Blickwechsel 03. Februar 2023
Deine Fragen an einen jungen Jäger
Alles zum Blickwechsel

Wie halten es die Jäger mit Umwelt- und Naturschutz?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

ich unterrichte Naturschutz in einem Kurs zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung.

Ich stehe voll hinter dem von dir zitierten Satz, dass Jagd angewandter Naturschutz ist. In unserer Kulturlandschaft halte ich die Jagd für eine Notwendigkeit, wenn die verbliebenen Waldreste einergermaßen dem nahe sein sollen, was dort im Urwald stand, sonst geht es nicht, Beutegreifer hin oder her.

Die andere Seite der Medaille ist, dass Jäger im Vergleich zum "Normalbürger" sozusagen Sonderrechte haben: ein Revierinhaber in einem Naturschutzgebiet mit Wegegebot beispielsweise darf meist bei der Jagdausübung auch abseits der Wege unterwegs sein. Das setzt nach meinem Verständnis aber auch voraus, dass ich von diesem Jagdausübungsberechtigten mehr Kenntnisse als vom Normalbürger erwarten darf, welche beispielsweise trittempfindliche Arten es dabei zu berücksichtigen gilt. Ich versuche, solche Kenntnisse zu vermitteln, versuche anzuspornen, sich selbst weitere Kenntnisse anzueignen. Und, um zu dem Beispiel deiner Frage zurückzukehren, den Anspruch habe ich schon, dass angehende Jäger einen Spechtbaum erkennen und entsprechend berücksichtigen.

PicaPica 
Fragesteller
 03.02.2023, 22:47

Meinst Du, dass man in diesen verbliebenen Waldresten jagen muss, damit der Verbiss nicht so stattfindet?

Meine Erfahrung, die ich letztes Jahr gewonnen habe ist, dass dort wo der Wolf sich zur Aufzucht der Jungtiere längere Zeit aufgehalten hat, der Unterbau wieder eine Chance hatte, hochzukommen, was früher, ohne Wolf, nicht der Fall war.

Dass Du die Jäger auch z. B. für die Berücksichtigung von Spechtbäumen sensibilisierst, finde ich sehr gut. Leider scheinen viele Jäger keinen solch guten Mentor zu haben.

Der Wolf ist auch, wie ich den Eindruck habe, recht unbeliebt bei der Jägerschaft. Vermutlich, weil er Nahrungskonkurrent ist und weil das Wild erheblich vorsichtiger wird, mehr in Bewegung ist, wenn Wölfe da sind.

Wie ist Deine Einstellung zum Wolf?

Dir wünsche ich noch eine gute Nacht, LG. :)

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Pomophilus  04.02.2023, 11:08
@PicaPica

Hallo, und danke für🌟! Ja, ich meine, wegen des Verbisses im Wald muss gejagdt werden! Über die Zeit habe ich dies hier schon in mehreren Antworten dargelegt, in Kurzform: seit der Seßhaftwerdung hat der Mensch die Landschaft extrem umgestaltet: Auf zwei Drittel der Fläche wurde der Wald gerodet, die stattdessen angelegten Äcker und Wiesen bieten nicht nur Mensch und Nutztier Nahrung, sondern auch dem Wild, viel mehr als der Wald, wo die meiste verwertbare Biomasse oben in den Baumkronen hängt. Dies führt zu Wilddichten, die um ein Vielfaches über dem liegen, was in einem großen, geschlossenen Urwald da wäre, und dieses Wild nimmt natürlich, sozusagen nebenbei, auch das mit, was es in den verbliebenen Waldresten an Äsung gibt. So ist dort natürlich auch der Verbiss um ein Vielfaches höher als im gedachten Urwald. Sofern wir hier noch Wälder haben wollen, die in ihrer Artenzusammensetzung dem ähneln, was es ohne unseren Einfluss gäbe, brauchen wir die Jagd.

