Machen Mathematiker auch komplexe Mathe in ihrem Beruf?
Angenommen jmd. hat Mathe, Statistik, Physik etc. studiert. So ein Studium ist natürlich sehr schwer und hat viel Zeit in Anspruch genommen. Mal ausgenommen von der Forschung, wird man es im Beruf auch mit so einer schweren Mathe zu tun haben? (zb in der Industrie oder Privatwirtschaft), oder ist es dort viel leichter?
4 Antworten
Ein Mathematiker hat (auch) im Beruf nicht primär die Aufgabe, komplexe mathematische Verfahren selber durchzuführen - seine Aufgabe ist viel mehr zu beurteilen, OB das eingesetzte Verfahren anwendbar und angemessen ist, wie die Qualität der Ergebnisse einzuschätzen ist, OB es bessere Verfahren gibt, oder OB hier vielleicht nur Unsinn ausgerechnet wird.
Es gibt da diese Faustregel: "Der Anfänger glaubt an jede Stelle des numerisch berechneten Ergebnisses, der erfahrene Praktiker vertraut auf etwa die Hälfte der Stellen, der wissende Mathematiker misstraut dem Vorzeichen".
Besonders deutlich wird das im Bereich Statistik.
ja, tut man, hat man. Es wird nicht leichter.
Das hängt davon ab wo du landest. Ich habe zum Beispiel Physik studiert, arbeite jetzt aber in der Softwarentwicklung. Da brauche ich keine komplexe Mathematik.
Immerhin durfte ich als Softwareentwickler mal für eine Versicherung eine Markow-Kette implementieren (mein Bruder, der Informatik studiert hat, ist gelb vor Neid geworden, als er davon hörte). Das ist aber die Ausnahme.
Was ich aus der Mathematik regelmäßig brauche, sind Fallunterscheidungen - insbesondere die Untersuchung, ob man auch wirklich jeden der (überhaupt irgendwie eventuell) möglichen Fälle abgedeckt (und auch sinnvoll behandelt) hat. Wenn man dies nicht tut, beißt einen das in 9 von 10 Fällen irgendwann in den Hintern.
Außerdem Vereinfachungen aussagenlogischer Ausdrücke. Dabei heißt "einfacher" nicht unbedingt "weniger Argumente der Disjunktion" als vielmehr "so übersichtlich, dass man es auch nach 2 Jahren (oder auch nur nach 2 Wochen) versteht, wenn man es sich wieder ansieht".
Mit den wunderschönen unendlichdimensionalen komplexen Hilberträumen der Quantenmechanik hatte ich nie etwas zu tun und werde wohl auch nie etwas damit zu tun haben (ich rechne nicht damit, jemals professionell mit Quantencomputern zu tun zu bekommen - aber gerade hier könnte ich mich irren)
Ich kann nur für Chemiker und Pharmazeuten sprechen. Da ist Mathematik eine Grundvoraussetzung und wird eigentlich ständig angewandt
Das kann man aber nicht mal entfernt mit der
Mathematik der Mathematiker vergleichen.