Zeugen Jehovas - was unterscheidet sie von Katholiken und Orthodoxen?

6 Antworten

Hallo HeiligerJosea,

sollte die Frage nicht vielmehr lauten: Was unterscheidet Zeugen Jehovas von den übrigen Religionen? Denn Unterschiede gibt es ja nicht nur zu den Katholiken und Orthodoxen!

In meiner Antwort möchte ich den Fokus nicht in erster Linie auf die Unterschiede in den Lehren, sondern hauptsächlich in der Handlungsweise richten.

- Jehovas Zeugen beteiligen sich weder an Kriegen noch an sonstigen gewaltsamen Auseinandersetzungen. Sie verweigern jegliche Form des Krieges und Wehrdienstes.

Biblischer Leitsatz: Jesaja 2:4:

"Und er wird gewiß Recht sprechen unter den Nationen und die Dinge richtigstellen hinsichtlich vieler Völker. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. Nation wird nicht gegen Nation [das] Schwert erheben, auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen."

Professor Wojciech Modzelewski von der Universität Warschau schrieb in seinem Buch Pacyfizm i okolice [Pazifismus und Nachbarschaft]: „Jehovas Zeugen sind die weltweit größte Gemeinschaft, die geschlossen den Kriegsdienst verweigert.“ Das hat dazu geführt, dass sie in vielen Ländern verfolgt und eingesperrt werden. Vor allem unter dem Hitler-Regime hatten sie deswegen viel zu leiden und sind reihenweise in die Konzentrationslager gegangen.

- Sie sind so organisiert wie die Christen des ersten Jahrhunderts

Biblischer Leitsatz: Matthäus 23:8-11:

"Ihr aber, laßt euch nicht Rabbi nennen, denn e i n e r ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid. Des weiteren nennt niemand auf der Erde euren Vater, denn e i n e r ist euer Vater, der himmlische. Auch laßt euch nicht ‚Führer‘ nennen, denn e i n e r ist euer Führer, der Christus. 11 Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein"

Es gibt bei ihnen keine Unterscheidung in "Geistliche" und "Laien". Diejenigen unter ihnen, die als Hirten und Lehrer fungieren, haben keine Machtstellung inne, auch wenn sie nach biblischem Muster die geistige Führung übernehmen. Sie sind Mitarbeiter ihrer Glaubensbrüder und bemühen sich darum, ein gutes Vorbild zu sein.

In der religiösen Publikation „Interpretation“ hieß es im Juli 1956: „In ihrer Organisation und ihrem Zeugniswerk kommen sie [Jehovas Zeugen] der Urchristengemeinde so nahe wie keine andere Gruppe. . . . Wenige Gruppen machen in ihren Botschaften so ausgiebig Gebrauch von der Bibel wie sie, und zwar in Wort und Schrift.“

- Ihre Lehren und Handlungsweisen stützen sich auf die Bibel, da sie davon überzeugt sind, dass die Bibel von Anfang bis Ende Gottes Wort ist.

Biblischer Leitsatz: Johannes 17:17:

"Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit."

Zeugen Jehovas sich in jedem Bereich ihres Lebens eng an die Bibel. Daher stützen sich sämtliche Lehren und Glaubensauffassungen auf die Bibel. Sie haben sich nicht irgendeiner Tradition oder von Menschen erdachter Lehre verpflichtet.

In der Encyclopedia of Religion heißt es bestätigend: „Alles, was sie glauben, stützt sich auf die Bibel. Sie liefern zu fast jeder Glaubensaussage einen ‚Beweistext‘ (das heißt ein Bibelzitat als Stütze), und für sie ist die Autorität der Bibel, die über alle Tradition erhaben ist, selbstverständlich.“ In dem Buch Religion in America wird gesagt: „Die Gruppe hat das Bibelstudium stets in den Mittelpunkt gerückt, und ihre Lehren werden durch ein wohldurchdachtes System von Bibelverweisen gestützt.“

- Sie nehmen die Nachfolge Jesu Christi sehr ernst und lassen ihr ganzes Leben davon bestimmen.

Biblischer Leitsatz: 1. Petrus 2:21

"In der Tat, zu diesem [Lauf] wurdet ihr berufen, weil auch Christus für euch gelitten hat, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen genau nachfolgt."

