Adaptive Radiation vs. Allopatrische Artenbildung?

2 Antworten

Allopatrische Artbildung, kurz Allopatrie, bezeichnet die Artbildung in vollständig getrennten Arealen. Eine Population einer Ursprungsart wird also durch eine geographische Barriere (z. B. ein Gebirge, ein Graben, ein Fluss, ... ) in zwei Populationen getrennt. Die geographische Barriere isoliert beide Population und verhindert eine Durchmischung. Im Lauf der Zeit entwickeln sich die Populationen zu eigenständigen Arten. Das heißt, dass Individuen der beiden Populationen sich auch dann nicht mehr miteinander fortpflanzen können, wenn die trennende Barriere verschwindet.

Von Sympatrie oder sympatrischer Speziation spricht man, wenn die Artbildung im gleichen Verbreitungsgebiet stattfindet. Die Isolation der beiden Populationen erfolgt dann nicht durch die Geographie, sondern durch Besetzung unterschiedlicher ökologischer Nischen (Nischendifferenzierung), z. B. durch Nutzung verschiedener Nahrung. Während die eine Population etwa große Samen frisst, ernährt sich die andere von kleinen Samen.

Parapatrie bezeichnet die Artbildung in direkt aneinander angrenzenden Gebieten, z. B. entlang einer klimatischen Kline.

Von adaptativer Radiation spricht man, wenn in kurzen Zeiträumen viele Artbildungsprozesse hintereinander erfolgen, wenn also aus einer Stammart kurz hintereinander ganz viele Arten entstehen. Die einzelnen dichotomen Artbildungen (also die einzelnen Aufzweigungen im Stammbaum) lassen sich dann oft kaum rekonstruieren. Die adaptive Radiation kann sowohl durch geographische Isolation (also allopatrisch) als auch durch ökologische (also sympatrisch) Isolation erfolgen. Oft wirken sogar Allo- und Sympatrie gemeinsam.

Bei den Darwinfinken auf dem Galápagos-Archipel haben sich z. B. aus einer Stammform, die vom südamerikanischen Festland stammte, etwa 18 Arten entwickelt und zwar einerseits durch Besetzung unterschiedlicher ökologischer (Nahrungs)nischen, andererseits aber auch durch räumliche Trennung auf verschiedenen Inseln des Archipels.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Moin,

die adaptive Radiation ist die Aufspaltung einer (unspezialisierten) Stammart in sehr viele neue Arten innerhalb geologisch ziemlich kurzer Zeiträume.

In der Regel sind für eine adaptive Radiation „junge” Habitate mit vielen freien ökologischen Nischen typisch.

An einer adaptiven Radiation sind außerdem häufig allopatrische, aber eben möglicherweise auch sympatrische Artenaufspaltungsprozesse (sympatrische ökologische Einnischung) beteiligt.

Die Aufspaltungen in Schwesterarten erfolgt dabei in rascher Abfolge.

Das alles hast du bei einer herkömmlichen allopatrischen Artenbildung nicht. Hier kommt es zu den bekannten Mechanismen

  • Separation in Teilpopulationen
  • unabhängige Evolution durch Rekombinationen / Mutationen in den Teilpopulationen
  • möglicherweise Ausbildung von Isolationsmechanismen
  • Sympatrietest entscheidet dann über den Status der neue vereinigten Teilpopulationen

in geologisch eher langen Zeiträumen (aus Gründen bereits vorhandener ökologischer Nischen, also wegen starker inter- und intraspezifischer Konkurrenz). Außerdem spaltet hier eine Stammart (wenn überhaupt) nur in zwei Schwesterarten auf, die dann in der Regel nicht sofort erneut aufspalten. Dadurch kommt es nicht zu einer starken Aufspaltung in kurzer Zeit...

LG von der Waterkant