Blickwechsel 11. März 2021
Deine Fragen an einen Buddhisten
Alles zum Blickwechsel

Die Ruhe in Dir?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein Buddhist, der es schafft sich voll zu verwirklichen, ruht tatsächlich in sich selber. Manche Buddhisten haben mehr Erfolg & andere weniger. Allerdings macht der Glaube nur einen kleinen Teil davon aus. Der viel größere Teil ist geistiges Training. Das bedeutet zum einen, dass man sich in konkreten Alltagssituationen die Erkenntnisse seines Glaubens versucht bewusst zu machen, bis sie sich mehr & mehr manifestieren. Zum anderen ist damit Meditation gemeint. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, dass wissenschaftlich einwandfrei bewiesen ist. Es gibt verschiedene Meditationen, welche verschiedene Effekte haben. Im Endeffekt fördern aber alle sinnvollen Techniken das Potenzial zur inneren Ruhe. 

Abschließend möchte ich noch mal das Wort "Glauben" aufgreifen. Man darf sich das Glauben im Buddhismus, nicht wie das Glauben im Christentum vorstellen. Denn der Buddhismus ist keine Offenbarungsreligion, wie das Christentum, sondern eine Erkenntnisreligion. Das bedeutet, dass die Inhalte des Buddhismus zum größten Teil daher rühren, dass man Dinge durch Erfahrung & Forschung beweist. Neben der Meditation gibt es auch viele andere Dinge, welche wissenschaftlich einwandfrei bewiesen sind. Für andere Konzepte aus dem Buddhismus gibt es zwar Beweise, aber sie sind nicht eindeutig bewiesen z. B. das Phänomen der Wiedergeburt/Reinkarnation oder der Zustand von Nirvana/Nibbana

Robin718  11.03.2021, 18:15

Entschuldigung wenn ich mich einmische, aber, wie kann es für etwas Beweise geben, und es gleichzeitig nicht bewiesen sein? Wenn etwas bewiesen ist, dann doch dadurch das es Beweise dafür gibt?

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Bodhgaya  13.03.2021, 01:23
@Robin718

Dem würde ich widersprechen. Die Beweislast muss ausreichend sein, damit eine Sache als bewiesen gelten kann. Zum anderen muss ein Beweis einem Gegenbeweis standhalten können. Und es bleibt Fakt, dass es im Bezug auf die Reinkarnation Gegenbeweise gibt (ob diese gut oder schlecht sind, sei mal dahin gestellt).

Ein gutes Beispiel für das ganze ist das Phänomen "Aussage gegen Aussage" in unserem Rechtswesen. In diesem Fall wird von einer Verurteilung abgesehen, da die Beweisgrundlage nicht stark genug ist & es einen Gegenbeweis gibt.

Ich würde mich an deiner Stelle mit dem Kritischen Rationalismus von Karl Popper befassen. Dann verstehst Du wie ich das meine. Hier ein gutes Video dazu: https://youtu.be/BiLPh7gYTG8

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Robin718  13.03.2021, 12:18
@Bodhgaya

Ja, du hast recht, die Beweislast ist wichtig damit etwas als bewiesen gelten kann. Und in dem Fall ist in deiner Antwort die Beweislast nicht ausreichend, damit das Konzept von Reinkarnation und Nirvana als bewiesen gelten kann. Allerdings gibt es keine guten oder schlechten Beweise/Gegenbeweise, sondern nur glaubwürdige oder nicht so glaubwürdige. Und auch hier muss man dann einem der beiden Beweise glauben. Alles also, was Dinge wie Leben nach dem Tod, Reinkarnation oder Nirvana betrifft ist und bleibt also eine Glaubenssache. Jedenfalls so lange, bis wir selbst tot sind.

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Snake34 
Fragesteller
 11.03.2021, 22:14

Ganz herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Ich werde mich definitiv mit dem Thema, das ja sehr umfangreich ist, beschäftigen. Mir fehlt halt manchmal etwas, etwas das mich entschleunigt, etwas was mir Kraft und Ruhe bringt.

Mit der Kirche bzw mit dem Christentum kann ich nix anfangen. Die Kirche ist für mich nichts weiter als ein heuchlerischer, raffgieriger Haufen... Sorry.

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Hallo. Mein Ruhepol finde ich ebenfalls in mir selbst und kann fast auf Knopfdruck abschalten und alles weitere von mir abprallen lassen, oder abends im Bett innerhalb weniger Minuten einschlafen, egal, was 10 Minuten vorher war. Bin selbst bekennender Atheist, folglich orientiere ich mich da auch nicht an irgendwelchen obskuren Dingen. Mein Erdungspunkt ist ein konstruiertes Bild, an dem ich in einer Wiese auf einer Anhöhe sitze, den Vögel zuhöre und hinab auf einen kleinen gewundenen Bach schaue. Mir hilft es, nahezu jede Situation damit zu meistern. Früher war ich ein eher impulsiver Mensch, der sich oft von seinen Gefühlen hat hinreißen lassen, was natürlich Probleme verursachte. Heute dagegen bin ich vielleicht etwas gefühlsärmer geworden, dafür sehr ausgeglichen. Dieser Prozess hat mich viele Jahre gekostet, aber das Ergebnis ist für mich persönlich sehr kostbar.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung