Latein et und -que?

3 Antworten

Daß es für ein und dieselbe Bedeutung mehrere Wörter gibt, kommt in allen Spra­chen vor. Konjunktionen sind dafür besonders anfällig, so kannst Du z.B. in vielen deut­schen Sätzen weil und da ohne Beutungsunterschied verwenden. Auch zu und hat das Deutsche ein Synonym, nämlich sowie (das geht allerdings nur in Auf­zäh­lun­gen, nicht zur Einleitung eines Satzes).

Das lateinische et stammt von einer indogermanischen Wurzel h₁eti mit der rekon­stru­ier­ten Bedeutung ‘darüber, jenseits’; es ist leicht zu sehen, wie sich daraus die Be­deu­­tung ‘und’ entwickeln kann („darüber hinaus, weiters“). Das Wort gibt es auch in an­de­­ren Sprachen, z.B. griech. ἔτι éti mit sowohl zeitlicher als auch vergleichen­der Bedeu­­tung, und im Germanischen existierte es als Vorsilbe mit der Bedeutung ‘wie­der’, ist aber weit­gehend ausgestorben. Ein Überlebender ist engl. eddy ‘Wasser­wirbel’, wört­lich ‘Wiederwasser’ (das zweite Element, geschrumpft auf den Buch­sta­ben y, ist mit Deutsch Au oder lat. aqua verwandt).

Das lateinische -que geht auf ein indogermanisches -kʷe zurück, das ebenfalls en­kli­tisch war (also an das vorangehende Wort angehängt wurde). Viele indogerma­ni­sche Sprachen haben es erhalten, z.B. griech τε te oder Saṁskr̥t च ca ‘und’, und auch ger­ma­ni­sche Sprachen hatten ein enklitisches -hw mit der Bedeutung ‘und’', das im Lauf der Zeit stark geschrumpft und längst nicht mehr produktiv verwendet wird, aber Res­te davon siehst Du in noch (≈‘und nun’) oder doch (≈‘und dann’, ent­spricht engl. though).

Im Lateinischen sind et und -que nicht ganz gleichbedeutend, da -que eine engere Bin­dung der beiden Begriffe ausdrückt und typischerweise bei gleichartigen oder zu­sam­men­gehörenden Elementen verwendet wird, die eine natürliche Einheit bilden.

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Genauso gibt es auch für "oder" (mindestens) zwei lateinische Begriffe: "sive" und "seu". Da macht es sogar noch weniger Sinn, weil beide alleine stehen; bei "et" und "-que" ist zumindest eines an ein Wort angehängt und das andere nicht.

Warum oder wie sich das so entwickelt hat, kann ich dir nicht sagen, es ist aber hilfreich in der Dichtung, diese Auswahl zu haben.

LG Thorax

Bei Sprachen soll man nicht nach dem Warum fragen. Es hat sich halt so entwickelt.

Das heßt aber auch, man muss bei der Übersetzung die Kurve kriegen

Bei der normalen Aufzählung verwendet der Lateiner gar kein et. Wenn du also "veni vidi vici" übersetzt, hast du im Deutschen "ich kam, sah und siegte". (Andere Übersetzungen sind aber auch zulässig.)

Das et steht gewöhnlich zwischen allen Elementen einer Aufzählung oder gar nicht.

Das -que wiederum bindet besonders und steht nur hinter dem letzten Element der Aufzählung -- ggf. auch bei 2 Elementen.
(Senatus Populusque Romanus (SPQR), wo das -que sehr hervorgehoben wird,)

Wir hätten dann noch et ... et, was im Deutschen meist als sowohl ... als auch ankommt.

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