Redet ihr gerne mit euch selber?

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Hallo lumbricussi und den anderen Tollen hier,

ich rede natürlich mit Anderen, aber auch mit mir selbst, wenn auch seltener als mit Anderen. ;-)

Die Gelegenheiten sind da vielfältig, meist jedoch zu Hause und manchmal nach längerem Alleine-Sein, damit ich mich nicht vor der eigenen Stimme erschrecke und dass die Stimme nicht ganz einrostet. Ich rede auch mit Käuzen und den Tieren des Waldes.

Bei Anderen ist das in Ordnung und bei diesen kabellosen Möglichkeiten des Telefonierens hat man sich daran eh gewöhnt. Am Anfang klang das etwas seltsam wenn Jemand laut sprechend durch die Gegend ging.

Ich hatte mal eine Kollegin, die merkte das gar nicht mehr, dass sie mit sich selbst redete und so konnte wirklich jeder an ihren Gedanken teilhaben, worauf ich sie dann aufmerksam gemacht habe und wofür sie mir dankbar war.

Und jetzt muss! die obligatorische Frage kommen, falls du das "sagen" magst, was du für eine Entdeckung gemacht hast? Oder du teilst es mit, wenn sie patentiert ist.

Dir und den Tollen hier wünsche ich einen schönen Sonntag und hoffe, die Frage allumfänglich beantwortet zu haben, LG. :-))

Quaeror  23.01.2022, 17:02

Also ich finde Leute, die laut redend durch die Gegend laufen immer noch ziemlich gestört. Das interessiert einfach niemanden, was die so bereitwillig von sich geben, von Beziehungskram bis zu Kleinbetrug...

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lumbricussi 
Fragesteller
 23.01.2022, 19:29
@Quaeror

Na, die laut redend durch die Gegend laufen, die sind echt gestört. Obwohl - bei uns in der Stadt gibt es einen jungen Mann, der läuft ulkig angezogen herum und redet mit sich selber, leise, nicht laut. Die Kinder freuen sich immer so, wenn wir ihm begegnen.

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PicaPica  24.01.2022, 10:56
@Quaeror

Tja, die "neue" Technik machts möglich, aber mir wäre das auch nix, so Alle am Gespräch teilhaben zu lassen. Viele vergessen über dem Telefonat auch einfach, dass sie sich in der Öffentlichkeit befinden, hmm. Und nicht Wenige machen sich auch wichtig, wenn sie "genervt" auf die Uhr sehen und einer angeblichen Sekretärin am anderen Ende der Leitung klarmachen, dass es wohl knapp wird mit dem Flieger nach Tokio wegen der Geschäftsbesprechung... pffff.

Da gibt es doch diesen Sketch mit der Monika Gruber, wo sie an ihrem Arbeitsplatz sitzt, ein junger Techniker kommt zu ihr, hebt an etwas zu sagen, endlich will mal Jemand was von ihr, und sie spricht ins Telefon, macht auf wichtig und wimmelt ihn immer wieder ab, bis sie sich entrüstet ob seiner erneuten Versuche umdreht und widerwillig meint, er sähe doch, dass sie ein wichtiges Gespräch führe, was er denn nun von ihr wolle, worauf er meint, er käme von der Technikfirma und wolle die Telefone anschließen.

LG. :-))

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lumbricussi 
Fragesteller
 23.01.2022, 19:26

Oh, ich hab gehofft, dass mich jemand das fragt. 😊 Aber eigentlich hat sich meine Antwort erübrigt, denn Altersweise hat das schon lang vor mir rausgefunden. Das Patent gehört deshalb ihm. 😊

