Blickwechsel 24. November 2022
Deine Frage an einen ultraorthodoxen Juden
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Sündenvergebung?

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Sündenopfer ohne Tempel?

„Wir sind alle Sünder , und der einzige Weg, die Sünde loszuwerden, ist ein Blutopfer. Da der jüdische Tempel nicht mehr existiert und Sie keine Opfer darbringen können, wie werden Sie heute Ihre Sünden los?“

Dieses Problem wird durch zwei zusätzliche Annahmen verschärft, die auf dem neutestamentlichen Römerbrief beruhen – geschrieben von Paulus, dessen Autorität fraglich ist, weil er Jesus nie begegnet ist.

Die erste Annahme ist, dass die Menschheit als Folge der „Erbsünde“ Adams einen Zustand der ewigen Verdammnis geerbt hat. Sie führen dies auf Römer 5,18 zurück: „Aus einer einzigen Übertretung resultierte die Verurteilung aller Menschen.“

Die zweite Annahme ist, dass die von Gott verfassten biblischen Gebote nur als Stolperstein gedacht waren, um zu beweisen, dass die gebrechliche Menschheit keine Vollkommenheit erreichen konnte, wenn sie sie befolgte. 2 Daher konnte die Errettung nur durch den Glauben an die Gerechtigkeit Jesu geschehen, der, wie sie behaupten, alle Gebote an der Stelle des Gläubigen erfüllte und einen sühnenden Tod für den Gläubigen starb. Als Beweis bringen sie Römer 4:15; „ Das Gesetz bringt Zorn hervor, aber wo es kein Gesetz gibt, gibt es keine Übertretung .“ 3

Für einige mit einem flüchtigen Verständnis der Bibel mag diese Argumentation logisch klingen. Es sollte jedoch sorgfältig geprüft werden (wenn auch innerhalb der Grenzen dieses kurzen Essays), um festzustellen, ob es die wahre biblische Absicht ist, wie es in den Sprüchen heißt:

„ Derjenige, der zuerst seinen Fall bringt, scheint Recht zu haben, aber dann kommt sein Nachbar und untersucht ihn.“ Sprüche 18:17 .

Mal sehen, was die Bibel wirklich sagt. Zunächst einmal ist Sünde gemäß der Bibel ein Akt der Rebellion, kein innerer Zustand. Die Bibel lehrt tatsächlich, dass die Menschheit infolge der Sünde von Adam und Eva 4 eine Neigung – oder Versuchung – bekam, Böses zu tun.

Diese Neigung wird in Genesis beschrieben als:

„ Die Neigung des menschlichen Herzens ist von Jugend an böse. “ Genesis 8:21

Eine Neigung ist ein Zug oder ein Antrieb. Es wirkt auf die Person ein, aber es ist nicht die Person. Diese Neigung macht den Menschen weder zu einem Sünder, noch befindet er sich in einem ständigen Zustand der Sünde. Vielmehr wird eine Person durch die Versuchung, Böses zu tun , mit Entscheidungsfreiheit und der Fähigkeit ausgestattet, das Gute dem Bösen vorzuziehen. Dies wird in den folgenden Versen erläutert:

„Ich habe euch heute das Leben und das Gute , den Tod und das Böse vorgelegt. “ Deuteronomium 30:15
„ Leben und Tod habe ich dir vorgelegt, Segen und Fluch. Also wähle das Leben, damit du lebst.“ Deuteronomium 30:19 .

Die Fähigkeit, über das Böse zu herrschen, ist nicht nur Wunschdenken. Es ist eine Anweisung, die im folgenden Vers zum Ausdruck kommt, der die Sünde zum allerersten Mal in der Bibel namentlich erwähnt,

„ Die Sünde kauert vor der Tür; und es begehrt dich, aber du kannst darüber herrschen. ” Genesis 4:7

Wenn die Sünde ein unüberwindbarer Zustand ist, den niemand überwinden kann, wäre dies nicht der logische Ort für Gott, dies zu sagen? Diese Passage lehrt jedoch, dass wir, obwohl es unvermeidlich ist, dass wir zur Sünde versucht werden, eindeutig Gottes Verheißung einer inneren Fähigkeit haben, die Versuchung zu überwinden. König David sagte dies in seinen wohlbekannten Worten:

„ Wende dich vom Bösen und tue Gutes .“ Psalm 37:27

Was macht das Christentum mit dieser klaren biblischen Lehre, dass wir die Sünde meistern können? Das Christentum ändert einfach die Bibel. Es stellt eine widersprüchliche und falsche Übersetzung dessen dar, wie Gott die Menschheit anwies, sich von der Sünde abzuwenden, wie in einer eklatanten christlichen Fehlübersetzung von Jesaja 59:20 demonstriert wird . Im hebräischen Original heißt es in diesem Vers:

„ Ein Erlöser wird nach Zion kommen ; und denen, die sich von der Übertretung abwenden .“ Jesaja 59:20

Dieser Vers zeigt deutlich zwei Punkte: 1) Menschen können sich von Übertretungen abwenden; und 2) Der Erlöser Israels wird nach Zion kommen und zu denen, die sich aus eigenem Antrieb von der Sünde abwenden.

Im christlichen Neuen Testament wird derselbe Vers in Jesaja jedoch fälschlicherweise zitiert, um den Eindruck zu erwecken, dass es der Messias ist, der die Sünde beseitigt. Römer 11:26 sagt:

„ Der Retter wird von Zion kommen, 6 Er wird die Gottlosigkeit von Jakob entfernen.“ Römer 11:26

Die falsche Übersetzung der Worte „ nach Zion“ in „ von Zion“ und „diejenigen, die sich von der Übertretung abwenden “ in „ Er wird die Gottlosigkeit beseitigen “, verzerrt die Bedeutung des ursprünglichen Textes. Dies ist ein Versuch, den falschen christlichen Glauben zu unterstützen, dass ein messianischer Erlöser die Sünde beseitigen wird. 7 Nach der Bibel war aufrichtige Buße schon immer die grundlegende Methode, um Sünde zu beseitigen.

Quelle: https://aish.com/know-how-to-answer-christian-missionaries/

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Haredischer (ultraorthodoxer) Jude

Hallo RStroh,

hierbei geht es um eine sehr wichtige Lehre des christlichen Glaubens: Die Lehre vom Lösegeld! Um diese vom Grundsatz her verstehen zu können, ist es notwendig, zuerst einmal an den Anfang der Menschheitsgeschichte zurückzukehren.

Nachdem Gott den Menschen erschaffen hatte, bestand zwischen ihnen und Gott völlige Harmonie. Dann geschah etwas, was eine tiefe Kluft entstehen ließ: Die ersten Menschen, Adam und Eva, lehnten sich gegen Gott auf, indem sie willentlich ein Gebot Gottes übertraten und somit war die Sünde in die Welt gekommen.

Das hatte weitreichende Auswirkungen auf sie selbst und auf alle ihre Nachkommen. Ihre Sünde gegen Gott bewirkte, dass ihre ursprüngliche Vollkommenheit an Körper und Geist verlorenging und damit auch ihre Aussicht auf ein endloses Leben.

Die Bibel sagt darüber folgendes: "Darum, so wie durch e i n e n Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und sich so der Tod zu allen Menschen verbreitet hat, weil sie alle gesündigt hatten" (Römer 5:12). Dadurch, dass die ersten Menschen zu Sündern geworden waren, gaben sie zwangsläufig diese Sünde auch an alle ihre Nachkommen und damit letztendlich auch an uns, weiter. Die Sünde ist es also, die bis heute eine Trennung zwischen Gott und den Menschen herbeiführt.

Da Gott jedoch barmherzig ist, wollte er nicht, dass all die Nachkommen Adams und Evas, die ja ohne ihr Hinzutun die Sünde geerbt hatten, für immer verloren sind. Unmittelbar nachdem Adam und Eva gesündigt hatten, ersann er einen Weg, um die Menschheit von Sünde und Tod zu befreien.

Hierbei mag die Frage auftauchen, ob es nicht viel einfacher gewesen wäre, allen in Sünde geborenen Nachkommen Adams und Evas einfach zu vergeben und so die entstandene "Kluft" zu schließen.