Ich wünsche mir ja Ursprünglichkeit und der Wolf ist ein ursprüngliches Mitglied unserer Fauna. Als Beutegreifer kann er Bestandesschwankungen bei seiner Beute "glätten", die Ausschläge um den Mittelwert sind weniger hoch. Aber er kann nicht den Mittelwert absenken, der bleibt in unserer veränderten Landschaft höher als im Urwald. Lokale Effekte (Aufzuchtstuben) mag es geben, aber das bisschen Wald, das es in Mitteleuropa noch gibt, steht im auf ganzer Fläche Klimadauerstress und müsste sich auf ganzer Fläche erneuern können.Ich lebe in einer Landschaft in der der Wolf wieder da ist, und ich weiß, auch hier braucht es die Jagd!

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PicaPica 
Fragesteller
 04.02.2023, 11:57
@Pomophilus

Danke Dir für Deinen sachlichen Kommentar, auch wenn ich Dich schon genervt habe. ;-)

Was Du über die Entwicklung früher schreibst, ist wahr, nur zwischenzeitlich hat sich die Zahl der Menschen sicher vervierfacht, wenn nicht noch mehr und da fängt die Grenze des Machbaren an, finde ich.

Ich bin auch Deiner Meinung, dass man weder den Wald, noch, zumindest in der ersten Zeit, die Beutegreifer rein sich selbst überlassen sollte und darf. Das ist bei diesen übernutzten Kunstwäldern gar nicht möglich. Aber wenn sich die Wolfsbestände erholen sollten, trotz Straßenverkehrs und immer weiter schwindendem Lebensraum, sollte man sich jagdlich doch in angepasstem Rahmen zurückziehen, denke ich.

Und da der Wolf an Wild nur das schwächelnde und unaufmerksame bekommt, das für die Jagd verwertungsmäßig eher uninteressant sein dürfte, der Wolf also nicht auf Trophäen aus ist, muss er sich mit den Jägern nicht ins Gehege kommen, oder?

Was ich sehe ist, dass die Wälder großflächig dem Raubbau anheim fallen, sicher auch zum Leidwesen vieler Jäger. Oft denke ich, wenn ich einen Hochsitz in einem doch schon sehr verinselten Wald sehe, dass da, wegen der Jagd, sicher kein größerer Eingriff stattfindet, aber regelmäßig ist das auch ein Irrtum.

Solltest Du als Jäger mit der Forstwirtschaft kooperieren und da einen gewissen Einfluss nehmen können, kannst Du sie nicht auf ihre oft falsche und damit verheerende Forstpolitik hinweisen? In Zeiten des Klimawandels die Bestände dermaßen aufzulichten, ist ein Verbrechen und absolut kontraproduktiv, trägt förderlich zur Erwärmung bei, finde ich. Und außerdem gehören Fremdarten wie die Roteiche oder Weimouthskiefer nicht in unsere Wälder, angebliche Klimaresistenz hin oder her. Spechte können nichts mit diesem Holz anfangen. Auch Höhlenbäume sollten stehenbleiben dürfen, auch wenn das kein Geld bringt.

Es müssten mindestens 4-5 % der Fläche aus der Nutzung genommen und den Waldbewohnern überlassen werden. Aber dem steht der Profit gegenüber. Ich habe mit Forstamtsleitern gesprochen und wenn ich denen erzählt habe, dass ein bestimmtes, weil noch gut strukturiertes Waldgebiet für geschützte Arten wichtig ist, haben sie sofort angefangen zu rechnen, wenn man dieses Gebiet stehen ließe, wie viel man dann in anderen Gebieten zusätzlich einschlagen muss, damit man auf seine Kosten kommt.

Und auch wenn der Holzpreis momentan hoch ist, es wird dennoch nicht weniger eingeschlagen. So verschwindet immer mehr Lebensraum, wobei ich sowieso nicht finde, dass man Lebensräume ökonomisch bewirtschaften sollte und darf.

Fazit: Jagd ist notwendig, aber sollte sich an die Gegebenheiten anpassen (dürfen). Und solltest Du der Jägerschaft einen Gefallen tun wollen, sensibilisiere sie auch dahingehend, besser mit dem sog. gemeinen Volk umzugehen.

Dir ein schönes Wochenende, auch wenn ich der Jagd insgesamt, trotz anerkannter Notwendigkeit weiterhin eher kritisch gegenüberstehe, LG. ;)

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Pomophilus  04.02.2023, 17:56
@PicaPica

Ich möchte erst einmal nochmals betonen, dass auch bei einem Wolfsbestand, der flächendeckend an der Biotopkapazität läge, die Dichte an Schalenwild bei uns trotzdem weit über der im früheren Urwald läge. In der Serengeti liegt die Dichte an Pflanzenfresssern, weit größere Arten als hier, weit über dem was in einem Urwald bei uns vorkäme. Und ich meine, das liegt nicht daran, dass es dort zuwenig große Beutegreifer gäbe. Es liegt daran, dass dort die ganze pflanzliche Biomasse für die Pflanzenfressser erreichbar ist. Wir haben solche Verhâltnisse auf zwei Drittel der Fläche künstlich geschaffen, das erhöht die Bestände an Pflanzenfresssern und das kann ein Wolf genauso wenig auf die geringe Dichte in einem Urwald absenken wie es Löwe, Leopard und Co in der Serengeti können.

Vor einiger Zeit hatten wir schon einmal einen längeren Austausch. Ich meine eigentlich, von daher solltest du wissen, dass ich ein Vertreter der "verheerenden Forstpolitik" bin. Als Förster sehe ich natürlich vieles anders als du es hier schreibst. Einiges, was du forderst, scheint mir bereits Realität, aber insgesamt haben wir wohl bezüglich der richtigen Behandlung der Wälder sehr verschiedene Ansichten. Auf all das im Detail einzugehen würde den Rahmen hier bei weitem sprengen. Nur ein paar Dinge:

Fänden wir es nicht völlig absurd, von den Besitzern landwirtschaftlicher, gewerblicher oder irgendwelcher anderer Flächen zu verlangen, sie dürften einen Teil ihres Eigentums entschädigungslos auf Dauer nicht mehr nutzen und müssten dort dem Urwald sich wieder entwickeln lassen? Nur in Wald, da scheint das dagegen selbstverständlich. Waldbesitz scheint etwas sehr unmoralisches zu sein, das einzige, was man wohl mit seinem Eigentum tun darf ist, die Allgemeinheit durch die Zahlung von Grundsteuer dafür zu entschädigrn, dass man diesen Lebensraum vorhält. Holznutzung soll bitteschön anderswo stattfinden. Wir sind zwar schon lange Nettoimportland, aber sollen sie halt in Brasilien noch ein bisschen mehr Holz einschlagen.

Trotzdem natürlich auch dir ein schönes Wochenende!

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PicaPica 
Fragesteller
 07.02.2023, 11:40
@Pomophilus

Mich stört einfach, dass so rigoros mit Lebensraum umgegangen wird und oftmals einfach egal ist, was, auch und vor allem mit nichtjagdbarem Wild bzw. Waldbewohnern passiert.

Ich spreche Dir auch nicht ab, ein guter Förster zu sein und kann mir Deine Nöte, so Du den Wald an sich liebst und nicht nur als Arbeitsplatz und Holzlieferant siehst, vorstellen und auch, dass vor allem gute Förster, nicht so können dürfen wie sie wollten. Aber! Wenn jeder Quadratzentimeter schon jemandem gehört, dem es nicht zumutbar ist, auch mal einen gewissen Teil der Fläche sich selbst zu überlassen bzw. in ihrem Ursprung zu erhalten, also ökologische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, wo sollen viele Arten dann noch ihr Auskommen haben können, oder dürfen??

