Blickwechsel 11. März 2021
Deine Fragen an einen Buddhisten
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Welche Bedeutung hat der Dalai Lama?

2 Antworten

Wie du bestimmt weißt ist es so, dass die Reinkarnation des Dalai Lama nach seinem Tod gesucht & wieder in sein Amt eingesetzt wird. Damit ist er ein Trülku von denen es im tibetischen Buddhismus etwa 1000 Stück gibt. Der erste Träger des Titels Dalai Lama hat im 14. Jahrhundert gelebt & hieß Gendün Trüb. Er war Schüler des berühmten tibetischen Meisters Tshongkapa, welcher innerhalb des tibetischen Buddhismus eine Art Reformator war. Auch wenn Gendün Trub an sich wenig besonderes in seinem Leben bewirkt hat, gibt es eine mythologische Vorgeschichte zu ihm. Anscheinend war in einem früheren Leben der tibetische Buddha Avalokiteshvara, welcher für die Tugend des Mitgefühls fehlt. Der Mythos besagt, dass dieser Buddha auf seinen vielen Reisen das Leid der Welt gesehen hat & es nicht ertragen konnte nur geringfügig helfen zu können. Um seinen Einfluss zu erweitern hat er seinen Körper in mehrere Teile zerrissen, weshalb er zu seinem Lebzeiten mehrere Köpfe & 111 Arme mehr hatte. Zudem beschloss Avalokiteshvara nach seinem Tod zu reinkarnieren (Buddhas tun für gewöhnlich zu etwas nicht), um den Menschen weiterhelfen zu können. Soweit ich weiß aber nicht nur als eine Person, denn er konnte sich auch als mehrere Menschen reinkarnieren. Aus einer seiner Reinkarnationen wurde der Dalai Lama.

Und welche Bedeutung hat er generell für die Buddhisten? Gibt es innerhalb unterschiedliche Bedeutungen?

Der Dalai Lama samt seiner mythologischen Vorgeschichte war ursprünglich ein nur im tibetischen Buddhismus bekanntes Phänomen. Andere buddhistische Schulen wussten lange Zeit sogar nichts davon oder nur in sehr gebildeten Kreisen. Weltweite Präsenz erlangte das ganze erst durch den aktuellen Dalai Lama XIV. Demnach gibt es außerhalb des tibetischen Buddhismus keine vorgefertigte Meinung dafür. Jeder Buddhist kann selber entscheiden, wie er zu ihm steht.

Welche Bedeutung hat der Dalai Lama für dich persönlich?

Das erste Mal bin ich mit dem Buddhismus in Berührung gekommen, als ich als Kind den Film "Sieben Jahre in Tibet" gesehen habe. In dem Film geht es u.a. um die Kindheit des Dalai Lama & ich weiß noch welche Begeisterung das ganze in mir ausgelöst hat. Als ich damals angefangen habe selber über den Buddhismus zu recherchieren, waren die ersten Bücher die ich gelesen habe, die vom Dalai Lama. Durch meine Internetrecherchen wusste ich von dem ganzen zu viel, als dass ich hätte ein Einführungsbuch lesen müssen. Für original buddhistische Quellen war ich aber noch nicht reif genug. Für Anfänger, aber nicht voller Anfänger, eignen sich seine Bücher perfekt. Mittlerweile habe ich sechs Stück gelesen. In den meisten Punkten teile ich auch seine Meinung.

Bei der ganzen Wertschätzung, welche ich für ihn habe, muss ich ehrlich sagen, dass ich nicht an den Mythos hinter ihm von Buddha Avalokiteshvara Glaube. Das würde bedeuten, dass der Dalai Lama ein Buddha wäre. Oft wird das auch so verstanden. Das kann aber nicht sein, da der Dalai Lama selber zugibt, trotz Meditation noch leichte Probleme mit affektiver Wut zu haben. Daher kann er kein Buddha sein. Zudem ist es sein Ziel die Erleuchtung zu erlangen. Ein Buddha hat bereits die Erleuchtung erlangt, weshalb der Dalai Lama noch kein Buddha sein kann. abschließend möchte ich noch sagen, dass ich der Meinung bin, dass ein Buddha nicht mehr wiedergeboren werden kann, auch wenn er das möchte. Dies ist eine Ansicht, welche weniger wie die Hälfte aller Buddhisten vertreten. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung, da ich Gegenteiliges nicht aus den Schriften herauslesen kann & weil ich es für ein Resultat von Wunschdenken halte.

Mir bedeutet der Dalai Lama gar nichts.

Der "tibetische Buddhismus" ist ja eine Bönreligion vermischt mit Lamaismus, hat also mit Buddha rein nichts zu tun.