Gut, ich erzähle, wie ich auf die Idee kam. Es hatten sich so einige Gedanken angesammelt. Zum Beispiel wie das wohl ist mit den Multiplen Persönlichkeiten, mit denen in Afrika vor allem Frauen geschlagen sind. Da kommen zwei oder mehr Personen nacheinander zum Vorschein, die aber voneinander nicht wissen. Das stell ich mir echt blöd vor. Ein Fremder im eigenen Haus! Dem man vielleicht gar nicht trauen kann! Wenn man voneinander wüsste, läge die Sache ganz anders. Man könnte zusammenarbeiten, sich gegenseitig unterstützen.
Dann hatte ich zweimal, als ich wieder so richtig in die Schwarze-Schaf-Ecke gedrückt wurde, und ich aus der Sch...-Stimmung nicht alleine rauskam, mir eine Mail geschrieben. An mich selber. Aufmunternd, die Dinge wieder gerade rückend, mir ganz sachlich erzählt, was geschehen war und was für ein Spiel da grade wieder ablief. Ich schrieb, wie ein Freund dem Freund schreiben würde. Dann ging ich auf's Klo. Als ich zurückkam, war eine Mail für mich da. 😊 Und das Überraschende, sie wirkte auf mich so ziemlich genau so, als wenn sie von einem anderen käme. Ich konnte wieder tiefer atmen und den ganzen Schmäh abschütteln.
Dann hatte ich eine Zeitlang den Wunsch, einen Mentor zu finden, jemanden, der mich anspornt, mich lehrt. Wie Emerson es sagt: "Wessen wir am meisten im Leben bedürfen ist jemand, der uns dazu bringt, das zu tun, wozu wir fähig sind."
Auch für Latein und zuletzt Altgriechisch wünschte ich mir eine/n pensionierten Latein- und Griechischlehrer, bei dem ich ab und zu mal Nachhilfe kriegen könnte. Hab sogar in einem Haus für Senioren meine Anfrage an's Schwarze Brett geheftet. Kein Erfolg.
Dann kam wieder, wie so oft, mein Seufzer: Alles muss man selber machen! Also machte ich es selber. Nahm mir dabei Epikur zu Herzen: "Von allen Geschenken, die uns das Schicksal gewährt, gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft - keinen größeren Reichtum, keine größere Freude." Oder, auch von Epikur: "Freundschaft, geistiger Austausch und menschliche Verbundenheit - das ist das Beste!"
Ich hab mich sozusagen zweigeteilt. Es heißt ja, jede Frau hat ihren Animus, jeder Mann seine Anima in sich. Aber Ich wollte innen drin nicht so gern einen Mann haben, lieber eine Freundin, oder eine große und liebe Schwester, also hab ich mich selber geteilt, eine Vernünftige, die den Überblick hat, den Verstand und die Ruhe. Und die andere, die Hals über Kopf in den Ereignissen steckt, die handeln muss, der Gefühle manchmal den Verstand vernebeln, und nicht weiß, was sie tun soll, und die manchmal einsam ist. Als Team sind wir großartig!
Ich bin mein bester Berater. Wie ich im Kommentar weiter oben schon von Heraklit schrieb, der, wenn er das Bedürfnis hatte, sich mit jemandem zu beraten, gewöhnlich sagte: "Wartet einen Augenblick, ich will gehen und mich selbst befragen."

Je nun, ich kann ja auch zu GuteFrage gehen und fragen. Aber da kann man nicht alles fragen. Und wenn man's riskiert - oh weh. Meiner Katze konnte ich alles sagen, und auch alles fragen, aber die sah mich nur wissend an und hatte kein einziges Miau für mich übrig. Trotzdem vermisse ich sie. Sie ist schon lange in den ewigen Mausejagdgründen.

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PicaPica  24.01.2022, 11:07
@lumbricussi

Das hast du soo schön geschrieben. Leider bin ich für dein geistiges Niveau leider auch nicht die Richtige, aber was die Freundschaft angeht, sehe ich das ganz genauso wie Epikur und ich finde deine Methode genial. Ich glaube sogar, dass sich viele psychische Probleme so, wenn vielleicht nicht lösen aber verbessern ließen. Allerdings braucht es dafür entsprechende Geistige Gewandtheit und Viele sind so sehr mit den Problemen und in sich selbst verstrikt, dass sie diesen nötigen Abstand, auch die andere Sicht der Dinge sehen zu können, gar nicht überwinden können.

Deshalb empfehle ich auch immer wieder einen langen Waldspaziergang in eigenem Tempo, das bringt herunter und lenkt die Gedanken in die richtigen Bahnen, meist jedenfalls und bei Denjenigen die bereit dazu sind dafür ihre Seele zu öffnen. Bei allen Anderen haben auch Psychologen und Psychiater keine Chance, denn der Patient muss zumindest diese Grundbereitschaft haben, sich helfen zu lassen.

Danke dir für deine Gedanken, LG. :-)))

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lumbricussi 
Fragesteller
 25.01.2022, 00:43
@PicaPica

Ach Pica, ich hab nur ein paar nicht so alltägliche Interessen. Meine schönen Zitate verdanke ich der Diplomarbeit meiner Tochter. Sie schrieb über die Vorsokratiker und bat mich, ihr bei der Internetrecherche ein bisserl zu helfen. Und da sind so tolle Geschichten zum Vorschein gekommen. Solche Schlitzohren gibt es unter den alten Philosophen. Wir machten dann aus der fertiggestellten Diplomarbeit ein Spiel draus, mit Kärtchen, auf den die berühmten Zitate stehen. Naja, das prägt sich eben im Gedächtnis ein. Über die späteren Philosophen weiß ich kaum was. Die waren mir irgendwie auch zu religiös.

