Warum gibt es in Deutschland trotz Sozialhilfe Obdachlose?

16 Antworten

ganz einfach, weil es menschen gibt, die keine hilfe annehmen wollen oder können.

an sich geht man als normaler mensch davon aus, das die hilfe, die man bekommt, irgendwann zurückgibt, heisst wenn man wieder arbeiten kann, arbeit annehmen und mit den sozialbeiträgen unterstützt man dann andere, die in eine solche lagen sind.

bzw. hat man auch pflichten, wie eine meldeadresse oder sich beim amt zu ab und zu melden oder einen personalausweis zu haben.

und diese pflichten gefaööen manchen nicht oder sie wollen anderen nicht zur last fallen

Vor rund 35 Jahren erfuhr ich folgende Situation:

In Freiburg im Breisgau lebte eine vierköpfige Familie. Der Mann war starker Alkoholiker weshalb er seine Arbeit verlor als seine Frau mit dem 2. Kind schwanger war. Er wurde gewalttätig, verprügelte Frau und Kinder mehrfach krankenhausreif. Das freiburger Frauenhaus war während der ganzen Zeit überbelegt. Frauen- und heute zum Glück auch Männerhäuser werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Schließlich fand die Frau nach langer Suche und Bettelei einen Anwalt der bereit war für sie die Scheidung zu erkämpfen. Der Mann bewies dank fachärztlichem Gutachten dass er alkoholkrank war. Der Familienrichter entschied also:

Die Ehe wird geschieden denn es ist dem alkoholkranken Mann nicht mehr zumutbar mit Frau und zwei kleinen Kindern zusammen zu wohnen. Deshalb sind Frau und Kinder mit Urteilsverkündung verpflichtet die Wohnung zu räumen. 

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Es macht keinen Sinn das Geschlecht zu thematisieren. Wenn ich recht erinnere hatte 1979 die SPD das Familienrecht verändert. Seither gilt: Wer krank ist ist im Vorteil denn der gesunde Scheidungswillige hat auf die Erkrankung so weit als irgend möglich Rücksicht zu nehmen. Befindet also ein Richter es sei dem durch Gutachten festgestellten kranken Menschen nicht mehr zumutbar mit seiner Familie zusammen zu leben hat diese eben zu sehen wo sie bleibt. Weiter wurde festgehalten: Droht Obdachlosigkeit und ansonsten befinden sich beide Scheidungswillige in vergleichbarer Lage hat die Person welcher keine Obdachlosigkeit droht zunächst dafür zu sorgen dass sich die materielle Situation der verschuldeten oder schlicht nur faulen Person so weit zu verändern dass die Obdachlosigkeit abgewendet ist. Auf Kinder ist in solchen Fällen keine Rücksicht zu nehmen. 

Steht dann ein ehemaliger Ehepartner mit Kindern mit sofortiger Wirkung auf der Straße hat keine Kommune dafür auch nur im Ansatz Anlaufmöglichkeiten, Übergangswohnungen. Wozu auch? So lange die Mehrheit der Gesellschaft sich darin gefällt in ihren Wahnvorstellungen zu verbleiben Obdachlosigkeit sei selbstverschuldet, in der Regel einer Suchterkrankung oder schlichter Faulheit geschuldet, wird sich die Rechtslage nicht ändern. 

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Die CDU setzte dann vor Jahren noch den einen und den anderen drauf: Damals wurde innerhalb weniger Monate das Sozialversicherungsrecht für Selbständige verändert. Medien verschwiegen diese Veränderungen. Die Betroffenen wurden selbstverständlich nicht informiert. Und welcher Mensch kommt schon auf die Idee mindestens monatlich nachzusehen ob sich wesentliche Gesetze verändert haben um rechtzeitig reagieren zu können? Im vorliegenden Fall war nur eine Frist von 14 Tagen für eine Reaktion gesetzt worden so weit ich erinnere. Hier in Karlsruhe kamen dadurch einige Selbständige so sehr in Verschuldung dass Obdachlosigkeit nicht mehr abgewendet werden konnte. Nachdem auf diese Weise ein Teil der Bevölkerung aussortiert worden war, die EU mit hohen Strafgeldern drohte die von unseren Steuergeldern zu bezahlen gewesen wären, wurde das Sozialversicherungsrecht für Selbständige so weit verändert dass wenigstens ein Teil wieder Fuß fassen konnte. 

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Es besteht bei Rentenbezug Anspruch auf Grundsicherung. Angeblich schämen sich viele Berechtigte entsprechenden Antrag zu stellen. Dafür möchte ich zunächst den Nachweis sehen bevor ich es glaube denn viele sogenannte Sachbearbeiter auf Kommunalebene verweigern die Herausgabe der Anträge und wenn sie die Anträge heraus geben haben sie sehr viel Phantasie entwickelt die von ihnen geforderten Bedingungen nicht erfüllen zu können. Einfach indem sie Nachweise einfordern die nicht erbracht werden können. Dazu gibt es online manchen Nachweis der gelesen werden kann. Hier sind statistisch vor allen Dingen Frauen betroffen da sie ja in dieser Gesellschaft weniger Lohn für gleiche Arbeit erhalten als ihre männlichen Kollegen und ihnen Karriere oft schlicht verweigert wird. Wenn dann die Rente gerade mal so hoch ist dass die Kaltmiete gezahlt werden kann dann mag noch einige Jahre möglich sein für 450,- Euro im Monat zu arbeiten. Aber wenn diese Möglichkeit aus Altersgründen nicht mehr gegeben ist? 

Also es kommt immer auf die Region drauf an. Hier in München und Umland ist der Wohnungsmarkt generell katastrophal und mit Hartz IV siehst du hier kein Land.

