Warum interessiert sich keiner für die extrem hohe Krebsrate in der Bevölkerung?

3 Antworten

Ich z.B. habe sehr viele Muttermale am ganzen Körper und wollte das genau untersuchen lassen. Man sagte mir das die Muttermal Kontrolle erst ab 35 Jahren kostenlos ist und man das aus eigner Tasche zahlen müsse, was sehr teuer ist. Das kann es einfach nicht sein.

Es ist ziemlich sinnlos, normale Muttermale mit einer Biopsie zu untersuchen, weil dabei das Wachstum von Krebszellen erst angeregt werden kann.

Hautkrebs erkennst du problemlos selbst: Dazu muss sich ein Hautfleck innerhalb sehr kurzer Zeit (z.B. 2 Wochen) deutlich verändern.

Ein seit Jahre bestehender Fleck kann gar kein Krebs sein.

Ansonsten sind die Hauptursachen für Krebs hinlänglich und seit Jahrzehnten ja bekannt: https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/krebs-who-zunahme-100.html

Was verstehst du als "extrem hoch"? Mehr als 50% der Bevölkerung?
Und was willst du dagegen tun? Vorsorge ist keine Krebsverhinderung! Wenn du die Ursache nicht kennst, weißt du auch nicht, wie Verhinderung funktionieren kann.

In meiner Familie und Schwager-Familie mit ca. 50 oder 60 Personen gab es 3 Krebspatienten, 2 sind gestorben, einer wurde geheilt, ohne mörderische Chemo, und lebt noch. 3 von 50 oder 60 --> ich glaube, das ist noch nicht ganz die Hälfte.

Ein MRT ist teuer und wird nur bei Bedarf/Verdacht gemacht. Wenn du es selbst bezahlst, kannst du es ja machen lassen. Dann aber bitte ein Ganzkörper-MRT!

Willst du alle Muttermale herausschnippeln und untersuchen lassen? Körperverletzungen am laufenden Band? Da würde ich nicht mitmachen!

Definitiv, absolut, massiv . . . jetzt übertreibe mal nicht!

Deine Beobachtung ist richtig und falsch zugleich.

Ja, Krebs ist eine sehr häufige Erkrankung, wenn man mal alle Tumoren zusammenfasst. Tatsächlich ist es so, dass einer von vier Menschen, also ein Viertel aller Menschen, irgendwann im Laufe seines Lebens einen Tumor entwickelt. Aber ist das jetzt wirklich so viel häufiger als früher? Sicherlich gibt es heute etliche Umwelteinflüsse mehr, die früher vielleicht nicht so waren, die die Entstehung von Tumoren günstigen. Ionisierende Strahlung ist da ein Beispiel, es gibt sehr viele Röntgenuntersuchungen, Flugreisen und ähnliches. Auch ist noch nicht restlos geklärt ob das Kühlwasser von Atomkraftwerken, Strahlungen elektrischer Geräte oder ähnliches nicht doch in irgendeiner Weise zur vermehrten Entstehung von Krebs beitragen könnten. Eine riesige Rolle spielen diese Dinge mit Sicherheit nicht, aber wer weiß.

Was tatsächlich deinen Eindruck aber am allermeisten verstärkt, sind andere Effekte. Das wichtigste: krebs ist eine Krankheit des hohen Lebensalters. Je länger ein Mensch lebt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann mal eine seiner Zellen bösartig wird und ein Krebsgeschwür daraus entsteht. Da die Menschen nun immer älter werden im Vergleich zu früher, fallen auch natürlich immer mehr Krebserkrankungen auf. Früher wären die Leute an einem Herzversagen gestorben, heute werden sie 15 Jahre älter und haben alle Zeit der Welt, um ein Tumor zu entwickeln. Und die zweite große Ursache dafür, dass aktuell so viele Krebserkrankungen "auf dem Markt" sind: die Vorsorge funktioniert immer besser. Es werden heute in Screenings sehr viele Tumoren gefunden, die früher überhaupt nicht aufgefallen wären. Und wenn man diese beiden Effekte noch in Kombination setzt, dann wird es noch deutlicher. Stell dir vor, ein heute 60 jähriger entwickelt einen Darmkrebs, der in einer Vorsorgeuntersuchung (ab dem 55 lebensjahr) entdeckt wird. Früher wäre dieser Mensch vielleicht mit 70 Jahren gestorben, ohne dass man seinen Krebs entdeckt hätte. Stirbt er heute mit 70 Jahren, hätte man den Krebs trotzdem entdeckt. Wahrscheinlich stirbt aber erst mit 85, in der Zeit kann er neben dem Darmkrebs tatsächlich noch einen Hautkrebs entwickeln, den er früher nicht entwickelt hätte, weil er schon tot gewesen wäre. Du verstehst?

Also zusammengefasst, Menschen werden immer älter, die Diagnostik wird immer besser und vielleicht werden Tumoren insgesamt aufgrund unserer Lebensbedingungen auch häufiger. Rauchen, Ernährung, Alkohol und so weiter spielen ja auch eine entscheidende Rolle in der Entstehung extrem vieler Krebsarten.

Das, was du an Diagnostik allerdings forderst, ergibt wenig Sinn. Große Studien haben ja belegt, in welchem Alter Tumoren am häufigsten auftreten und wie man sie am besten finden kann. Manche Tumoren kann man auch überhaupt nicht finden. Man hat also eine gewisse Kosten-Nutzen-Abwägung getroffen, hier aber ein gutes Maß entwickelt, um die meisten gängigen Tumoren frühzeitig aufzuspüren. Natürlich gibt es immer Abweichler, besonders junge Patienten die total untypisch einen bestimmten Tumor entwickeln oder ein so seltener Tumor, dass er nur in einem von einer Millionen Fällen auftritt. Man kann nicht alles finden und die Idee, jeden Menschen der Bundesrepublik zweimal im Jahr durch ein ganzkörper MRT zu schicken, wäre schlichtweg nicht leistbar. So viele MRT kann man gar nicht bauen und betreiben. Das System wie wir es haben ist schon gut und die Vorsorge, welche die gesetzliche Kasse bezahlt, reicht in aller Regel voll aus.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Anästhesist und Notfallmediziner