Lange Waldspaziergänge, Pica, das ist wie zu Hause ankommen. Man kann sich so in der Zivilisation verlieren, dass man gar nicht mehr weiß, woher man kommt. Und dabei waren wir mal auf den Bäumen. - Lang ist's her. :-)
Pica, es gibt so tolle Sachen, wo man wieder zum Ursprung zurückfinden kann. Ich hab mal die Karwoche bis zum Ostersonntag auf eine besondere Art erlebt. Da gab es Vorträge und dann gab uns der Leiter die Aufgabe, dass wir von Gründonnerstag ab nicht mehr reden sollen. Also absolutes Schweigen bis Ostersonntag früh beim Sonnenaufgang draußen. Wir waren viel draußen, gingen sogar einkaufen, ohne Worte. Die Verkäuferin war so bemüht um uns arme Taubstumme. Wir gingen entweder allein oder zu zweit in den umliegenden Wäldern spazieren. Wir machten einander mit Zeichen auf den Ameisenhaufen am Weg aufmerksam, auf den Eichelhäher oder das Eichhörnchen. Durch das Schweigen wurde die Welt auf einmal intensiver spürbar. Die anderen Leute, die ihren Geschäften nachgingen, kamen mir plötzlich auf irgendeine Weise beschränkt vor, so als ob sie in etwas gefangen wären und vergessen haben, was wirklich ist. Als wenn sie in einer Blase wären.
Und dann kam der Ostersonntag und wir wurden geweckt, gingen raus auf die Wiese und warteten auf die Sonne. Als dann ihr Rand über den Horizont stieg, fassten wir uns im Kreis an den Händen und sangen. Die ersten Worte seit drei Tagen. Es war unbeschreiblich. Und ich würde das so gerne noch einmal erleben.

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lumbricussi 
Fragesteller
 25.01.2022, 01:01
@lumbricussi

Weil dir Epikur auch gefällt, möcht ich dir noch schnell erzählen, was ein später Geborener über Epikur sagte. Er hieß Diogenes von Oinoanda. An der Rückwand einer Säulenhalle hatte er erfolgende Inschrift anbringen lassen:

"Mein Leben neigt sich dem Ende zu, und ich will nicht scheiden, ohne eine Hymne auf Epikur gesungen zu haben für das Glück, das ich durch seine Lehre erfahren habe. Ich möchte der Nachwelt diese Botschaft weitergeben:

Durch die Aufteilung der Erde hat jedes Volk ein anderes Vaterland. Aber die bewohnte Welt bietet allen Menschen, die zur Freundschaft fähig sind, ein einziges gemeinsames Zuhause: Die Erde."

Man hat erst 2009 bis 2012 Teile dieser Säulenhalle ausgegraben. https://de.wikipedia.org/wiki/Diogenes_von_Oinoanda
Ich finde, solche Sachen müssten den Kindern in den Schulen nahegebracht werden.
Das geht so zu Herzen und das ist echt. Kinder brauchen Vorbilder.

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PicaPica  25.01.2022, 09:06
@lumbricussi

Liebe lumbricussi, schreib doch mal ein Buch. Bei deinem Stil werden die Leser*innen es lieben und verschlingen. Ich stimme vollkommen mit dir überein, mit deiner Einstellung und deinen Gedanken und dem Thema Schule. Aber in der Schule sollen eben möglichst solch in der Wirtschaft gefangene "Hamster" herangeknetet und gefaltet werden. Deine Beobachtungen sind auch so richtig. Warum denkst du, werden die Leute in ihrer Freizeit mit dem Vergleichen von Strompreisen und dem Aussuchen von den neuesten Handtypen mit verschiedenen Akkulaufzeiten, mit den neuesten Apps und Klingeltönen beschäftigt?! Richtig, sie sollen möglichst wenig zum Nachdenken und Hinterfragen kommen.

`Aus Erleben erwächst Verstehen, Verstehen führt zu Achtsamkeit und aus Achtsamkeit erwächst Respekt´. So viel zum Waldaufenthalt.

Ich wünsche dir einen schönen Dienstag und selbstverständlich noch mehr schöne Tage, LG. :-))

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PicaPica  26.01.2022, 16:34

Vielen Dank für den Stern, LG. :D

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Eigentlich nicht.

