Meine Tochter möchte sich mit 12 schminken?

ungeschminkt = Kleinkind

geschminkt = ?

? = erwachsen wohl kaum mit 12 ...

eher Lolita für Arme ... so sind manche auch angezogen ...

Nun müsste sich an die Antworten Deiner Tochter die Frage anschließen, was denn am Kleinkind sein so schlecht war? Wenn ihr ein vertrauensvolles Verhältnis habt und Deine Tochter ein bewusster Mensch ist, wird sie Dir von all den Übergriffen der Erwachsenen berichten, die ihr das Kleinkind sein zu einer Last gemacht haben.

Wie viele Neins sie gehört hat, wie oft sie nicht so sein durfte, wie sie war und nicht tun durfte, was sie für richtig hielt. Wie oft sie ihre Bedürfnisse zurückgestellt hat, um die gerechtfertigten und ungerechtfertigten Erwartungen der Erwachsenen zu erfüllen, nur damit sie geliebt wird und dazugehören darf (Das will sie jetzt auch und wenn die anderen sich schminken und sie selbst nicht, gehört sie wieder nicht dazu).

Wir Erwachsenen glauben, seit wir die Kinder nicht mehr schlagen, tun wir ihnen keine Gewalt mehr an. Wir wissen oft gar nicht, wie oft wir da tun; wir merken es nicht. Für uns ist es völlig normal, von Kindern zu verlangen, was wir von anderen Erwachsenen nie verlangen würden.

Ein unverfängliches Beispiel: Du würdest einen Erwachsenen nie auffordern, zu einer bestimmten Zeit ins Bett zu gehen, nur weil der schon seit Stunden gähnt oder weil er am nächsten Morgen früh raus muss. Und sollte er dieser Forderung nicht nachkommen, drohst Du ihm nicht mit Fernsehverbot, Handy- oder Liebesentzug.

Warum missbrauchen wir das natürliche Bedürfnis des Schlafens als Erziehungsmethode?Jeder Mensch kommt mit der Fähigkeit auf die Welt, zu schlafen, wenn er müde ist. Das ist kurz nach der Geburt naturgemäß weit häufiger als später. Aber schon im Kleinkindalter fangen wir an, dieses Bedürfnis zu manipulieren. Beispielsweise um nachts selbst schlafen zu können und nicht vom putzmunteren Kind geweckt zu werden, verhindern so mancher, dass das Kind tagsüber schläft. Wir sind die einzige Spezies, die ihren Nachwuchs morgens weckt, damit es (oder wir selbst) pünktlich an einem bestimmten Ort ist (Kindergarten, Schule, Arbeit).

Wir kommen im Traum nicht auf die Idee, diese Manipulation als Gewalt zu bezeichnen. Wir verstecken uns hinter Begriffen wie "Erziehung"; einem positiv besetzen Wort und halten sie in unserer Kultur für erforderlich.