Sprache im Mittelalter?
Gibt es Sprüche oder bestimmte Wörter die so richtig altmodisch klingen als ob sie vom Mittelalter stammen ? Oder bestimmte alte Klischees die das aussagen.
4 Antworten
Unsere heutige Sprache hat mit der alt- und mittelhochdeutschen Sprache nur noch sehr wenig Ähnlichkeit, sowohl vom Wortschatz als auch vom Satzbau, von der Ausdrucksweise und von der Aussprache her.
Unsere moderne Sprache fußt in erster Linie auf der oberdeutschen Schriftsprache, die ein gewisser Martin Luther bei der Übersetzung der Bibel zu Beginn des 16. Jahrhunderts maßgeblich geprägt hat.
Nur wenige Begriffe haben die Jahrhunderte seit dem Hochmittelalter bedeutungsgleich überlebt.
Begriffe, die damals gebräuchlich waren: Minne (platonische Liebe), Liebe (liûp), Not, Streit, Mär(chen), Frau (edle Frau), Fräulein, Weib (einfach Frau), Brot, Burg, Heer, Knecht und dergleichen.
Auch Grüße wie "guten Tag" oder "gute Nacht" hat es im Mittelalter schon gegeben. An Instrumenten ware die Fidel oder der Psalter bekannt. Ein Pferd hieß Hengst (männlich) oder Mähre (weiblich), ein aufgezäumtes Pferd war ein "Zelter", ein (Schwert-)Kämpfer ein "Degen", daher noch unser "Haudegen".
Die ersten schriftlichen ausformulierten Sprachzeugnisse kommen aus dem Hochmittelalter, überwiegend von Dichtern und Minnesängern, denn Urkunden wurden weitestgehend in Latein abgefasst, denn praktisch jeder, der damals schreiben kommte, musste auch Latein können; überwiegend waren das Mönche.
Eines der bekanntesten Sprachbeispiele aus dieser Zeit kommt von Walther von der Vogelweide, ist entstanden um 1200 und ist selbst in der hochdeutschen Übersetzung vielen Menschen schon nicht mehr verständlich.
Ich saz ûf eime steine
und dahte bein mit beine,
dar ûf satzt ich den ellenbogen;
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben;
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keines niht verdurbe.
diu zwei sind êre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot;
das dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
die wolte ich gerne in einen schrîn:
jâ leider desn mac niht gesîn,
daz guot und weltlich êre
und gotes hulde mêre
zesamene in ein herze komen.
stîg unde wege sint in benomen;
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert ûf der strâze,
fride unde reht sint sêre wunt.
diu driu enhabent geleites niht, diu zwei enwerden ê gesunt.
Ich saß auf einem Steine
und deckte Bein mit Beine,
darauf der Ellenbogen stand;
es schmiegte sich in meine Hand
das Kinn und eine Wange.
Da dachte ich sorglich lange,
dem Weltlauf nach und irdischem Heil;
doch wurde mir kein Rat zuteil,
wie man drei Ding’ erwürbe,
dass ihrer keins verdürbe.
Zwei Ding’ sind Ehr’ und zeitlich Gut,
das oft einander Schaden tut,
das dritte Gottes Segen,
den beiden überlegen.
Die hätt ich gern in einem Schrein.
Doch mag es leider nimmer sein,
dass Gottes Gnade kehre
mit Reichtum und mit Ehre
zusammen ein ins gleiche Herz.
Sie finden Hemmungen allerwärts;
Untreue liegt im Hinterhalt,
kein Weg ist sicher vor Gewalt,
so Fried als Recht sind todeswund,
und werden die nicht erst gesund, wird den drei Dingen kein Geleite kund.
Haudegen steht für:
- Haudegen, eine europäische Klingenwaffe des 16. Jahrhunderts
- Haudegen, einen verwegenen Menschen mit dem Charakter eines Draufgängers
(Wikipedia)
- „Herzliche Segensgrüße“
- „Liebe Segensgrüße“ (vertraulicher)
- „In Christus verbunden“ (auch „In Christus“, „In Ihm verbunden“, „In Christi Blut verbunden“)
- „Mit brüderlichen Grüßen“, „Mit geschwisterlichen Grüßen“
- „Gruß und Segen“
- „Mit ökumenischem Gruß“
- „In brüderlicher / geschwisterlicher Verbundenheit“
Folgende Formeln sind heute veraltet und nicht mehr zu empfehlen, sie klingen unzeitgemäß:
- „Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung“
- „Mit vielen Grüßen bin ich Ihr ergebener (Name)“
- „Mit größtem Respekt und bewundernder Hochachtung verbleibe ich in demütiger Hoffnung“
- „In Ehrfurcht ersterbend (Adressat) unterthänigster (Name)“[4]
Im Miittelalter sprach man mittelhochdeutsch, und das würde man heute nur sehr schwer verrstehen, etwa so, wie wenn Du ihm hintersten Schwabenland feststeckst:
Dô wuohs in Niderlanden eins vil edelen kuneges kint,
des vater der hiez Sigemunt, sîn muoter Sigelint,
in einer rîchen bürge, wîten wol bekant,
nidene bî dem Rîne: diu was ze Santen genant
Da wuchs in den Niederlanden eines hochedlen Königs Kind
Der Vater hieß Siegmund, seine Mutte Sigelind
In einer reichen Burg, weithin wohl bekannt
Nahe beim Rhein, die wurde Xanten genannt.
das wohl die Siegfried Sage. Wenn man es langsam spricht versteht man noch sehr viel.
"Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmacket?" ;D
- Dieses neuhochdeutsche Zitat stammt aus der Neuzeit, nicht aus dem Mittelalter:
"Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmacket?" - angeblich aus Luthers Tischreden, dort wie auch anderswo in der Gesamtausgabe jedoch nicht feststellbar. Christoph Drösser, DIE ZEIT 6/2001 1. Feb. 2001
ich dachte immer mit dem Haudegen wird nicht zugestochen oder geschnitten, sondern auf den Kopf geschlagen ;-)