Meine Freundin (arbeitsunfähig wegen Rheuma) hat 2 Kinder (11 und 15) und hat sich vor einem Jahr von ihrem Mann getrennt. Die haben erst einmal 3 Monate bei mir gewohnt (2-Zimmer Wohnung zu viert) bevor sie auch nur eine Notunterkunft von der Gemeinde bekommen haben.

Hätten sie nicht bei mir wohnen können, dann wäre sie drei Monate mit ihren 2 Kindern auf der Straße gesessen. Sie war deswegen bei mehreren Hilfsvereinen wie Caritas, etc.. Die haben alle nur gemeint, dass München ganz schlimm ist und sie ihr da leider auch nur bei Behörden Formularen oder so helfen können.

Jetzt wohnt sie seit 8 Monaten in einer Notunterkunft und da haben sie eine Wohnküche und ein Zimmer zu dritt.

Sie würde gerne arbeiten, aber ihre Krankheit erlaubt das momentan nicht. Das heißt sie bekommt Hartz IV. Sie hat sogar eine Bescheinigung vom Amt für eine Mietkostenübernahme. In den letzten 8 Monaten hat sie sich bei hunderten von Wohnungen beworben. 45% haben gleich gesagt "Hartz IV Empfänger? Nein, danke". 50% haben sich einfach nicht zurück gemeldet. Bei 5% kam es immerhin zu einer Wohnungsbesichtigung. Leider alle ohne positives Ergebnis.

Leider wird viel zu wenig im Bereich des sozialen Wohnungsbaus getan. Die meisten etwas größeren Gemeinden haben ein paar hundert Sozialwohnungen im Gemeindeeigentum aber ein paar tausend Bewerbungen für diese Wohnungen.

Ich verstehe allerdings die Vermieter nicht. Die wollen alle welche, die einen Arbeitsvertrag und dementsprechend ein festes Einkommen haben. Wer Arbeit hat kann aber arbeitslos werden und dann kann es Monate dauern, bis das Amt die Mietübernahme billigt. Evtl. könnte auch eine 3 monatige Sperre wegen Kündigung auftreten. Wenn einer schon einen Wohnkostenübernahme Schein hat, dann bekommt der Vermieter doch 100% sein Geld, wenn eine Abtretung erfolgt und er die Miete direkt vom Amt überwiesen bekommt.

Weil sie keine Hilfe annehmen. So ist es auch in den Vereinigten Staaten. Da gibt es natürlich Sozialhilfe in Form von Essensmarken und Geld. Und die Tafel wurde dort auch erfunden. Nur lehnen es manche ab. Vielleicht ist es ihnen peinlich, ich weiß es nicht.

Die Gründe, warum man obdachlos wird oder ist, sind unterschiedlich. Es gibt Obdachlose die es vorziehen, so zu leben wie sie leben, ohne Wohnung, ohne Adresse. Andere wieder würden gerne eine Wohnung haben, können diese aber nicht bezahlen. Es wird viel geholfen, viel Geld ausgegeben, um den Obdachlosen zu helfen. Doch bei weitem reichen die Unterkünfte nicht aus, um Allen zu helfen. Manchen fehlt auch die notwendige Energie, sich aufzuraffen um die Situation zu ändern. Der Gang zu den Ämtern, sich bevormunden lassen. Darf mal von folgender Situation berichten. Wir haben für eine Sozialorganisation ein Haus gebaut. In diesem Haus wurde eine "Anlaufstation" für Obdachlose eingerichtet. Diese "Anlaufstation" war wie ein Schalter bei der Bank. Die Bedürftigen hatten Ausweise. Gingen also jeden Tag zu dieser Anlaufstation und holten sich ihren Tagessatz an Geld dort ab. Als sie das Geld hatten, gingen sie in den in unmittelbarer Nähe ansässigen Supermarkt und haben sich mit alkoholischen Getränken eingedeckt. Das ging Tag für Tag so, wie ich beobachten konnte. Nachts haben die während der Sommermonate im Freien genächtigt. Wenn es kalt oder regnerisch wurde, hatten die andere Schlafplätze. Es handelte sich dabei immer um eine Gruppe von 6-8 Personen, meist Männer. Jetzt könnte man sich die Frage stellen, wenn sie schon bei einer Sozialstation ihren Tagessatz abholen, warum fragen sie nicht nach, ob man ihnen nicht helfen könnte, einen Wohnraum zu finden.Eine Adresse von der aus sie einen Neustart beginnen könnten. Sich einen Job suchen, mal bei der ARGE anfragen. Das macht kaum einer. Manche hatten, bevor sie odachlos wurden, eine Familie, einen guten Job. Verloren aber aus welchen Gründen auch immer, den Boden unter den Füssen. Haben sich mit einem Leben auf der Strasse abgefunden. Manche gehen abwechselnd betteln, um sich so versorgen zu können. In der Gruppe zu leben macht alles etwas leichter, man hält zusammen. Es gibt die Tafeln, auch dort können sie sich versorgen.Irgendwann gewöhnen sich die Obdachlosen an dieses Leben. Im Grunde fehlt es denen an nichts, ausser einer festen Bleibe. Die bekommen Kleidung, finanzielle Unterstützung. Sicher  ist es schwer, sich in so eine Situation zu versetzen. Dennoch haben es die Obdachlosen in unserem Staat "gut", verglichen mit Obdachlosen in anderen Staaten, die keinerlei Unterstützung bekommen, wo selbst schon Kinder als Odbachlose unter Brücken schlafen, keine Schule besuchen, die Eltern sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern, oder kümmern können.