Es gibt sehr verantwortungsvolle Waldbesitzer, aber das sind, zumindest in dem Gebiet in dem ich unterwegs bin, sehr wenige. Und es ist auch sicher richtig, dass wenn man es mit den Augen einer Art, wie z. B. den Eulen, betrachtet, einen Bestand anders sieht, andere Kriterien wichtig sind, wie einem ökonomisch denkenden, denken müssenden Förster.

Realität ist, zumindest da wo ich es sehe, dass immer mehr und in immer schnellerem Tempo Lebensraum verloren geht und, wie erwähnt, Ökologie eher lästig ist und kaum, wenn überhaupt, berücksichtigt wird.

Wenn Du magst, ich lade Dich gerne ein, Dir mal vor Ort ein Bild zu machen..

Das Problem, es gibt zu viele Menschen, die nicht bereit sind, etwas an die Natur zurückzugeben, was sicher wesentlich zu deren Untergang beiträgt.

Und zum Wolf, sie haben in Kanada oder den USA, weiß nicht mehr genau, aber da wurde der Wildbestand in einem Nationalpark so groß, dass das gesamte System zu kippen drohte und da sprechen wir von tatsächlichem Urwald und einer großen Fläche. Dann haben sie da Wölfe wiederangesiedelt und siehe da, auch komplett ohne Jagd, hat es ca. zwei Jahre gedauert und der Park erholt sich bereits wieder. Das könnte einem zu denken geben, finde ich.

Danke für Deinen Antwortkommentar und ich finde, man muss auf Augenhöhe miteinander sprechen, dafür auch ein Danke an Dich.

Ich wünsche Dir noch eine gute Woche, LG.

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Aber ich erlebe fast täglich das Gegenteil.

In wiefern denn genau?

Jagd ist angewandter Natur- und Artenschutz. Das wird schon durch die Regeln sichergestellt, die wir zu beachten haben (Siehe z.B. §1 Bundesjagdgesetz).

Dabei ist aber auch zu beachten, dass wir für einen Wildbestand zu sorgen haben der eben auch den landschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten angepasst ist. Das bedeutet, wir sind auch dafür da die Felder und Wälder entsprechend zu berücksichtigen und auch auf die Auswirkungen des Wildbestandes auf die "Natur" (beziehungsweise genauer gesagt die Kulturlandschaft drumherum) Rücksicht zu nehmen. Das ist eine Sache die uns der Gesetzgeber so mit als Aufgabe übertragen hat, das können wir uns nicht aussuchen.

Wird Natur- und Artenschutz in der Ausbildung entsprechend berücksichtigt?

Ja, in gewissem Rahmen schon. Das hängt aber sicher auch davon ab, wo man seine Jagdausbildung genau macht und ob das z.B. in so einem "Schnellkurs" innerhalb weniger Wochen oder bei einer Jägerschaft über mehrere Monate macht. Da werden, je nach konkreten Lehrern und deren Schwerpunkten, natürlich noch zusätzliche Inhalte vermittelt über das "notwendige Minimum hinaus".

Und siehst Du auf den Artenschutz z. B. den Hochsitz nicht neben einen Spechthöhlenbaum zu stellen?

So spezifisch (auf diesen einen, konkreten Punkt bezogen) ist es natürlich nicht. Dann würde die Ausbildung auch ewig dauern und quasi ein halbes Leben umfassen, da es dann unendlich viele einzelne Details zu lehren gäbe.

Aber natürlich versucht man, soweit man selber auch das entsprechende Wissen hat, die Dinge zu berücksichtigen, das es den Tieren dort generell gut geht und diese nicht noch zu stören wo es nicht not tut.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger
PicaPica 
Fragesteller
 03.02.2023, 20:33

Da ich fast täglich im Wald bin, in den Frühlings- und Sommermonaten, kreuzen sich auch immer wieder sowohl meine als auch die Pfade der Jäger, die ich, einzelne Ausnahmen ausgenommen, als doch sehr arrogant empfinde.