Das konnte Gott jedoch nicht, ohne gegen seine eigenen Rechtsgrundsätze zu verstoßen. Einer dieser Grundsätze lautet, dass Sünde zum Tod führt. Hätte Gott diesen Grundsatz einfach ignoriert und sich darüber hinweggesetzt, dann hätte man ihn selbst des Unrechts bezichtigen können. Deswegen musste er einen anderen Weg gehen.

Die Lösung lag in der Beschaffung eines „Lösegeldes“, das die Menschen von Sünde und Tod freikaufen könnte. Hier kommt ein anderer Rechtsgrundsatz Gottes zum Tragen, der da lautet: "Seele wird für Seele sein" (5. Mose 19:21).

In der Anwendung auf die Menschheit heißt das folgendes: Der erste Mensch, Adam, hatte sein vollkommenes Leben eingebüßt, das für sich und seinen Nachkommen endloses Leben bedeutet hätte. Durch die Sünde büßte Adam jedoch dieses vollkommene Leben ein. Es gab nur einen einzigen Weg: Ein vollkommenes menschliches Leben musste gegeben werden, um einen Ausgleich zu dem von Adam verwirkten Leben zu schaffen oder anders ausgedrückt: Ein Lösegeld in Form eines vollkommenen menschlichen Lebens musste „gezahlt“ werden.

Da jedoch sämtliche Nachkommen des ersten Menschen nur ein unvollkommenes Leben besaßen, das keinen entsprechenden Gegenwert zu dem vollkommenen Leben Adams besaß, war auch niemand seiner Nachkommen in der Lage, diese Lösegeld zu beschaffen. Die Menschheit wäre somit, was ewiges Leben betrifft, für immer verloren gewesen.

Doch hier kommt die große Liebe und Barmherzigkeit Gottes gegenüber den Menschen zum Tragen. Gott baute sozusagen eine "Brücke" zwischen sich und der Menschheit, indem er seinen eigenen Sohn sandte, der bereit war, sein vollkommenes Leben zu opfern.

Dieses Opfer schaffte den entscheidenden Ausgleich und befreite so die Menschheit von Sünde und Tod. Die Bibel sagt darüber: "Denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, und als freie Gabe werden sie durch seine unverdiente Güte gerechtgesprochen aufgrund der Befreiung durch das von Christus Jesus [bezahlte] Lösegeld" (Römer 3:23,24).

Dieses Lösegeld, das also die Kluft zwischen Gott und den Menschen schließt, bildet somit die Grundlage für die Vergebung von Sünden. Voraussetzung für die Sündenvergebung ist jedoch der Glaube an diese Vorkehrung für ein Lösegeld sowie eine reuevolle Einstellung des Sünders.

Die Bibel sagt über diesen wunderbaren Akt der Befreiung seitens Gottes folgendes: "Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einziggezeugten Sohn gegeben hat, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht vernichtet wird, sondern ewiges Leben hat" (Johannes 3:16). Dieser Text zeigt zum einen das Ausmaß der Liebe, die Gott gegenüber den Menschen empfindet und zum anderen auch, was eine weitere Auswirkung des Lösegeldes ist: ewiges Leben.

Es liegt nun an jedem einzelnen, ob er dieses Opfer von Jesus annehmen möchte oder nicht. Dabei genügt es jedoch nicht, Gott einfach nur zu sagen "Ja, ich will", sondern wie obiger Text zeigt, müssen diejenigen, die aus dem Lösegeld Nutzen ziehen möchten, "Glauben an ihn ausüben". Das schließt, wie die Bibel deutlich zeigt, weitaus mehr ein, als einen passiven Glauben zu besitzen. Wer seinen Glauben ausübt, der lässt sein gesamtes Leben vom Glauben bestimmen.

Soweit also einige Gedanken zu eine der wichtigsten Lehren der Bibel . Um wirklich an sie glauben zu können, gibt es nur einen Weg: Man muss sich eingehend mit dem Wort Gottes beschäftigen. Glaube entsteht nicht einfach dadurch, dass man die Botschaft theoretisch verstanden hat. Wenn nicht das Herz beteiligt ist, wird sich auch kein Glaube entstehen.

LG Philipp