Was passiert, wenn ich in einem Raumschiff, welches Lichtgeschwindkeit fliegt, eine Taschenlampe anschalte?

26 Antworten

Ich habe keine Ahnung von Physik, aber ich denke, als Passagier in einem Raumschiff, das sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit bewegt, würde man genausowenig von der Geschwindigkeit bemerken wie in einem Zug, der sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit bewegt. Man merkt nur dann was, wenn der Zug bremst oder beschleunigt.
Und genau wie ein Passagier würde wohl auch die Taschenlampe nichts von der Geschwindigkeit "bemerken".


SlowPhil  12.03.2019, 09:32

Da hast Du exakt Recht. Dieses Phänomen heißt GALILEIs Relativitätsprinzip und ist auch die Grundlage der Speziellen Relativitätstheorie.

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SlowPhil  12.03.2019, 12:50
Ich habe keine Ahnung von Physik,…

Das ist die Lügheit (wie meine jüngere Schwester gern als Kind gesagt hat) - oder zumindest ein Irrtum. Mit dem Rest der Antwort stellst Du unter Beweis, dass Du das Relativitätsprinzip verstanden hast. Und damit hast Du ein besseres Verständnis der Relativitätstheorie als Viele, die sich darüber auslassen, auch hier.

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Corinna2015  12.03.2019, 17:39
@SlowPhil

Wow, danke, das tut mir jetzt gut!
In der 9. Klasse wäre ich wegen Physik beinahe sitzengeblieben. Ab der 11. hatte ich Physik zum Glück abwählen können, denn die Lehrer waren leider nicht deiner Meinung, dass ich ein Verständnis für Physik hätte. Deshalb macht dein Kommentar mir jetzt große Freude! :-)

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SlowPhil  12.03.2019, 22:36
@Corinna2015
…die Lehrer waren leider nicht deiner Meinung, dass ich ein Verständnis für Physik hätte.

Hier hast Du jedenfalls eine Punktlandung hingelegt.

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Maxxxxxxxi  13.03.2019, 00:07
@SlowPhil

Die Lügheit....👍🏼👍🏼👍🏼👍🏼👍🏼😉

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Hallo AxelMunshine,

die Lichtgeschwindigkeit c ist eigentlich ein Tempo, (engl.: speed), der Betrag einer Geschwindigkeit (engl.: velocity). Geschwindigkeit hat eine Richtung (wenn eine Sojus-Kapsel mit (fast) derselben Geschwindigkeit wie die ISS fliegt, kann sie dort andocken. Wäre sie mit demselben Tempo in einer anderen Richtung unterwegs, müsste man heilfroh sein, wenn sich beide nicht zu nahe kommen).

GALILEIs Relativitätsprinzip

Und sie ist relativ. Wenn ich von einer Café-Uhr U aus an einer ICE-Trasse ein Koordinatensystem Σ definiere, mit der ICE-Fahrtrichtung als x-Richtung, dann ist die Geschwindigkeit eines ICE v›=(v|0|0) - relativ zu U. Man kann sich aber den Erdboden als riesiges Laufband vorstellen, das sich mit –v› bewegt, und von einer Borduhr U' aus das Koordinatensystem Σ' definieren. In Σ' bewegt sich auch U mit –v›.

Das gilt natürlich auch, wenn U und U' Borduhren verschiedener Raumfahrzeuge sind.

Egal, wie schnell sich U' relativ zu U bewegt (exakt c ist allerdings unerreichbar, s.u.), man kann es zu einem ausgewählten Zeitpunkt immer als ruhend ansehen. Dementsprechend breitet sich Licht relativ zu U' auch immer genauso aus, als wenn v›=0 wäre. Man bemerkt nichts besonderes.

Mit „Geschwindigkeit relativ zu X“ ist übrigens immer gemeint, dass dieses X dabei als ruhend angesehen wird. Das ist wichtig, denn in der im Folgenden kurz angerissenen Speziellen Relativitätstheorie (SRT), anders als in der NEWTONschen Mechanik, ist Relativgeschwindigkeit etwas anderes als die Differenzgeschwindigkeit zu einem selbst als „bewegt“ betrachteten Objekt.

c als absolutes Tempo
Da Licht sich mit einer absoluten Geschwindigkeit ausbreitet,…

Nicht die Geschwindigkeit eines Lichtsignals ist absolut, sondern nur sein Tempo c. Ein vom Zug aus in y-Richtung ausgesandtes Lichtsignal, dass sich in Σ' mit

(1.1) č›' = (0 | c | 0)

bewegt, hat in Σ nicht etwa die Geschwindigkeit (v|c|0), dessen Betragsquadrat √{c²+v²}≠c wäre, sondern

(1.2) č› = (v | √{c²–v²} | 0).