Da hängt auch schon mal eine halbe Sau an der Kirrung, oder es wird ein Hirsch hingelegt, bis hin zu Welsen auf einer Wildwiese. Das lässt mich dann immer wieder verwundert den Kopf schütteln. Noch mehr jedoch, dass viele der Jäger wohl das genaue Schießen nicht so können, denn, zusätzlich zu den vom Forst geschlagenen Schneisen, werden noch Wildschneisen angelegt, oft breit und sternförmig. Ich weiß, das soll das Ansprechen des Wildes ermöglichen, aber frühere Jäger kamen ohne aus, hmm.

Und dass Jäger auch im Artenschutz gebildet sind, finde ich schon wichtig und eben dass sie ein wenig bei der Errichtung ihrer Hochsitze achtgeben, denn eine Spechthöhle kann auch einen Sperlingskauzbrutplatz bedeuten und da kann und muss man Rücksicht nehmen, finde ich.

Ich stelle nicht in Frage, dass Du ein guter Jäger bist, es geht hier um die Jägerschaft im Großen und Ganzen. Auch hatten wir, vor der Ansiedlung eines kleinen aber feinen Wolfsrudels, stets bis zu 30! Tiere in einem Hirschrudel, was sicher nicht mehr normal ist. In vielen Aufforstungsbeständen sind die Baumsetzlinge regelmäßig verbissen, was auf einen zu hohen Wildbestand hinweist. Da geht eindeutig Wild vor Wald, denn man braucht ja immer mal wieder einen kapitalen Wer-weiß-wieviel-Ender, um einem Wirtschaftsbonzen einen Glücksmoment zu bescheren.

Tja, mit Waldnutz kann man Geld verdienen, Waldschutz bringt eher nur Kosten. Ich finde nur, dass man einen Lebensraum nicht ökonomisch behandeln dürfte.

Nix für ungut, aber Du hast nachgefragt. Mir ist auch bewusst, dass Du das anders sehen musst und dass die Jägerschaft auch oft so ihre liebe Not hat, mit uneinsichtigen Landwirten z. B., die ihre Kartoffeläcker bewusst bis fast in den Wald hinein anlegen, um die Wildschadenskasse anzapfen zu können. Ich finde auch diese Tollwut-Impfaktion sehr gelungen, die vor zehn? Jahren mal durchgeführt wurde, womit die Tollwut so gut wie ausgerottet scheint.

Dennoch sind meine Erfahrungen von der Jägerschaft eher, wie erwähnt, von Arroganz und Unverständnis geprägt. LG.

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Waldmensch70  03.02.2023, 20:49
@PicaPica

Naja, was soll ich dazu sagen? Ich kann nicht für "die Jägerschaft" sprechen und auch nicht für sie gerade stehen, so wie Du nicht für "alle Autofahrer" oder "alle Supermarkt-Kunden" (suche Dir die Gruppen aus, denen Du davon angehörst). Und sicher willst Du hier auch nicht für die Schandtaten irgendwelcher Ladendiebe oder Raser angegangen werden.

Mir fällt auf, das Du Dich in Deinem Kommentar einerseits über die zusätzlichen Schneisen beschwerst (die übrigens dazu dienen sollen, das der Jäger eben auch mehr Wild erlegen kann, da er so eine größere Chance hat als "zwischen den Bäumen hindurch" und so auch die Sicherheit und die Treffgenauigkeit erhöht wird (was sowohl der weidgerechten, also möglichst leidfreien Erlegung des Wildes als auch der erhöhten Sicherheit der anderen Waldbesuchern zugute kommt) und andererseits die zu hohe Menge an Rotwild kritisierst. - Das widerspricht sich irgendwo. 🤷‍♂️

Ich finde auch diese Tollwut-Impfaktion sehr gelungen, die vor zehn? Jahren mal durchgeführt wurde, womit die Tollwut so gut wie ausgerottet scheint.

Das ist schon deutlich länger her.

Und, nur als kleine "Zusatzinfo" am Rande: Meines Wissens (es war auch lange vor meiner Zeit, ich weiss es nur aus Erzählungen noch heute empörter alter Jäger) wurde vielerorts vorher gegen die Tollwut vorgegangen indem die Baue der Tiere vergast wurden, um die Anzahl der Überträger (Füchse) zu minimieren. Erst als die Jägerschaft da aktiv gegen vorgegangen ist und eine Mithilfe / Zusammenarbeit bei so etwas verweigert hat wurde auf die (für den Staat deutlich teurere) Impfköder-Abwurf-Aktion per Hubschrauber hinübergewechselt. 😉

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PicaPica 
Fragesteller
 03.02.2023, 21:06
@Waldmensch70

Da hast Du sehr recht, man kann Einzelne nicht für das Tun der Gesamtheit verantwortlich machen, dann gäbe es am besten gar keine Menschen mehr.

Die Jäger früher haben es gar nicht soweit kommen lassen, dass sich Hirschrudel so stark vergrößerten. Früher standen die Hochsitze auch an Wiesenrändern und nicht mitten im Wald.

Diese staatlichen Abschusszahlenvorgaben finde ich nicht gut. Der Jäger, der sein Wild kennt und dessen Zahl, sollte selbst entscheiden dürfen, wie viel er schießt. Es sollte eher eine Vorgabe dafür geben, wie groß der Wildbestand werden darf. Aber darauf hat man wohl eh keinen Einflus.

Diese Begasungsmethode war auch eine Sauerei und gut, dass das nicht mehr praktiziert wird. Dennoch scheinen Füchse nicht beliebt zu sein bei den Jägern. Weil sie die Staupe übertragen können? Und warum gehören Eichelhäher zu jagdbarem Wild?

Dem Wolf gegenüber haben sie auch eine sehr ablehnende Haltung, weil er Nahrungskonkurrent ist? Ein Jäger war mal sogar erstaunlich ehrlich, als er meinte, in seinem Revier würde er Wölfe so behandeln nach dem alten Spruch, Schießen, Scharren, Schweigen. Es hieß immer, man müsse die Rolle des Wolfes und des Bären übernehmen. In Revieren wo sich Wölfe ansiedeln, würde ich mindestens einen Teil der Jäger herausnehmen und es dem Wolf überlassen, wieder Ordnung in den Wildzahlen zu schaffen. Langfristig würde das vermutlich gelingen und dieses alte Argument hätten die Jäger auch nicht mehr.

Meiner Meinung nach sind die Jäger eben auch so unbeliebt im Volke, nicht nur weil sie das arme Bambi schießen und töten, sondern eben auch, weil sie so arrogant sind.

Nun, ich hoffe, das trifft auf Dich nicht zu und ich wünsche Dir noch einen schönen Abend, LG.

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Waldmensch70  03.02.2023, 21:08
@PicaPica
Früher standen die Hochsitze auch an Wiesenrändern und nicht mitten im Wald. 

Reine Vermutung von mir dazu: Das kann daran liegen, das sie eben gerade jetzt von dem jeweiligen Fort die Vorgabe haben innerhalb des Waldes die Bejagung zu verschärfen, gerade damit da weniger Verbiss vorkommt. Und vielleicht wirkt das auch schon, das Wild geht wieder mehr raus aus dem Wald. Das würde jedenfalls erklären, warum Du da jetzt wieder mehr zu Gesicht bekommst.

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PicaPica 
Fragesteller
 03.02.2023, 21:13
@Waldmensch70

Ich finde, man muss sich auf Augenhöhe begegnen und das vermisse ich bei den meisten Jägern. Respekt ist das Zauberwort, eben auch anderen Tierarten gegenüber.

Danke Dir für diese Unterhaltung und Du scheinst (noch) nicht zu den Arroganten dieser Zunft zu gehören.

LG. :)

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Eine der Grundaufgaben ist der Natur und Umweltschutz, dieses jedoch im Kontext mit der forstwirtschaftlichen Nutzung des Waldes.