Das zeigt sich u a. darin, dass materielle Werte für sie nur eine untergeordnete Bedeutung haben und Dienst für Gott und für andere im Vordergrund steht. Sie versuchen in jedem Bereich Ihres Lebens das Beispiel und das Wesen Jesu Christi nachzuahmen und Ihnen widerstrebt jegliche Form von Heuchelei.

- Sie machen, ebenso wie ihr Herr Jesus Christus, überall das Reich Gottes bekannt . Außerdem bieten sie anderen Hilfe an, ebenfalls Christi Nachfolger zu werden.

Biblischer Leitsatz: Matthäus 28:19,20:

" Geht daher hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschluß des Systems der Dinge.“

Da sie in der Verkündigung des Evangeliums den Hauptzweck ihres Lebens sehen, setzten sie viel Zeit dafür ein, mit der Botschaft Gottes an die Türen der Menschen zu kommen. Auch predigen sie auf öffentlichen Plätzen und bei vielen weiteren Gelegenheiten.

Auf einer Konferenz führender Geistlicher in Spanien wurde über das Predigen der Zeugen Jehovas folgendes gesagt: „Vielleicht sind . . . [die Kirchen] in höchstem Maße in dem nachlässig, worauf ausgerechnet die Zeugen ihre meiste Zeit verwenden — in den Hausbesuchen, die im Rahmen der Methoden liegen, die von den Aposteln der Urkirche angewandt wurden. Während sich die Kirchen nicht selten darauf beschränken, Tempel zu bauen, durch Glockengeläut Menschen anzulocken und in ihren Zusammenkunftsstätten zu predigen, folgen . . . [die Zeugen] der apostolischen Methode, von Haus zu Haus zu gehen und jede Gelegenheit zum Zeugnisgeben wahrzunehmen“ (El Catolicismo, Bogotá (Kolumbien), 14. September 1975, S. 14).

- Sie gebrauchen den Namen Gottes und machen ihn anderen bekannt.

Biblischer Leitsatz: Johannes 17:26:

"Und ich habe ihnen deinen Namen bekanntgegeben und werde ihn bekanntgeben, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in Gemeinschaft mit ihnen.“

Zeugen Jehovas machen aus dem Namen Gottes keinen Hehl und gebrauchen ihn freimütig. In der von ihnen herausgegebenen Bibel ("Neue-Welt-Übersetzung-der-Heiligen-Schrift") erscheint der Name Gottes an all den Stellen (etwa 7000-mal), in denen er ursprünglich gestanden hat.

- Unterschiede in den Lehren

Was Unterschiede in den Hauptlehren betrifft, möchte ich kurz aus einer Ausgabe der Zeitschrift Erwachet zitieren, die einmal eine Auflistung einiger Unterschiede bzgl. der Lehre aufgestellt hat:

"● Sie glauben, dass es nur e i n e n wahren Gott gibt, dessen Name Jehova ist.

● Sie glauben nicht, Jesus Christus sei Gott, der Allmächtige, noch glauben sie an die Trinitätslehre.

● Sie leben nach den Lehren Jesu und ehren ihn als den Sohn Gottes.

● Sie verehren weder das Kreuz noch verwenden sie bei der Anbetung Götzenbilder oder dergleichen.

● Sie glauben nicht, dass schlechte Menschen nach dem Tod in eine Feuerhölle kommen.

● Sie glauben, dass Gott Menschen, die sich ihm gern unterordnen, vollkommenes ewiges Leben im Paradies auf der Erde schenken wird" (Erwachet, Januar 2011, Seite 9)

Die Darstellung dieser Unterschiede ist nicht vollständig, da eine vollständige Auflistung den Rahmen meiner Antwort sprengen würde. Deswegen möchte ich es dabei belassen.

LG Philipp

Durch welche Glaubensansichten unterscheiden sich Jehovas Zeugen von anderen Religionen ?

