Blickwechsel 30. November 2023
Deine Fragen an einen Tauchlehrer
Alles zum Blickwechsel

Wie wirkt der ständige Druckwechsel dauerhaft auf den Organismus?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Prinzipiell ist beim Sporttauchen, wie ich es betreibe, i.d.R. nicht mit langfristigen Folgen zu rechnen. Kurzfristige Effekte (z.B. Ohrentzündungen) bzw. Unfälle mal ausgeschlossen, gibt es sehr viele Taucher, die bis ins hohe Alter diesen Sport betreiben und fit sind. Natürlich ist das ständige Sättigen und Absättigen mit Stickstoff nicht gerade gesund, denn es bilden sicher immer kleine Bläschen im Blut und der Körper reagiert darauf wie eine Entzündung. Auf der anderen Seite muss man aber entgegenhalten, dass ich mich dafür auch regelmäßig bewege, an der frischen Luft bin und neben dem eigentlichen Tauchen auch am Training im Freibad teilnehme. Seit ich Tauche geht es mir insgesamt gesundheitlich wesentlich besser und ich bin auch im Alltag deutlich fitter als vorher. Denn vorher habe ich aus Mangel an Lust an der Sache gar keinen Sport gemacht und als Software Entwickler, mit langen Sitzzeiten, mit 30 schon enorme Rückenprobleme gehabt.

Etwas anders zu bewerten, ist meine Arbeit als Tauchausbilder. Während der Ausbildung hat man sehr viele Situationen, in denen man z.B. schnell die Tiefe wechseln muss bzw. häufiger auf und ab steigt. Das ist definitiv nicht besonders gesund und hier kam es in einigen extremen Fällen in der Vergangenheit auch schon zu Unfällen im Tauchsport. Allerdings beschränkt sich die Ausbildung auf einen relativ kurzen Zeitrahmen. Wenn man mit entsprechenden Maßnahmen dagegenhält (z.B. Tauchpausen verlängern, Tauchgangs zahl beschränken) lässt sich das Risiko zumindest reduzieren. Es könnte aber durchaus zu Langzeitfolgen kommen. Ausschließen kann man das nie.

Eine komplett andere Sache ist das berufliche Tauchen, also das arbeiten als Berufstaucher. Solange sich der Taucher hier an die vorgegebenen Ruhezeiten und Pausen hält, besteht, zumindest rechnerisch, wenig Gefahr. Allerdings werden diese Zeiten in der Praxis quasi nie eingehalten. Hinzu kommt, dass viele der Taucher dort praktisch jeden Tag im Wasser sind. Die Folge ist eine nahezu permanente Blasenbelastung im Blutkreislauf. Diese sogenannten "stillen Blasen" führen langfristig zu immensen Schäden am Gewebe und vor allem an Knorpel und Weichteilen von Gelenken. Die dadurch entstehende chronische Dekompressionskrankheit wird von der Berufsgenossenschaft sogar als Berufskrankheit für Berufstaucher anerkannt.

Woher ich das weiß:Hobby – VDST TL**/Nitrox TL**/Trimix*/Gasblender*/Medizinausbilder