Wie kann man die Außenpolitik von Stresemann bezeichnen?

2 Antworten

Während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) vertrat Gustav Stresemann, Mitglied der Nationalliberalen Partei, eine sehr nationalistische Außenpolitik und befürwortete Gebietserwerbungen Deutschlands von anderen Staaten nach einem gewonnenen Krieg.

Nach der Niederlage und der Entstehung der Weimarer Republik hat Gustav Stresemann (er gründete mit einem Teil der Nationalliberalen die Deutsche Volkspartei [DVP]) innerhalb einiger Jahre umgedacht und aus Vernunftgründen ein neues außenpolitisches Vorgehen vertreten.

Die Außenpolitik Gustav Stresemanns als Reichskanzler (1923) und Außenminister (1923 – 1929) kann als Verständigungspolitik bezeichnet werden.

Gustav Stresemann ist für Verhandlungen und internationale Zusammenarbeit eingetreten. Das Verhältnis zu Frankreich wurde besser.

In den Verträgen von Locarno (1925) wurden die Grenzen im Westen anerkannt und bei den Grenzen Deutschlands im Osten gegenüber Polen und der Tschechoslowakei (deren Änderung sich Deutschland offenhielt) eine Veränderung durch militärische Gewalt ausgeschlossen. Deutschland wurde 1926 Mitglied des Völkerbundes.

Die Außenpolitik Gustav Stresemanns war realitätsbezogen. Er trat für deutsche Interessen ein, aber mit Rücksichtnahme auf andere Staaten. Nur mit Kompromissen konnten Ziele erreicht werden. Die Friedensordnung des Versailler Vertrags hat Gustav Stresemann mit seiner Außenpolitik grundsätzlich anerkannt, aber eine gewisse Veränderung (z. B. vorzeitiger Abzug von Besatzungstruppen der Siegermächte aus deutschen Gebieten, Erleichterungen bei den Reparationszahlungen, Rückgewinn einiger Gebiete mit mehrheitlich deutscher Bevölkerung im Osten) mit friedlichen Mitteln angestrebt. Dies kann als gemäßigte »Revisionspolitik« (Revision = Änderung nach Überprüfung) bezeichnet werden.