  1. Bibel : Jehovas Zeugen glauben, dass die ganze Bibel das inspirierte Wort Gottes ist. Statt an einem auf menschlichen Traditionen fußenden Glauben festzuhalten, ist für sie die Bibel der Maßstab für jede ihrer Glaubenslehren.
  2. Gott: Sie beten Jehova als den einzig wahren Gott an und sprechen freimütig mit anderen über ihn und über das, was er in seiner Liebe mit der Menschheit vorhat. Wer öffentlich über Jehova Zeugnis ablegt ,wird gewöhnlich mit "Jehovas Zeugen" in Verbindung gebracht.
  3. Jesus Christus: Sie glauben nicht, dass Jesus zu einer Dreieinigkeit gehört, sondern dass er- wie die Bibel sagt - der Sohn Gottes ist, der Anfang der Schöpfung Gottes; sie glauben, dass er schon existierte ,bevor er Mensch wurde, und dass sein Leben aus dem Himmel in den Mutterleib der Jungfrau Marie übertragen wurde; dass sein als Opfer dargebrachtes vollkommenes menschliches Leben allen, die glauben ausüben, die Möglichkeit gibt, gerettet zu werden und ewiges Leben zu erlangen.
  4. Das Königreich Gottes: Sie glauben, dass das Königreich Gottes die einzige Hoffnung für die Menschheit ist; dass es eine gute Regierung ist; dass es schon bald das gegenwärtige böse System einschließlich aller menschlichen Regierungen und falschen Religionen vernichten und ein neues System herbeiführen wird, in dem Gerechtigkeit herrscht.
  5. Himmlisches Leben: Sie glauben, dass 144 000geistgesalbte Christen mit Christus in seinem himmlischen Königreich als Könige regieren werden. Sie glauben nicht, dass alle "guten Menschen" in den Himmel kommen.
  6. Die ERDE: Sie glauben, dass Gottes ursprünglicher Vorsatz in Verbindung mit der Erde verwirklicht werden wird, dass die Erde einmal nur noch von Anbetern Jehovas bewohnt werden wird und dass sich diese ewigen Lebens in menschlicher Vollkommenheit erfreuen werden; dass selbst die Toten durch die Auferstehung die Gelegenheit erhalten werden, diese Segnungen zu genießen.
  7. TOD: Sie glauben, dass die Toten ohne Bewußtsein sind; dass sie weder Schmerzen noch Freuden empfinden in irgendeinem geistigen Bereich; dass sie nur noch in Gottes Gedächtnis existieren und daher ihre Hoffnung auf künftiges Leben nur in einer Auferstehung von den Toten besteht.
  8. Wer mehr Unterschiede wissen will, sollte zur Webseite der Jehovas Zeugen gehen.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Die Katholische und die Orthodoxen Kirchen benutzen zusätzlich zur Bibel noch eine Fülle an weiteren Informationen, um ihren Glauben auszuüben. Schriften aus den ersten Jahrhunderten, Traditionen, Liturgien, Gebete. Die alten Kirchen betrachten sich mehr als Mitschwimmer in einem Fluß aus Seelen, die da waren, jetzt sind und kommen werden, und das alles hängt untrennbar miteinander zusammen. In und durch Gott. Eine Gemeinschaft, die Zeit und Raum sprengt.

Zeugen sind so völlig wissensfixiert. Dabei geht es im Christentum doch nicht primär ums Wissen und Rechthaben. Sondern darum, in der Gemeinschaft Gott zu ehren, ihn anzubeten, und ihm zu vertrauen. Bei ihm sein zu wollen.

Den Schächer am Kreuz hat nicht sein Wissen gerettet, und auch nicht sein rechtschaffenes Vorleben. Die Bitte an Jesus, bei ihm sein zu dürfen, in seinem Reich, die hat ihn gerettet. Die reicht, wenn sie von Herzen kommt.


Belliwell  15.01.2023, 08:20
Die Katholische und die Orthodoxen Kirchen benutzen zusätzlich zur Bibel noch eine Fülle an weiteren Informationen, um ihren Glauben auszuüben.

Das machen Zeugen Jehovas auch. Bei denen ist es sogar so, das ihre Hauptlektüre ihre eigenen Bücher, Zeitschriften und Traktate sind, sowie Filmchen und die Bibel wird nur unterstützend eingesetzt um das was in ihren Schriften steht zu untermauern. Das dabei die Bibel Dinge vielleicht anders sieht ist dabei egal.

Zeugen sind so völlig wissensfixiert. Dabei geht es im Christentum doch nicht primär ums Wissen und Rechthaben. 

Das ist falsch. Zeugen Jehovas sind auf die Mission fixiert. Sie müssen nur ihre eigene Lehrmeinung kennen und verstehen. Sprich ihre eigenen Regeln. Das höchste für einen Zeugen Jehovas ist es, wenn er eine neue Person integrieren kann durch Mission.