Dass der Betrag in Σ und Σ' gleichermaßen gleich c sein muss, liegt daran, dass c nicht ein Tempo wie jedes andere ist. MAXWELLs Wellengleichung

(2) ∇²E› = ε₀μ₀∂ₜ²E› = ∂ₜ²E›/c²

folgt direkt aus seinen Grundgleichungen der Elektrodynamik und unterliegt daher als Naturgesetz (grundlegende Beziehung zwischen physikalischen Größen) dem Relativitätsprinzip.

Was immer sich also relativ zu einem Bezugsobjekt/Beobacher mit c bewegt, das bewegt sich relativ zu jedem Bezugsobjekt/Beobachter mit c. Ein Körper oder Beobachter bewegt sich relativ zu sich selbst gar nicht, und schon gar nicht mit c. Das müsste er aber, wenn er sich relativ zu einem anderen mit c bewegte, weshalb das natürlich absurd ist.

Ein Sinnbild

c selbst ist genauso unerreichbar, wie es die Fluchtlinie auf einer unendlich ausgedehnten Ebene wäre. Steckst Du an Deinem Standort ein Fähnchen rein und würdest Dich in irgendeine Richtung aufmachen, dann kämest Du der Fluchtlinie nicht einmal näher. Das Fähnchen sähe von Dir aus allerdings aus, als stünde es jetzt näher an der Fluchtlinie. Die Geschwindigkeit entspricht in diesem Bild übrigens dem Winkel θ zum Lot; c entspricht 90°, also einer Horizontalen.

Bild zum Beitrag

Frequenzverschiebung

Von einem Fahrzeug aus, das sich relativ zu einer Bezugs-Uhr U mit v› bewegt, würdest Du nichts besonderes bemerken, von U aus schon. Nicht das Tempo wäre ein anderes, wohl aber die Frequenz. Kämest Du auf U zu, käme dort das Licht Deiner Lampe mit

(3) f₀·K := f₀·√{(c + v)/(c – v)}

an, zudem stark gebündelt und intensiver. Du würdest übrigens von U aus auch noch weiter entfernt, aber schneller aussehen (und vice versa), da das Licht von Dir mit abnehmender Verzögerung ankäme.

Entferntest Du Dich von U, käme dort das Licht mit f₀/K an und wäre weniger intensiv. Du würdest aber auch näher und langsamer aussehen, als Du bist (und vice versa).

Bild zum Beitrag

Relativität der Gleichzeitigkeit

K wird auch als BONDI-Faktor bezeichnet, denn BONDI verwendet ihn, um die SRT anders als üblich zu erklären. Normalerweise hört man von einer „Zeitdilatation“ um den sog. LORENTZ-Faktor

(4.1) γ = 1/√{1 – v²/c²}

und einer „Längenkontraktion“ um den Faktor 1/γ, was den Eindruck eines gewalttätigen Gezerres und Gequetsches erweckt, das dem Geist des Relativitätsprinzips in keiner Weise entspricht. Es ist vielmehr eine Uminterpretation dessen, welche Ereignisse für welchen Beobachter als „gleichzeitig“ gelten, und es erweist sich

(4.2) γ = ½·(K + (1/K)).

Als einfaches Beispiel stell Dir vor, Du bewegst Dich gerade (t'=t=:0) mit (v|0|0) an U vorbei und empfängst in genau diesem Moment Funksignale von zwei Quellen S⁺ und S⁻, von denen Du weißt, dass sie relativ zu U bei r›⁻=(-d|0|0) und r›⁺=(+d|0|0) liegen.

Wenn Du U als ruhend ansiehst, musst Du natürlich zu dem Schluss kommen, dass beide Signale d/c „alt“ sein müssen, also zu t⁺=t⁻=–d/c abgeschickt worden sein müssen.

