kanalisation. Und nochmals. Wir haben Wasserleistungssystems.

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Fontanefan  03.05.2024, 16:08
@Miniaturwelt

Danke für deine Erläuterungen darüber, was ich weiß und was ich nicht weiß. - Ich habe darüber offenbar unzureichende Kenntnis.

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Miniaturwelt  03.05.2024, 16:35
@Fontanefan

Was ja überhaupt nichts schlimmes ist. Über das Mittelalter herrschen gerade in der Populärkultur viele Missverständnisse und Vorurteile, die unreflektiert aus anderen Epochen übernommen wurde.

Quellenanalyse wird in der modernen Geschichtsforschung immer wichtiger. Die Quellen auch auf ihre Glaubwürdigkeit hin zu prüfen.

Das kommt daher, weil sich in der frühen Neuzeit ein Weltbild geprägt hat, was sich durch immer stärkere Zentralisierung, wie wir sie aus der Antike kennen, etabliert hat. Man wollte sich vom dezentralen Mittelalter abgrenzen und die eigene Epoche überheben, auch um die großen Missstände der Neuzeit zu glorifizieren und die eigene Zeit zu idealisieren. Man sah sich als " neue Antike "

In der Neuzeit haben wir z.B. immer mehr Beteiligung der Zivilbevölkerung an Kriegshandlungen. Da Menschen weder gerne sterben, noch gerne töten, braucht es diese ideologische Basis um normale Menschen ins töten oder in den Tod zu schicken.

Es ist nicht mein Ziel dich als "ungebildet" darzustellen. Das wird auch schwierig, da du offenbar durchaus eine belesene Person bist. Entweder das Mittelalter interessiert einen als Zeitepoche oder eben nicht. Aber dann sollte man auch einsichtig sein, wenn einen Leute mit deutlich mehr Ahnung von der Thematik korrigieren.

Wenn du noch weitere Fragen zum Thema hast, antworte ich gerne mit entsprechenden Quellen.

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Jede Zeit hatte ihre Moden. Ausladende Hüften galten als schick.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung