Blickwechsel 30. November 2023
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Was geschieht sollte der Sauerstoff ausgehen?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Zunächst sei erwähnt, dass beim üblichen Sporttauchen kein Sauerstoff, sondern komprimierte Luft (Pressluft) verwendet wird. Sauerstoff wäre bereits über 6 m Tiefe toxisch.

Sollte einem der Taucher die Luft ausgehen, bzw. der Atemregler versagen, so kann er jederzeit das Atemgerät seines Buddys benutzen (der hat ja noch sein Backup) und dann zusammen mit diesem einfach auftauchen. Eine sogenannte OoG (Out of Gas) Situation kommt in der Praxis beim normalen Sporttauchen aber so gut wie niemals vor. Dann Taucher haben ein sogenanntes Finimeter (eine Restdruckanzeige), um ihre verbleibende Luft einschätzen zu können.

Wo eine solche Situation leider durchaus immer mal wieder vorkommt, ist beim Höhlentauchen, wenn die Taucher vorher keine ordentliche Gasplanung gemacht haben bzw. sich nicht an ihren Gasplan gehalten haben. So etwas endet dann in den allermeisten Fällen tödlich für den Taucher und seinen Buddy. Denn ohne Gas kein Leben. Rettung gibt es nicht, denn dafür müsste ja jemand von der OoG Situation wissen, was i.d.R. nicht der Fall ist. Da man als Taucher kaum seinen Buddy einfach zurücklässt, wird man früher oder später Gas teilen, bis eben beide keine Luft mehr haben. Es gab schon Situationen, in denen sich Höhlentaucher dann in Luftblasen an der Höhlendecke gerettet haben und tatsächlich von einem Spezialisten herausgeholt wurden (Siehe dieses Video von Edd Sorenson https://www.youtube.com/watch?v=IM3fh_svzOI ). Aber verlassen sollte man sich darauf auf keinen Fall. Die überwiegende Anzahl der OoG Situationen in Höhlen endet mit dem Tod der gesamten Gruppe.

Woher ich das weiß:Hobby – VDST TL**/Nitrox TL**/Trimix*/Gasblender*/Medizinausbilder
Justman 
Fragesteller
 06.12.2023, 19:00

Wenn die rausgeholt werden, (kurz) nachdem das Gas aufgebraucht wurde, würden die dann wieder zu sich kommen?

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DanielDewald  08.12.2023, 13:17
@Justman

Das ist sehr stark davon abhängig was genau passiert ist. Wenn man unter Wasser kein Gas mehr hat, aber den Atemregler nicht raus nimmt, wird man irgendwann bewusstlos wegen Sauerstoffmangel. Die allermeisten Menschen würden aber vorher in Panik geraten und den Regler ausspucken. Gehen wir mal die Fälle durch:

  • Bewusstlos aber Regler im Mund: In dem Fall hätte ein Retter ca. 10 Minuten Zeit die Person aus der Höhle zu bringen und wiederzubeleben bevor es zu starken Hirnschäden kommt.
  • Bewusstlos aber Regler aus dem Mund: Dann gibt es wieder zwei Unterscheidungen:
  1. Person hat Wasser eingeatmet und Stimmritzenkrampf bekommen: Solange der Krampf anhält und kein Wasser aspiriert wird, bleiben wieder die 10 Minuten zur Rettung und Wiederbelebung. Sobald sich der Krampf löst, wird man Wasser einatmen und Punkt 2. trifft dann auch zu.
  2. Person hat Wasser eingeatmet und in die Lunge bekommen: Es bleiben zwar ebenfalls 10 Minuten zur Rettung und Wiederbelebung, aber je nach Wasserart (Salz oder Süß) und Inhalten (Sediment, Chemikalien, etc.) wird die Lunge starke Schäden davon tragen. Sehr viele Menschen die fast ertrunken sind sterben deswegen später im Krankenhaus.

Insgesamt ist eine Rettung in 10 Minuten aus einer Höhle ohnehin schon unwahrscheinlich (meistens sind die Leute in Panik gegen Ende und wirbeln Sediment auf wie verrückt, dann muss der Retter erst mal blind suchen. Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt die das können und auch wollen. Noch dazu muss eine solche Person meistens erst mal anreisen). Mir ist kein Fall bekannt in dem ein Höhlentaucher eine OoG Situation hatte und überlebt hat, ohne eine Airpocket zu finden, in der er zumindest mit schlimmer CO2 Vergiftung hätte eine Weile überleben können. Daher ja auch meine Entscheidung das Höhlentauchen (zumindest bis auf weiteres) sein zu lassen.

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