Du kannst aber Dich als ruhend ansehen. Das heißt, die S⁺ kommt mit -v› auf Dich zu, muss also weiter entfernt gewesen sein, als sie das Signal losschickte. S ⁻ entfernt sich, muss also näher gewesen sein, als sie das Signal losschickte, und deshalb muss S⁺ ihr Signal auch früher losgeschickt haben. Das sind natürlich erst mal rein qualitative Aussagen. Genauer ist beim Losschicken

(5.1) r›'⁺ = (d·K | 0 | 0) => t'⁺ = –d·K/c
(5.2) r›'⁻ = (d/K | 0 | 0) => t'⁻ = –d/{K·c}.

Was als „Zeitdilatation“ bezeichnet wird, ist einfach der Tatsache geschuldet, dass wir vergangene Ereignisse als „unterschiedlich lange her“ interpretieren müssen, je nachdem, ob wir U oder U' als „ruhend“ ansehen.

Bild zum Beitrag

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
 - (Technik, Technologie, Physik)  - (Technik, Technologie, Physik)  - (Technik, Technologie, Physik)

xxfistexx  13.03.2019, 01:24

du hast mit vielem recht, aber .. ich wage es nicht.. aber, aber.. :)

  • lass dich nicht beirren, das "kannst" du nicht wissen. alles ist gut, bleib so!!
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SlowPhil  13.03.2019, 08:37
@xxfistexx

Wenn Du findest, dass ich mich hier und da irre, musst Du das auch sagen.

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Es gilt immer das Relativitätsprinzip.

Im Raumschiff welches sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegt würdest du für das Licht weiterhin die Lichtgeschwindigkeit messen es würde also nicht anders aussehen als auf der Erde.

Halte ich sie nach "hinten" müsste das Licht sich mit eben Lichtgeschwindigkeit ausbreiten...

.

davon gehe ich auch aus, entgegen der Flugrichtung.

In Flugrichtung, dürfte es nicht bzw. nur an der Lichtquelle (Lämpchen o.ä.) zu erkennen sein.


AxelMunshine 
Fragesteller
 10.03.2019, 11:06

genau das denke ich auch...
Aber was passiert beim "schwenken" der Lampe... ?
Zur Seite hin müsste ja immer mehr Fortbewegung beim Licht zu erkennen sein.
Aber in welchem Masse? In welchem Winkel?

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Das Licht würde für dich in normaler Geschwindigkeit sichtbar sein. Du würdest aber durch die Zeit reisen und wärest erst wieder in mehreren Hundert Jahren auf der Erde.


AxelMunshine 
Fragesteller
 10.03.2019, 11:04

Ich glaube nicht, dass sich das Licht für mich normal ausbreiten würde, wie ich oben beschrieb!

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segler1968  10.03.2019, 11:06
@AxelMunshine

Wenn Du etwas glauben möchtest, gehe in die Kirche. Physik hat mit glauben nichts zu tun.

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Biberchen  10.03.2019, 11:08
@AxelMunshine

wenn der ICE mit über 100 km/h fährt und du nach hinten gehst, dann subtrahiert sich deine Geschwindigkeit von der des Zuges. Gehst du nach vorne dann Addiert sich deine Geschwindigkeit zu der des Zuges. Du bleibst also nicht stehen. So ist es auch mit dem Licht. Das lernt man doch eigentlich in der Schule, Physik, 7. Klasse.

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segler1968  10.03.2019, 11:15
@Biberchen

Und genau das ist falsch, wenn es um Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit geht. Da addieren sich die Geschwindigkeiten nicht mehr. Nennt sich „Relativitätstheorie“ und kommt (mit Glück) in der Oberstufe.

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AxelMunshine 
Fragesteller
 10.03.2019, 11:18
@segler1968

Warum addieren sich Geschwindigkeiten nicht mehr nahe c, aber davor schon?
Ab wann ist das so?

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colagreen  10.03.2019, 11:20
@AxelMunshine

Das ist immer so, nur wird es mit steigender Geschwindigkeit immer relativer. Das maximalste was erreicht werden kann ist die Lichtgeschwindigkeit.

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shagdalbran  10.03.2019, 11:22
@Biberchen

Bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit wird die Zeit gedehnt. Unsere alltägliche Wahrnehmung funktioniert hier nicht mehr.

Der Umrechnungsfaktor wurde bereits vor Einstein von Lorenzu berechnet und heißt daher Lorentz-Faktor.

Ach übrigens, der Schall wird auch nicht schneller, wenn du aus einem fahrenden Auto nach vorne trötest.

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gfntom  10.03.2019, 11:24
@AxelMunshine
Ich glaube nicht, dass sich das Licht für mich normal ausbreiten würde, wie ich oben beschrieb!

Was du glaubst oder nicht ist irrelevant.

Du wendest das Regelwerk der newtonschen Mechanik auf relativistische Effekte an - das geht natürlich schief!

Die Schlussfolgerung aus deiner Argumentation wäre: "die Relativitiätsthorie kann nicht gelten, weil sie sich mit der klassischen Mechanik nicht erklären lässt."

Also, ich widerhole:
Was du glaubst oder nicht ist irrelevant.

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Biberchen  10.03.2019, 11:25
@segler1968

ja das ist veraltet! Es gab ja auch mal die Theorie das man nie schneller als der Schall fliegen kann.

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AxelMunshine 
Fragesteller
 10.03.2019, 11:27
@shagdalbran

Ahh, jetzt mal ein Antwort, mit der ich was anfangen kann...
Für mich breitet sich das Licht mit Lichtgeschwindigkeit aus, weil für mich die Zeit gedehnt ist?

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segler1968  10.03.2019, 11:47
@AxelMunshine

Nein. Für Dich breitet sich das Licht mit Lichtgeschwindigkeit aus, weil es keinen absoluten Raum gibt. Licht breitet sich in jedem nicht-beschleunigendem Bezugssystem immer mit Lichtgeschwindigkeit aus. Das mag erstaunlich klingen, kann man aber nachmessen. Haben 1881 schon Michelson und Morley durchgeführt: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Michelson-Morley-Experiment

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SlowPhil  12.03.2019, 12:30
@AxelMunshine

Es gibt keine Grenze, ab der sich Geschwindigkeiten nicht mehr wie gewohnt addieren, sondern Geschwindigkeiten sind generell lediglich näherungsweise im üblichen Sinne additiv.

Vergleiche es mit einer Drehung um kleine Winkel vom Lot aus. Du stehst auf einer Ebene und guckst genau nach unten. Du kannst Dir vorstellen, dass in regelmäßigen Abständen Nägel eingehauen sind, die es erleichtern sollen, Distanzen abzuzählen.

Direkt unter Dir ist einer, N[0], in einem kleinen Abstand Δs ein zweiter, N[1] und in 2Δs ein dritter, N[2]. In die andere Richtung setzt sich das fort: N[-1], N[-2] usw..

Der Winkel von N[1] (und in der Gegenrichtung N[-1]) ist

θ₁ = arctan(Δs/h) ≈ Δs/h – ⅓(Δs/h)³

wobei h Deine Augenhöhe ist. Der Winkel von N[±2] ist dementsprechend

θ₂ = arctan(2Δs/h) ≈ 2Δs/h – (4/3)(Δs/h)³ ≈ 2θ₁ – ⅔(Δs/h)³,

es gibt also eine kleine, aber nicht verschwindende Abweichung von 2θ₁, und je größer θ₁ ist, desto größer ist auch die Abweichung. Bei N[±3] wird das noch extremer,

θ₃ = arctan(Δs/h) ≈ 3Δs/h – 3(Δs/h)³ ≈ 2θ₁ – 2(Δs/h)³.

Je größer man θ₁ wählt oder je mehr man davon aufzuaddieren versucht desto mehr weicht das Ergebnis von der Summe aller Winkel nach unten ab. Der Gesamtwinkel erreicht niemals ½π.

Den Winkeln entsprechen die Geschwindigkeiten, dem Verhältnis Δs/h entsprechen die sogenannten Rapiditäten. Die Rapidität ζ ist ihrerseits eine Art „Winkel“, deren Tangens Hyperbolicus das Verhältnis v/c ist. Der Tangens Hyperbolicus verläuft ähnlich wie der Arcustangens, nur dass „Winkel“ und Strecken(bzw. Geschwindigkeits)verhältnis ihre Rollen tauschen.

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