So sind mit der Forstwirtschaft und der Jagd die Hauptakteure des Umwelt und Naturschutzes tätig. Beide müssen immer auch die Bedürfnisse der:

Holzbauern

Holzindustrie

Jagd

Artenschutz

Naturschutzes

Tourismus organisiert

Naherholungssuchenden

Wanderer

Radfahrer

Motorradfahrer/Quad

Landwirtschaft

Städteentwicklung

Pferdewirtschaft

Seuchenschutz

Berufsgenossenschaften/Unfallkassen

berücksichtigen!

Naturschutz ist nur einer von vielen der was von der Forst und Jagdwirtschaft was möchte. So wird immer abgewogen und auch Kompromisse gefunden.

So muss der Wald gerade für die Zukunft, mit dem Wissen der Vergangenheit fit gemacht werden. Gleichzeitig aber auch, allen Nutzern des Waldes einen Raum geboten werden.

So sind Abschussquoten einzuhalten, damit der Wald nicht verbissen/geschädigt und die Landwirte nicht jeden Tag einen Acker an die Sauen verlieren.

Auf der anderen Seite sind die Jäger auch für den Schutz des Wolfes zuständig, um die Landbevölkerung davon abzuhalten, eigenständig gegen das Tier vorzugehen. Die meisten wollen schlicht, ihre Schafe, Ziegen, und Pferde nicht mit dem Wolf teilen. Den Mehraufwand können auch viele einfach nicht stemmen um Weiden wolfsicher zu bekommen. So legt sich so mancher, besorgte Bürger auf die Lauer um den Wolf gleich wieder los zu werden. So mancher Jäger hat schon Bekannte und Nachbarn vor Gericht gebracht.

Jagd ist Arbeit und am Ende passieren dort ebenso Fehler wie in anderen Arbeitsbereichen auch. Auch ist hier die Ehrenamtlichkeit der allermeisten Jäger zu berücksichtigen.

Alle Jäger haben eine recht gute, auch unter naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten Ausbildung genossen.

Es sind jedoch keine Berufsjäger und auch keine Förster! Sie schützen und hegen das Wild in ihrer Freizeit! Die meisten Jäger kommen auch aus der Mitte de Gesellschaft und sind eher selten die oberen zehntausend. So das sie auch Kompromisse machen müssen mit ihrer Zeit. So wird sicher auch der ein oder andere Jäger Lücken aufweisen im Verhalten und Wissen. Hier sind auch die Naturschütze gefragt Kompromisse zu machen, schlicht einfach den Jägern zu helfen. Freundlich und wertschätzend miteinander umzugehen.

Ich finde es auch nicht wirklich Lustig, wenn unsere Jagdfahrzeuge, auf Wanderparkplätzen beschädigt werden, Mörder in den Lack geritzt wird, Reifen platt gestochen, Müll über Fahrzeug geschüttet. Ja unser Fahrzeuge sind alle deutlich als Jagdfahrzeug erkennbar.

PicaPica 
Fragesteller
 04.02.2023, 09:18

Danke Dir für Deine ausführliche Antwort.

Mich verwundert es nur immer mehr, dass z. B., jetzt was die Forstwirtschaft betrifft, auch wenn man weiß, dass es im Zuge des Klimawandels wohl stetig heißer wird, man dann als Maßnahme in sich geschlossenen und selbstbeschattenden Waldbestand auslichtet, so dass er langfristig zur sonnendurchglühten Wüste wird.

Dann wird oft auch nach den Jägern geschrien, die das Wild von den wieder aufgeforsteten Pflanzensetzlingen fernhalten sollen.

Und ja, Naturschutz ist einer der Aspekte, aber, wie ich finde, der Hauptaskpekt, denn ohne eine halbwegs intakte Natur, ist alles Andere eben nicht möglich.

