Sind die Medien in Deutschland wirklich die Vierte Gewalt?
War eine Berichterstattung in Deutschland wirklich einmal so ausschlaggebend, dass jemand seinen Hut nehmen musste? Bitte Beispiele, wo nicht nur hinterher berichtet wurde, sondern tatsächlich die Recherche was bewirkt hat!
Mir kommt es eher so vor, als hätte man Angst vor Konfrontation und juristischen Auseinandersetzungen. Denn eigentlich geht es ja nur um die Auflage und da ist Zoff nur teuer.
4 Antworten
Was im "Großen" lief (Spiegel-Affäre, Konrad Kujau, Guttenberg, CDU-Spendenaffäre, zuletzt Anne Spiegel und Christine Lambrecht usw.), wurde ja in Teilen bereits treffend erörtert - ich versuche, die Sache mal auf das zu beziehen, was im "Kleinen" bzw. dort laufen kann, wo es nicht die große weite Welt mitbekommt.
Es ist auch durchaus möglich, dass eine (Lokal-)Zeitung an der vollständigen Demontage eines Menschen beteiligt und/oder diese aktiv vorantreiben kann. Ich habe so etwas auch schon im Lokaljournalismus mitbekommen - in einem Fall (da hat es jedoch nicht geklappt) ging es in meiner generell sehr schwierigen Heimat gegen einen ehemaligen Bundestagsabgeordneten; das war ein Christdemokrat, der von politischen Gegnern im Nachhinein zu Fall gebracht werden sollte, obwohl er bereits längst im Ruhestand war (da ging es um angebliche private Verfehlungen des Mannes, die ihm aber keiner je nachweisen konnte - Recherchen ergaben sogar, dass an den Vorwürfen nichts dran war).
Da denke ich zuallererst an die Spiegel-Affäre.
Auszug:
Die SPIEGEL-Affäre vor 60 Jahren war mehr als eine Medienaffäre. Sie wuchs zur Staatsaffäre heran und erschütterte die Regierung Adenauer, CSU-Verteidigungsminister Franz Josef Strauß musste als einer der mächtigsten Männer im Kabinett zurücktreten. Der Staat hatte Gesetze überdehnt, verfassungswidrig gehandelt und war überhart gegen Journalisten vorgegangen.
Dann noch Rudolph Scharping, damals Verteidigungsminister, der sich im Pool mit seiner Lebensgefährtin ablichten ließ und letztlich von Schröder gefeuert wurde.
Oder: Die Plagiate der Doktorarbeit von Guttenberg wurden in der FAZ und der Süddeutschen veröffentlicht. Das Ende vom Lied: Er musste zurücktreten.
Ja, damals gingen die Uhren noch anders. Da hat sich auch nicht jeder seine Wunschnachrichten aufs Handy holen können. - Aber heutzutage kann doch in der heute-show (bsp) aufgedeckt werden was will: Es wird nur als Gag betrachtet oder maximal mit Kopfschütteln quittiert. Da rollen keine Köpfe, wenn man nicht grad türkische Präsidenten beleidigt. (Und auch dieser Kopf ist noch drauf)
Also mein Beispiel wäre da Wirecard. Ist ne Firma die um viele Millionen Euro betrogen hat, die Presse ist darauf Aufmerksam geworden, und hat es öffentlich gemacht. Lange hat der Staat zwar nicht getan, aber irgendwann konnten sie die Beweislage der Presse nicht mehr ignorieren. Der Schaden geht trotzdem in die Milliarden, aber immerhin.
Mal sehen, ob es in Israel was bewirkt, dass rausgekommen ist, dass die Anschlagspläne bekannt waren. Die NY-Times ist jedenfalls etwas rühriger bei solchen Dingen. Es muss ja auch nicht immer Watergate sein.
Tatsächlich, das ist sie. Die Demontage der derzeitig Regierenden wird maßgeblich durch die Medien betrieben ...
Da wurden auch viele Journalisten wegen Verleumdung von der Firma verklagt, eingeschüchtert, zusammengeschlagen, überwacht etc. Aber im Endeffekt ist alles aufgeflogen und die Presse hat sehr viel bewirkt