Wieso glauben Ostdeutsche nicht an Götter?

15 Antworten

Wieso glauben Ostdeutsche nicht an Götter?

Kannst Du diese Unterstellung auch durch Beweise bestätigen? Ich bin selbst in der DDR geboren, aufgewachsen und habe, mal abgesehen von Montage und Urlaub nie außerhalb von Brandenburg gelebt und würde daher behaupten, dass ich ein "Ostdeutscher" bin, aber ebenso weiß ich, dass ich ein Gläubiger Christ bin, der, im Gegensatz zu solchen Christen, die meinen, dass der Glaube allein schon genügen würde, auch aktiv nach den Werten lebt, an die man als Christ, also als jemand, der an Jesus glaubt, auch glauben sollte. Und in meiner Familie, die größtenteils auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR lebt, sind praktisch alle ebenfalls Christen, die soweit mir bekannt auch entsprechend gläubig sind. Zudem, in der Gemeinde, der ich angehöre, gibt es ebenfalls viele, die eindeutig Deiner Unterstellung widerlegen.

Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Atheisten wie in Ostdeutschland.

Auch das wage ich sehr zu bezweifeln, sowohl prozentual, als auch in absoluten Zahlen. Prozentual dürfte beispielsweise Nordkorea die Nase in der Statistik weit vorn haben und in absoluten Zahlen vermutlich Länder mit vielen Einwohnern, wie etwa China, Russland oder die USA. In letzterer Hinsicht kann Deutschland sogar insgesamt mit seinen etwa 83 Millionen Menschen wohl kaum mithalten, und laut dieser Statistik lebten im Dezember 2022 davon nur 12,6 Millionen in Ostdeutschland.

Was läuft da besser als im Rest der Welt?

Besser? Ich glaube, Du warst noch nie in Ostdeutschland, oder? Durch Urlaub und Montage hatte ich schon Anlass und Gelegenheit, außerhalb Ostdeutschlands zu sein und kann daher durchaus Vergleiche anstellen, aber auch die Unterstellung dieser Frage weiß ich als ebenfalls haltlos, ja sogar als faktenignorant oder treffender als eindeutig widerlegt - jedenfalls sofern es einen Ost-West--Vergleich in Deutschland betrifft.

Von Experte Udavu bestätigt

Liegt an der ehemaligen DDR.

Das Verhältnis von Christen und Kirchen in der DDR mit der sozialistischen Staatsführung war nahezu über die gesamte DDR-Zeit schwierig und mit gezielter staatlicher Unterdrückung verbunden.
Christen stellten zum Zeitpunkt der Gründung der DDR 1949 mit ca. 92 Prozent eine deutliche Mehrheit ihrer Bevölkerung dar. Die größte Religionsgemeinschaft waren die evangelischen Landeskirchen, bis 1969 gesamtdeutsch in der EKD und anschließend im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDRorganisiert, gefolgt von der römisch-katholischen Kirche. Im Laufe der Zeit verminderte sich die Zahl der Kirchenmitglieder, unter anderem aufgrund einer atheistischen Bildungs- und Religionspolitik, die ein nicht-religiöses und materialistisches Weltbild propagierte und Repressionen gegenüber Gläubigen und Kirchen beinhaltete.
Nach zeitweiser Neutralität nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erhöhten sich schnell die Spannungen zwischen DDR-Führung und den Kirchen. In der Folge versuchte die Regierung aktiv und mit Repressionen, den Einfluss der Kirchen zurückzudrängen. Erst mit dem Mauerbau 1961 entspannte sich die Situation und es kam zu gegenseitigen Zugeständnissen. Dennoch blieben die Kirchen Zentren des Widerstands gegen die DDR, sodass sie im Wendeprozess eine entscheidende Rolle spielten. Die staatlichen Maßnahmen verstärkten eine Entchristlichungder gesamten Gesellschaft; als langfristige Folge gehört auch heute noch die Mehrheit der ehemaligen DDR-Bürger keiner Kirche an, und Religion, GlaubeReligiosität und Spiritualitätspielen in den neuen Bundesländern eine geringere Rolle als in den alten Bundesländern.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Christen_und_Kirchen_in_der_DDR


User321412849  25.10.2023, 17:51

Nee, SED- und Kirchen-Obere verstanden sich prima, bis auf den Glaubens-Punkt. Erich hätte diese Leute nie zu Gesprächen - hinterher mit Foto und Film in den Ostmedien - eingeladen, wenn er die nicht im Griff gehabt hätte.

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Religiosität wurde während der Zeit der DDR gezielt und bewusst abgeschafft. Die Menschen wurden hauptsächlich vom Staat erzogen, nach deren Leitmotiven (Jungpioniere etc.)

Religiöse Feste wie Reformation/Kommunion wurden bspw. durch unreligiöse Feste wie "Jugendweihe" ersetzt.

Das kann man positiv auslegen. Kritik an religiösen Feiern war häufig, dass die Institution der Kirche zu allen wichtigen Ereignissen im Leben der Gemeindemitglieder involviert sein wollte, um dadurch irgendeine Form von Einfluss oder Kontrolle auszuüben (Sakramente): Taufe = Geburt. Firmung = Übergang zum Erwachsenen. Ehe/Hochzeit = Familiengründung. Weihe und Buße = Belobigung für besondere Dienste, Beichten von Sünden und Geheimnissen. Krankensalbung = Tod.

Negativ ist allerdings das stattdessen der Staat ins private Leben der Menschen stärker Einfluss nehmen wollte um seine Ideologie zu verbreiten und zu festigen. Eine andere Form von Kontrolle.


User321412849  25.10.2023, 17:54

Kein einziges Fest der Kirchen wurde ersetzt. Man hatte freie Wahl zwischen Jugendweihe, Konfirmation und Kommunion ...

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II99II  25.10.2023, 18:30
@User321412849

Richtig. Es wurde aber "begünstigt", Alternativen zu kirchlichen Traditionen zu wählen.

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Es läuft nicht besser - es sind die Ueberreste einer atheistischen Erziehung in der ehemaligen DDR.

Die Kirchen wurden in der DDR unterdrückt und offensichtlich effektiver als weiter im Osten. Und ich sehe da nichts was das besser macht.


User321412849  25.10.2023, 17:57

Kirchen und Staat kollaborierten nachweislich.

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wyooo  25.10.2023, 21:22
@zetra

Das dürfte ihm schwerfallen...

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