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Geht man von der Einteilung in Kirchen, Freikirchen und Sondergemeinschaften aus, dann zählen die röm.-kath. Kirche und die orthodoxen Kirchen zu den Kirchen, während die Zeugen Jehovas eine Sondergemeinschaft ist. Die Zeugen Jehovas lehnen nämlich grundsätzlich ökumenische Beziehung zu anderen Kirchen bzw. Freikirchen ab und vertreten einen Absolutheitsanspruch (nur die Zeugen Jehovas haben die Wahrheit).

"Die Zeugen Jehovas bezeichnen sich zwar auch weiterhin als Christen, schließen sich aber wegen großer Differenzen und vor allem wegen ihres Exklusivitätsanspruchs von allen christlichen Kirchen aus. Konflikte bestehen vor allem darin, dass sie sich von allen gesellschaftlichen Aktionen ausschließen, keine Feste oder Geburtstage feiern und Aussteigern auch innerfamiliär die Gemeinschaft entziehen."

https://www.gemeinde-bewegen.de/f-religioeser-pluralismus/sondergemeinschaften-aus-christlicher-tradition/

Jesus ist nicht Gott (also keine Trinität), sondern der Erzengel Michael.

Zeugen sind Kreationisten: Adam, der erste Mensch, wurde 4025 v.Chr. erschaffen. Früher wurde auch 4026 v.Chr. und 4028 v.Chr. genannt.

Einzigartig: Nur die Geistgesalbten, also nur die 144 000 sind im Neuen Bund mit Jesus. Andere getaufte Zeugen sind das nicht: und darum nehmen diese nicht von den Symbolen (Brot/Wein), sondern nur die Geistgesalbten. Und nur diese werden mit Jesus im Himmel regieren.

Zeugen leben in naher Endzeiterwartung. Bei Harmagedon werden alle Menschen vernichtet, die nicht Zeugen sind.

[...] „der Krieg von Armageddon“ [...] im Gange sei und 1914 mit dem Anbruch des Friedensreiches enden werde.
Für die Zeugen Jehovas steht die Lehre von der Schlacht von Armageddon im Mittelpunkt ihrer Theologie:
Sie erwarten, dass in naher Zukunft Jehova durch seinen Sohn Jesus Christus (gleichgesetzt mit dem Erzengel Michael) zusammen mit dem Engelheer in der Schlacht von Armageddon das Weltsystem Satans beseitigen und durch das verheißene tausendjährige Friedensreich ersetzen werde

https://de.wikipedia.org/wiki/Harmagedon#Zeugen_Jehovas

Sie sind weltweit die einzigen, die die Zerstörung Jerusalems auf das Jahr 607 v.Chr. setzen (die brauchen das für die Berechnung von 1914).

Sie glauben nicht an die ewige Hölle, sondern an die ewige Vernichtung: Annihilationismus.

Als Problem bei Zeugen Jehovas wird gesehen: 1) die Religionsgemeinschaft wird zentral gesteuert und lässt keine Abweichungen von der offiziellen Lehre zu:

Wegen der Ansprüche auf Loyalität und Gehorsam, welche die Wachtturmgesellschaft erhebt, der Intoleranz gegenüber abweichenden religiösen Überzeugungen und Praktiken[126] und wegen der Praxis des Ausschlusses und der anschließenden Meidung von Mitgliedern beschreiben Kritiker die Führung der Religionsgemeinschaft als autokratisch und totalitär.

Sie sind 2) Kreationisten und damit wissenschaftsfeindlich.

3) Anders- und Ungläubige (Weltmenschen) werden in ihrer Literatur als schlechte Menschen beschrieben. Man soll sich von ihnen fernhalten.

4) man soll sich vom Staat und Parteien fernhalten (eine Wahl ist eine Gewissensentscheidung)

5) Verbot von Bluttransfusionen

6) Shunning: Kontaktabbruch bei Apostaten, der auch durch die Kernfamilie gehen kann (Apostaten werden als "Diener des Antichristen" und "geistig krank" diffamiert):

Nicht nur werde ihre Exkommunikation öffentlich bekannt gemacht, sie würden auch als „geistig krank“ (mentally diseased) und als „Apostaten“ verdammt

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeugen_Jehovas