Stalin behauptete offiziell, die Sowjetunion marschiere ein, um die ukrainische und weißrussische Minderheit in Ostpolen zu schützen. (Also genau das Gleiche, was Putin heute macht.)
Der Einmarsch bot eine gute Gelegenheit, das eigene Territorium nach Westen zu erweitern. Das Land galt als sehr reich, weil es fruchtbare Erde war. Zudem war Ostpolen reich an Bodenschätzen wie Kohle und Erdöl. Alles Dinge, die Stalin dringend brauchte. (Erdgas gibt es dort auch, aber damals konnte damit noch niemand etwas anfangen.)
Stalin war ein dogmatischer Kommunist, der die Ausbreitung des Kommunismus um jeden Preis wollte. Er sah Polen als ein "bürgerliches" Land, das in die sozialistische Gesellschaft transformiert werden musste. Der Einmarsch sollte die "Befreiung" des polnischen Volkes vom Kapitalismus und die Etablierung einer kommunistischen Herrschaft bringen. Doch das war eher das was er offiziell dazu sagte.
In Wahrheit hatte Stalin ganz persönliche Ressentiments gegen Polen. Denn kurz nach dem ersten WK hat Polen versucht sein Territorium nach Osten zu erweitern. Der Krieg endete mit dem Sieg Polens und dem Abschluss des Vertrags von Riga im Jahr 1921, der die neue Ostgrenze Polens festlegte.
Das wollte Stalin natürlich so nicht für alle Zeiten in den Geschichtsbüchern stehen lassen. Der Einmarsch in Polen 1939 war also eine Art Rachefeldzug für diese Niederlage im Krieg 1919 bis 1921.
Zudem war Stalin sich sicher, dass er diesen neuen Krieg gegen Polen nicht verlieren würde, weil Deutschland die Polen ja von der anderen Seite aus angreifen würde. Eine noch bessere Gelegenheit würde es also nicht geben und so hat er sich entschlossen, gemeinsame Sache mit Hitler zu machen.
Aber das war ja noch lange nicht alles. Er bekam ja durch den Hitler - Stalin Pakt nicht nur Ostpolen, sondern auch die baltischen Staaten und die waren strategisch gesehen noch sehr viel mehr Wert, als Ostpolen. Denn damit bekam er einen richtig guten Zugang zur Ostsee und mehrere Häfen.
Es gab also genug Gründe für einen Angriff, aber kaum Argumente dagegen.