Warum hat es der Ablativ nicht in die deutsche Grammatik geschafft?

5 Antworten

Das „Warum“ ist nicht zu klären, aber zum „Daß“ kann ich was beitragen: Der Ablativ scheint bereits gemeingermanisch nicht mehr vorhanden zu sein, denn auch das Gothische (das sich von dem Zweig, der zum Deutschen führt, bereits im 1. JT v. Chr. getrennt hat und das auch früh belegt ist) hatte keinen Ablativ (dafür aber einen Instrumental, der es i Lateinischen und Griechischen nicht geschafft hat).

Wenn man nicht annimmt, daß Gothisch und Deutsch unabhängig voneinander den Ablativ verloren haben, dann muß der Verlust bereits vor mehr als ca. 2500 Jahren erfolgt sein.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

mk121957  07.06.2018, 08:29

Der Instrumental ist im Ablativ aufgegangen, auch der Lokativ. Der Ablativ ist schon im Lateinischen eigentlich ein Mix aus mehreren, schon damals partiell ausgestorbenen anderen Fällen.

Noch ein Hinweis: Sprachen tendieren von Formenvielfalt zu Formenarmut. Betrachte das Englische: Hier ist die Wortstellung so wichtig, weil es keine eigenen Formen für die verschiedenen Fällen mehr gibt.

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indiachinacook  07.06.2018, 10:06
@mk121957

Klar, die Funktion der Fälle geht nicht wirklich verloren, aber die Formen gehen zugrunde. Wobei das auch nicht so einfach ist, der griechische Dativ speist sich formenmäßig weniger aus dem echten Dativ als aus dem Lokativ.

Was Dein zweites Argument betrifft: Das lese ich auch immer wieder, und man findet überall Beispiele dazu. Aber es kann nicht die ganze Wahrheit sein, denn sonst wären flektierende Sprachen ja schon längst ausgestorben. Es muß also auch einen Mechanismus geben, durc den silierende Sprachen wieder eine Flexion entwickeln können, damit der Cyclus von vorne beginnen kann.

Blöderweise kenne ich keinen solchen Mechanismus. Zwar weiß ich ein paar Fälle, in denen eine isolierende Sprache ein Flexionssystem entwickelt hat, aber aber das war durch Kontakt mit flektierenden Sprachen bedingt.

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Indirekt haben wir ihn ja schon. Bei uns ist der Ablativ nur kein abgesonderter Fall mehr, da es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt ihn zu übersetzen. Wenn du einen lateinischen Text übersetzt unterscheidet man ja beispielsweise zwischen Abl. loci, temporis, instrumentalis und so weiter und so fort.

Ich hoffe die Antwort hilft dir weiter :D

Gute Frage - ungewollt doppeldeutig in der Zielrichtung.
In der indogermanischen Ursprache war er noch da - sowie viele andere Fälle, insgesamt vermutlich acht. Es kamen also keine Fälle von irgendwoher in die Sprache hinein, aus der auch Deutsch hervorgegangen ist, sondern die Frage war, welche durch umständlichere Konstruktionen (Präpositionalobjekte, Umstandsbestimmmungen. Nebensätze) aus der Sprache herausgekommen sind. Dazu zählt eben auch der Ablativ, den die indogermanische Sprache als eine Art Instrumental kannte.

Mehr davon hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Indogermanische_Ursprache

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb