Was geschieht mit vereinzelten Häusern in den Alpen?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Entvölkerung vieler Gebiete der Alpen ist wirklich ein Problem.

In meiner ursprünglichen Heimat gibt es ein an den Hang geklebtes Bergdorf, welches nur noch von zwei Personen ganzjährig bewohnt wird. Das Dorf ist zwar durch eine enge und kurvenreiche Strasse erschlossen, bietet aber ausser anstrengender Landwirtschaft keinerlei andere Erwerbsmöglichkeit. Aber die meisten Häuser wirken gepflegt, weil sie von den Erben als Feriendomizil genutzt werden. Die Leute, die noch dort wohnen, haben eben schon immer dort gewohnt. Sie haben einige Hühner, vielleicht Ziegen oder Kühe.

Früher gab es da eine Post, ein Restaurant, einen Laden, eine schöne Schule, die Kirche - alles zu. Das Dorf ist tot, es gibt da kaum Tourismus und auch keine Perspektive für die Zukunft. Wenn diese Generation (alle sind zwischen 50 und 80 Jahre alt) ausstirbt - die Kinder werden sich kaum für diese Häuser interessieren.

Im Tessin z.B. findet man viele komplett verlassen Bergdörfer. Dörfer, die nur zu Fuss erreichbar sind, die irgendwo am Berghang kleben. Es gibt niemanden, der da leben möchte und so überlässt man das Dorf einfach der Natur. Die Dächer stürzen irgendwann ein, Bäume wachsen in den Häusern. Nach einigen Jahren ist das Dorf nicht mehr zu sehen im Wald, wenn man nicht dahin wandert.

Einige wenige Dörfer konnten gerettet werden, in dem "Einsiedler" oder "Aussteiger", meist aus der Deutschsprachigen Schweiz oder aus Deutschland sich dahin zurückgezogen haben. Sie pflanzen sich ihr eigenes Gemüse und wandern vielleicht einmal die Woche runter ins Tal, um sich mit dem nötigsten einzudecken. Viele arbeiten selbständig, sind Künstler oder Schriftsteller, sie unterrichten ihre Kinder zuhause und werden vielleicht noch von Verwandten unterstützt. Aber so geht das Dorf wenigstens nicht ganz unter.

Im Wallis wurde ein kleines Dorf zu einer Feriensiedlung umgebaut. Da die meisten alten Häuser und Dörfer in den Alpen unter Denkmalschutz stehen, ist eine Umnutzung meist nicht oder nur erschwert möglich. Hier ist es ihnen aber gelungen und das Dorf ist eigentlich sowas wie eine Jugendherberge. Sehr hübsch anzusehen - und so wurden die Strukturen vor dem Zerfall gerettet.

In Spanien gibt es auch solche "vergammelten Häuser", und über die kam mal eine Reportage im TV. Da wird teilweise ein ganzes Dorf für sagen wir mal 10.000 Euro verkauft. Und es gibt tatsächlich einige Idealisten, die so etwas kaufen, um es in einem Projekt zu nutzen - irgendwas alternatives, mit Landwirtschaft, oder touristisch. Das Problem ist halt die oft sehr schlechte Bausubstanz.

Und ein weiteres Problem, dass diese Dörfer in Spanien alle haben: Die liegen sehr, sehr abgelegen. Ähnlich wird es wohl bei "deinen" verlassenen Hütten in den Alpen sein.

Ich meine, frag dort mal bei der Gemeinde nach. Wenn dich so etwas anlacht, kannst du vielleicht eines dieser Häuser für wenig Geld erwerben. (Ich würde mir ein solches Projekt allerdings derzeit nicht zutrauen).

du meinst wohl die Häuser besonders im Alto Adige? - Gute Frage... die meisten dieser Anwesen stehen unter einer Art Denkmalschutz, die Besitzer sind mit dem "denkmalgeschützten" Erhalt finanziell absolut überfordert, da es zumeist "Nebenerwerbsbauern" sind - sprich : die Eigentümer leben von anderem Erwerb, sind Fabrikarbeiter, Handelsangestellte etc. - und nur mehr die erübrigte Zeit am Bauernhof tätig.... Der Erhalt der Häuser überansprucht die Einkommen, so verfallen sie allmählich. Gerade in Italien ist die Subvention für erhaltenswerte Gebäude sehr schwer zu bekommen und es dauert äusserst lange, bis man eine Zusage bekommt.... So ist es auch hier meist so, dass die Häuser einfach "stehen" gelassen werden... Bis die Beurkundung kommt, sind sie bereits eingestürzt und werden abgebaut, eine neue Möglichkeit - falls Interesse besteht - für ein "Hotel" ist gegeben...

Scusi, aber das ist die Realität...

Etwas seltsame Frage :-) Verlassenschaften, die keine Erben finden, gehen in den Gemeindebesitz über. Insofern diese Objekte keinerlei Nutzung mehr zugeführt werden können, müssten die Gemeinden die Abriss- oder sinnfreien Erhaltungskosten übernehmen. Und Geld wird nur ungerne ausgegeben :-) Somit werden solche Objekte "immer mehr vergammeln", bis sie irgendeine Gefahr darstellen, oder sich die Bürger wirklich ernsthaft darüber beschweren... Oder diese Zustände schon Touristen abschreckt etc.

Warum fragst Du nicht vor Ort?


justTrustMe 
Fragesteller
 31.05.2014, 18:26

Ich bin nicht vor Ort. :D Es interessiert mich, ob hier jmd. etwas weiß, deswegen frage ich. Wenn ich da bin, habe ich genau das vor - aber das wird wohl noch dauern. Also suche ich ersteinmal so nach Ansätzen, um die Denkweisen dort zu verstehen. :)

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