Aber wenn einer zuhört, kommt das schon mal vor. Dann ist das Gesprochene zwar an mich gerichtet (oder eher ohne Ziel in den Raum gesprochen), aber für den Anderen gedacht, und sei es nur als Information, dass ich etwas tun will.
"Ich sollte mal den Rasen mähen!"

Dann aber auch, wenn ich z.B. was bastle oder repariere. Dann frage ich mich auch schon mal: "Wo kommt das jetzt hin?"

PicaPica  24.01.2022, 11:31

War das nicht so, dass du eher ungern bastelst, ich habe da so etwas im Gedächtnis...

Dann sprichst du zu dir selbst, auch á la, "oh, schon so spät..." damit der/die Andere Bescheid weiß und wenn er/sie nicht komplett unsensibel ist weiß, dass er/sie jetzt so langsam das Weite suchen sollte...

Dir einen schönen Tag lieber Zalla, LG. :-))

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Zalla55  24.01.2022, 12:57
@PicaPica

Ich sag mal so: Lego basteln ja, sonst eher nicht so. Habe gerade 12 Kilo Steine hier für den Millenium Falken 😎

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PicaPica  24.01.2022, 14:11
@Zalla55

Wow, ob du, wenn er fertig ist, mal ein Bild einstellen könntest? LG. :-))

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Ich rede auf der Arbeit oft mit meiner Kaffeemaschiene, wenn z.b.ein Kunde im Anmarsch ist, das sie ordentlich arbeitet, oder wenn viele Krümmel meiner Kolleginnen rumliegen, oder beim umziehen, rede ich mit mir, das alles ordentlich sitzt, hm, ich glaube die Kolleginnen hören mich, es hat aber keiner etwas gesagt, obwohl wir uns gut verstehen. Auch zu Hause rede ich mit mir, beim anziehen und Mama stört das nicht. Manchmal stelle ich ihr so eine ähnliche Frage. Draußen muß ich wohl besser aufpassen. L G

PicaPica  30.01.2022, 11:45

Wenn du nicht willst, dass wildfremde Leute deine Gedanken mitbekommen, dann am besten nur dann mit sich selbst reden, wenn man weiß, dass man entweder unter verständnisvollen Kollegen ist oder eben alleine, GLG. :-))

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Liebe Gugumo Runde, allen einen schönen Abend noch.

Laut rede ich nicht mehr mit mir selbst, dass kam nur in ganz extremen Stresssituationen in meiner Jugend vor, wenn ich mit dem Rad unterwegs war und mich abreagieren musste. Das war in der 9./10. Klasse, als ich gemobbt wurde.

Nun rede ich "nur noch" in Gedanken mit mir. Oft wird mir etwas klarer, wenn ich es mit mir selbst bespreche. Das geschieht lautlos, denn sonst wirkt es komisch. Das muss ich mir nicht antun.

Wenn ich mal etwas Zeit bei der Arbeit habe singe ich gerne etwas. Die alten Leute freuen sich drüber, auch wenn meine Stimme nicht so toll klingt. Der Gothic-Rocker kann es besser und zeigt, dass er gute Volksmusik sehr interessant ins Moderne umsetzen kann. https://youtu.be/VfbNTMjkQk8

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
lumbricussi 
Fragesteller
 23.01.2022, 23:11

Oh das ist schön. Singen verändert sofort die Stimmung, die Atmosphäre.

Seit ich die erste Zeile schrieb, sind 2 Stunden vergangen. Hab mich so verliebt in die Stimme des Aksel Rykkvin. Danke für das Video, ganz ganz lieben Dank.

😊😊😊😊😊😊

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PicaPica  24.01.2022, 11:25

Hast du schon gemerkt, dass es im Grunde die Besten sind, die gemobbt werden?

Und dieses im Stillen mit sich reden hat auch mit der inneren Stimme zu tun die man zu Wort kommen lässt.

Dir einen guten! Tag heute, LG. :-))

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Natürlich mache ich das, es sortiert meine Gedanken und nimmt auch etwas angestauten Druck. Ich rede überall mit mir selbst, zuhause, unterwegs, im Garten, auf Arbeit. Und mich stört es auch nicht, wenn andere es tun.

lumbricussi 
Fragesteller
 23.01.2022, 20:11

Find ich Klasse, Nahimana! Genauso ist es. Es nimmt den Druck, und es sortiert die Gedanken. Gewöhnlich ist im Kopf so ein Durcheinander, unordentlich.
Es gibt ja wichtige Dinge und weniger wichtige, die kann man ohne Reflektion wenig unterscheiden.

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PicaPica  24.01.2022, 16:24

Leben und leben lassen, das ist eine gute Devise, LG. :-)

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