Wieso können Hunde plötzlich durchdrehen, obwohl sie vorher komplett unauffällig waren?

7 Antworten

Hallo,

Für mich gibt es nur drei Erklärungsansätze dafür:

1. Der Hund ist nicht wesensfest

Gerade Hunde mit Schutztrieb aus unseriösen Zuchten haben oftmals keine Wesensfestigkeit, heißt bei den Elterntieren fand meist schon keine ausreichende Sozialisation statt und bei den Welpen eben so wenig. Durch Ahnungslosigkeit werden Hunde verpaart, die überhaupt nicht zueinander passen oder die einfach nicht zuchttauglich sind. Und ja - Verhaltensweisen sind vererbbar

2. Die Halter konnten ihren Hund nicht lesen

Gerade wenn ich hier oft von diesen ganzen Rudelführertheorien lese, weiß ich warum es so viele versaute Hunde gibt. Manche Rassen werden durch diesen Erziehungsstil ängstlicher, aber gerade gewisse Schutzhunderassen neigen halt eher dazu nach vorne zu gehen, da sie dieses Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit auch irgendwo angezüchtet bekommen haben. Solche Hunde brauchen eine Führungsperson die ihnen IMMER Sicherheit bieten kann, der Hund darf niemals in seiner Unsicherheit etwas selber regeln, denn dann kommt sowas raus. Und wenn ich meinen Hund nicht lesen kann, dann habe ich als Halter schon zweimal versagt. Ein Rottweiler z.b weiß nicht, dass er ein Rottweiler ist, man muss seine Ängste genauso ernst nehmen wie bei jedem anderen hund und das vergessen manche.

3. Hirntumor oder sonstige Krankheit

Kommt leider mal vor...


Goodnight  08.09.2022, 17:22

Danke @Pingulini sehr gut geschrieben!

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Pingulini  08.09.2022, 17:33
@Goodnight

Das Thema interessiert mich selbst einfach auch sehr. Muss mich eh immer bemühen es kurz zu halten, sonst liest das keiner mehr😅 danke 😊

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Ein Hund der von 0 auf 100 so ab geht kann nicht ewig unauffällig gewesen sein. Es gibt mehrere Möglichkeiten:

1. Der Hund muss schon vorher irgendwie Anzeichen gemacht haben dass etwas nicht stimmt.

2. Der Hund wurde, wenn auch evtl unbewusst, gefrustet, durfte/konnte diesen nicht abbauen und dann ist irgendwann mal die Bombe hoch gegangen.

3. Der Hund ist, auch wenn es die Halter evtl nicht wussten, krank gewesen.

Beim Dobermann muss ich ehrlich sagen glaube ich dass es Nummer 3 ist. Eine gute Freundin von mir hat Jahrelang beim Tierarzt gearbeitet und hatte mir erzählt dass der Dobermann so kaputt gezüchtet wurde dass das Hirn eigentlich zu groß für den Kopf sei. Daher haben die manchmal anscheinend solche "Ticks". Ich könnte mir daher gut vorstellen dass der Hund evtl solch einen "Tick" hatte. Möchte aber nichts falsches sagen, dies ist lediglich eine Theorie meinerseits was auf keinerlei Fakten basieren muss! Wie gesagt das mit dem Problem im Kopf hatte mir eine Freundin erzählt. Ob das tatsächlich stimmt weiß ich nicht. Hab mich nie weiter damit beschäftigt.

Beim Rottweiler war es mit Sicherheit Nummer 1 oder 2... Das was manche Leute "Auslastung" nennen ist oft nur ein paar Runden um den Block laufen. Dazu kommt dass leider die meisten Leute welche sich solche Hunde holen absolut keine Ahnung, geschweige denn Interesse, von der Körpersprache der Hunde haben. Hauptsache man kann auf dicke Hose machen. 🤷🏻‍♂️

In beiden Fällen haben jedenfalls die Halter versagt. Die Hunde haben alle drei mit Sicherheit ihre Zeichen von sich gegeben, aber es wird wie so oft gekonnt vom Halter ignoriert.

Und nein an der Rasse liegt es auch nicht, aggression ist nicht vererbbar.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Chain456 
Fragesteller
 08.09.2022, 13:10

Danke auch für die tolle Antwort und deine Mühe! 

