Dubitativ-/Deliberativ-Frage der Zukunft?

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Der futuristische Aspekt ist durch den Konjunktiv Präsens da schon gegeben.

Quid cras melius faciam?

Genauso wie man das Futur in einem konsekutiven ut-Satz sowohl mit Konj. Präsens als auch mit der coniugatio periphrastica activa (PFA + esse) ausgedrückt werden kann, weil eben der Konjunktiv Präsens das den futurischen Aspekt schon abdeckt.

Um klar zu machen, dass sich die Handlung auf das Futur bezieht, werden dann Temporalangaben (wie z.B. cras, morgen) hinzugefügt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der lateinischen Philologie

Hikoba231 
Fragesteller
 06.08.2023, 13:10
Futur in einem konsekutiven ut-Satz mit Konj. Präsens

Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.
Man muss darum beten, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper ist.

Kann man dann, da hier ein Konjunktiv Präsens vorliegt, theoretisch auch mit Futur übersetzen?
Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.
Man muss darum beten, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper sein wird.

Bzw. mit einem Signalwort:
Orandum est, ut cras sit mens sana in corpore sano.
Man muss darum beten, dass morgen ein gesunder Geist in einem gesunden Körper sein wird.

Und im Deutschen kann man das Futur dann wieder mit Präsens austauschen?

Man muss darum beten, dass morgen ein gesunder Geist in einem gesunden Körper ist.

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muhh7  06.08.2023, 13:34
@Hikoba231

Wir im Deutschen machen da auch nicht so einen großen Unterschied.

Ich hoffe, dass du das machst. = Ich hoffe, dass du das machen wirst.

Und das lateinische hat nun mal keinen Konjunktiv des Futurs.

Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.
Man muss darum beten, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper sein wird.

Man könnte es schon so übersetzen, klingt halt etwas komisch, weil wir das so eigentlich nicht sagen würden. Wir würde sagen, "dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper ist".

Um die ganze Sache v.a. im Lateinischen klarer zu machen, werden (wenn es nicht aus dem Kontext heraus deutlich wird) Zeitadverbien (mox, brevi, cras, ...) hinzugefügt. Manchmal ergibt sich die Beziehung auf die Zukunft schon durch den übergeordneten Satz, z.B. exspecto, quid respondeas = ich bin gespannt, was du antwortest / antworten wirst. Ganz klar wird es eben mit der coniugatio periphrastica activa: Non dubito, quid responsurus sis = ich weiß ganz genau, was du antworten wirst.

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Hikoba231 
Fragesteller
 09.08.2023, 15:05
@muhh7
Ich hoffe, dass du das machst. = Ich hoffe, dass du das machen wirst.

Das ist gerade sehr wichtig. Da ich gemerkt habe, dass der Konjunktiv Präsens sehr häufig vorkommt.

z.B.:

Vis tu non timere, ne semel fiat, quod cottidie fit!
Fürchte nicht, dass ein einziges Mal geschieht, was täglich geschieht.

Aber Futur würde doch auch gut passen:
Fürchte nicht, dass ein einziges Mal geschehen wird, was täglich geschieht.

Oben hattest du noch was von PFA + esse geschrieben.

Genauso wie man das Futur in einem konsekutiven ut-Satz sowohl mit Konj. Präsens als auch mit der coniugatio periphrastica activa (PFA + esse) ausgedrückt werden kann

Also man könnte das "ne semel fiat" im lateinischen auch mit PFA + esse schreiben, um halt zu 100% die Bedeutung des Futurs zu haben? (ne semel facturum esse?)

Dann stelle ich mir die Frage, warum, wenn es doch das PFA + esse gibt, ist Konjunktiv Präsens auch noch Futur, es würde doch reichen, wenn man EINE Grammatik hat, die sowas ausdrückt. So muss man halt immer zweimal drüber nachdenken.

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muhh7  09.08.2023, 16:24
@Hikoba231

Die Umschreibung mit PFA + esse (z.B. non dubito, quin Caesar victurus sit.) kommt eigentlich nur bei indirekten Fragesätzen vor oder bei "non dubitare quin". Also sehr selten. In allen anderen Fällen wird meistens einfach der Konjunktiv Präsens gesetzt + Zeitadverbien.

Also man könnte das "ne semel fiat" im lateinischen auch mit PFA + esse schreiben, um halt zu 100% die Bedeutung des Futurs zu haben? (ne semel facturum esse?)

Das würde ein Lateiner nie so sagen. Sowohl im Deutschen als auch im Lateinischen setzt man da das Präsens, weil der Bezug auf das Futur dadurch schon gegeben ist. Ob man im Deutschen dann Präsens setzt oder das Futur explizit ausdrückt, ist dann meistens eine Sache des Kontextes.

Jedenfalls ist der Ausdruck der Nachzeitigkeit durch den Konj. Präsens der Regelfall, und nicht das PFA + esse.

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