Die meisten Förster sind auch Jäger und wenn ein Außenstehender sich eine Pacht leistet, tut er oder sie das. m. E. nicht aus Selbstlosigkeit. Auch hat eine Jagd, wo der Hochsitz den Jäger anruft, dass die Sauen jetzt da wären, nichts mit richtiger Jagd zu tun, Zeitmangel hin oder her. Wenn ich keine Zeit für mein Hobby habe, sollte ich es lassen, oder mir keines aussuchen, wo ich doch eher präsent sein muss. Ich weiß, der Begriff Hobby wird Dir jetzt sicher aufstoßen, aber alles was ich nicht hauptberuflich mache, ist doch mehr oder weniger ein Hobby.

Ich kann auch nur aus eigener Erfahrung sprechen, aber die Jägerschaft der ich so begegne und bisher begegnet bin, sehen sich durchaus als etwas Besseres, die sich eben hin und wieder herablassen muss mit dem restlichen Pöbel zu sprechen und am liebsten Eintrittszeiten für den Wald einführen würde.

Spricht mit mir jemand von der Jagd auf Augenhöhe und ich merke, dass da ein gewisser Respekt vorhanden ist, mache ich auch schon mal einen Umweg, wenn ich eigentlich einen bestimmten, weil direkteren Weg nehmen wollte, aber informiert wurde, oder das Auto in einer Schneise stehen sehe und weiß, dass da jemand ansitzt.

Kam mir Der- oder Diejenige aber vorher sehr arrogant oder blöd, quert mein Weg durchaus auch schon mal die Richtung aus der das Wild kommt und dann sitzt er oder sie zumeist umsonst.

Wenn ich mir den Raubbau des Waldes ansehe, in dem ich oft unterwegs bin, plus so manchen Jagd- bzw. Kirrungsplatz, komme ich aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Dass Fahrzeuge beschädigt werden, oder gar Hochsitze angesägt etc. finde ich nicht gut und ändert ja auch nichts daran, dass kein Wild mehr geschossen wird. Ich sehe auch ein, dass Wild geschossen werden muss in diesen künstlich gestalteten Wirtschaftswäldern, aber insgesamt muss man den Wald doch mehr in Ruhe lassen, sowohl und vor allem von forstlicher Seite her, als auch, wenn auch etwas weniger, von jagdlicher. Außerdem könnte man so peu á peu das Jagen dem Wolf überlassen und aus einem vielleicht noch einzurichtendem Wildfond den Bauern helfen, ihr Vieh wolfsicher einzuzäunen, oder sich entsprechende Hütehunde anzuschaffen. Vor dem Schaden klug zu sein und nicht erst danach die gerissenen Tiere zu ersetzen.

Inwiefern müssen sich Jäger um Wanderer kümmern? Und was ich seltsam fand und noch finde, kurz nach Tschernobyl, als das Wild sehr belastet war, siehe da, da wurde kaum noch gejagt, obwohl man die Hege, also auch den Abschuss, doch auch da hätte machen müssen. Das fiel mir eben nur auf.

Sorry für den langen Text, LG.

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StRiW  04.02.2023, 11:11
@PicaPica

Ausdünnen wegen Borkenkäfer und weil die Bauwirtschaft das Holz braucht.

Von heizen ganz zu schweigen.

Entschädigungen, ersetzen nicht die Arbeitskraft, den Aufwand. Durch den demografischen Wandel fehlt es schlicht an Arbeitskraft.

Der Wolf kann den Bestand an Wild nicht klein halten. Dafür ist das Nahrungsangebot, fürs Wild zu hoch. Das schafft ja nicht mal der Straßenverkehr.

So hohe Wolfsbestände, kann es nie geben. Dann wären Übergriffe des Wolfes an der Tagesordnung. Er würde ähnlich zum Problem wie der Fuchs, er würde in die Städte wandern. Müll Wölfe sind in Alaska, Russland keine Seltenheit.

Der Wald gehört auch immer jemanden und nicht wenige leben von der Bewirtschaftung und ohne diese Bewirtschaftung gibt es weder die Bauwirtschaft noch Möbel. Wie sollen die 100 000 Wohnungen ohne Holz gebaut und eingerichtet werden.

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