Warum ist Netzwerken bei den Freimaurern verpönt?
Die Freimaurer nennen es ja, glaube ich, "Geschäftsmaurerei". Ich kann ja verstehen, dass man eine Loge nicht zu einem Geschäftsklüngel verkommen lassen will. Aber ist das wirklich so streng?
Beispiel: Wenn man jetzt einen Sohn hat, der Architektur studiert und einen Praktikumsplatz sucht und ein Logen-Bruder betreibt ein großes Architekturbüro, wäre das wirklich so ein riesiger Faux Pas, wenn man ihn danach fragen würde?
Eigentlich ist es ja völlig normal, wenn eine Gruppe Menschen regelmäßig zusammen kommt, dass man solche Kontakte auch nutzt. Das ist ja prinzipiell nichts unmoralisches.
2 Antworten
Hallo, Jessy.
Selbstverständlich wird man Jemanden, mit dem man regelmäßig verkehrt, um Rat fragen, wenn man einer Auskunft bedarf.
Sobald jedoch auch nur der Eindruck entstehen könnte, man möchte seine Mitgliedschaft für kommerzielle Zwecke oder zur eigenen Vorteilsnahme nutzen, bekommt das Ganze ein "Gschmäckle" und man wird es bleiben lassen.
Die Vorsicht bei derartigen Fragen liegt in der Regel häufiger beim Anfragenden als beim Angefragten.
Verständlicher wird diese Selbstverständlichkeit, wenn man berücksichtigt, dass Freimaurerei stark dem Grundsatz der Selbstverpflichtung und Selbstbeschränkung unterliegt.
Im Zuge dieser Grundphilosophie ist man auch gewohnt, das eigene Handeln in Hinblick auf mögliche amoralischen Ansätze zu reflektieren. Wir machen es uns in der Regel eben selbst nicht leicht :D
Herzliche Grüße
krato333
Goethe (ebenfalls Freimaurer) hat dazu ein schönes Gedicht geschrieben:
Sonette
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
Und haben sich, eh man es denkt, gefunden;
Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden
Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.
So ists mit aller Bildung auch beschaffen
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.
Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.
Herzliche Grüße
krato333
Beispiel: Wenn man jetzt einen Sohn hat, der Architektur studiert und einen Praktikumsplatz sucht und ein Logen-Bruder betreibt ein großes Architekturbüro, wäre das wirklich so ein riesiger Faux Pas, wenn man ihn danach fragen würde?
Um den Bruder nicht in Verlegenheit zu bringen und sich selbst nicht in den Verdacht der Vorteilnahme, könnte man einfach fragen, ob er Stellen für Praktikanten anbietet und ob sich Sohnemann um ein Praktikum bewerben darf? Das ist ja relativ unverfänglich und unverbindlich.
Ja, den Eindruck habe ich auch. Aber wenn man menschlich wachsen will, gehört es vermutlich dazu, sich selbst und seine Handlungsweisen ständig zu hinterfragen.
Vielen Dank!