Habe bitte noch eine Frage an dich: Ein Hund der fast 1,5 Jahre alt ist, und bei seinem alten Besitzer getreten wurde, und vllt mit einem Stock ähnlichen Gegenstand geschlagen, also aversive Erziehung, und dieser jetzt einen neuen Besitzer hat, der ihn mit Konsequenz, aber Liebe erzieht, nicht die Hände zur Bestrafung nutzt, kann dieser Hund später immer noch durchdrehen deiner Meinung nach?

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Silanor  08.09.2022, 13:26
@Chain456

Gerne!

Ja natürlich kann ein Hund mit Trauma immer mal irgendwie ausrasten. Das ist leider so... Daher muss man mit solch einem Hund wirklich gut umgehen, Druck, Zwang und Gewalt sind der falsche Weg.

Viel Verständnis, Konsequenz, und Auslastung sind der Schlüssel zum Erfolg bei solchen Hunden (; Aber es sind nunmal Tiere und keine Maschinen. Daher wie gesagt, wie wir Menschen auch nach einem Trauma kann da irgendwann mal ein Moment kommen wo der Hund sich evtl echt daneben benimmt...

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Hunde tun nahezu nie etwas ohne Grund. Oftmals erkennen wir Menschen die Stress-Signale bzw. Deeskalierungs-Versuche seitens unserer Hunde (auch Beschwichtigungs-Signale) nicht oder zu spät. In vielen Fällen haben die Hunde schon vorher gezeigt, dass sie mit einer bestimmten Situation überfordert sind, aber der HH hat es nicht bemerkt. In manchen Fällen sind es auch Schmerzen oder Erkrankungen und im Falle von bestimmten Erkrankungen können Hunde schon mal scheinbar grundlos angreifen. Man denke nur mal an die Cockerwut oder die Bulliwut (gemeint sind Bullterrier). Kannst ja mal Google dazu befragen.

Und oftmals ist es auch eine Frage der Erziehungsmethoden. Viele Menschen sind nach wie vor der Auffassung, (vor allem) bestimmte Rassen könne man nur mit aversiven Methoden trainieren. Dass die dann irgendwann "explodieren" braucht niemanden zu wundern. Da hilft die beste Auslastung nix. Außerdem kann man es mit der Auslastung auch übertreiben.


Chain456 
Fragesteller
 08.09.2022, 01:39

Danke für die tolle Antwort und deine Mühe!
habe noch eine Frage an dich: Ein Hund der fast 1,5 Jahre alt ist, und bei seinem alten Besitzer getreten wurde, und vllt mit einem Stock ähnlichen Gegenstand geschlagen, also aversive Erziehung, und dieser jetzt einen neuen Besitzer hat, der ihn mit Konsequenz, aber Liebe erzieht, nicht die Hände zur Bestrafung nutzt, kann dieser Hund später immer noch durchdrehen deiner Meinung nach?

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Die Hunde haben geduldig auf ihre Chance zur Rache gewartet. Das passiert meistens wenn sie von Menschen davon abgehalten werden, eigenen Nachwuchs aufzuziehen.


Chain456 
Fragesteller
 08.09.2022, 00:29

Hey, meinst du damit auch Fall 1 und 3?

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Chain456 
Fragesteller
 08.09.2022, 00:31
@FabianPavian

Okay. Also du meinst, wenn Hündinnen nicht schwanger werden dürfen oder auch weil man die Welpen nach einer Zeit abgibt?

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Chain456 
Fragesteller
 08.09.2022, 01:41
@FabianPavian

Ok danke für deine interessante Antwort. Hast du sowas schon miterlebt?

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moony1990  08.09.2022, 00:35

So ein Schwachsinn. Hunde haben keine Rachegedanken und brauchen auch keinen Nachwuchs bekommen, um glücklich zu sein!

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JustASingle  08.09.2022, 10:39

Das ist absoluter Unfug.

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Da gibt's viele Möglichkeiten :

Halter erkennen Stressignale nicht

Angst

Stress

Ererbtes Verhaltensrepertoire/ Genetische Disposition

Krankheit (Tumor)

Chronische Schmerzen.

Eine Kombination mehrerer Faktoren


Chain456 
Fragesteller
 08.09.2022, 13:09

Danke!!

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