Sollte Muttermilch gendergerecht umbenannt werden?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

Nein 79%
Ja 21%
Fuchssprung  21.04.2021, 13:10

Ich hätte gern von dir gewusst ob du die Frage erst meinst oder ob das Satire war. Das ist wichtig für meine Sammlung.

dermarkus123 
Fragesteller
 21.04.2021, 15:43

Sofern der Stern kein Satire Magazin ist scheint das ein ernstes Thema zu sein. Ich hoffe ich konnte dir helfen.

4 Antworten

Von Experte PmMeYourCactus bestätigt
Nein

Diese neuen Formulierungen, wie z.B. Menschenmilch, sind für offizielle Dokumente u.Ä. vorgesehen, und nicht generell für die Kommunikation mit den Patient:innen bzw. deren Kindern. Soll heißen: Wenn die Patientin sich als Frau/Mutter bezeichnet, werden die Angestellten sie ebenso bezeichnen. Es gibt nun lediglich die Option den Menschen, die sich anders bezeichnen, gerecht zu werden.

Gut erklärt übrigens z.B. hier: https://www.mimikama.at/aktuelles/menschenmilch/

Übrigens ein schönes Beispiel dafür, dass man nicht jeder Quelle blind glauben sollte, auch nicht dem Stern. Insbesondere dann nicht, wenn die Inhalte nur von einer anderen Zweitquelle und anscheinend ohne eigene Recherche übernommen wurden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mitglied des Cologne Center for Gender Studies

dermarkus123 
Fragesteller
 21.04.2021, 13:21

Danke für deine Antwort. Aber heutzutage weiß man ja wirklich nicht mehr wie ernst etwas gemeint ist. Allein wenn ich deiner Antwort das "Wort" Patient:innen lese ist es mir leider unbegreiflich warum man die Sprache und die Schrift so verunstalten muss. In der deutschen Sprache gibt es nun mal das generische Maskulinum. Eigentlich weiß jeder was gemeint ist wenn man es verwendet; das ist eine allgemeine geschlechtsneutrale Aussage über eine Gruppe von Menschen. Interessanterweise habe ich in meinem Umfeld noch keine einzige Frau gehört, die sich über das generische Maskulinum tatsächlich beschwert.

Diese "Form" zu sprechen und zu schreiben taugt schon allein daher nichts, da man sie auch gar nicht konsequent einsetzen kann. Sonst entstehen irgendwann solche absurden Wortmonster wie "BürgerInnenmeisterInnenvertrerInnen".

Auch der Ansatz mit dem y ist mehr Satire als alles andere.

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Adomox  21.04.2021, 13:28
@dermarkus123
 In der deutschen Sprache gibt es nun mal das generische Maskulinum. Eigentlich weiß jeder was gemeint ist wenn man es verwendet; das ist eine allgemeine geschlechtsneutrale Aussage über eine Gruppe von Menschen.

In der Theorie ist das generische Maskulinum sicherlich neutral, in der Praxis hingegen nicht - das haben bisher alle Studien festgestellt, die dieses untersucht haben. Daher die Idee gendersensibler Sprache, u.a. mit Sonderzeichenformen wie dem Doppelpunkt.

Interessanterweise habe ich in meinem Umfeld noch keine einzige Frau gehört, die sich über das generische Maskulinum tatsächlich beschwert.

So unterscheiden sich Umfelder und subjektive Eindrücke - solche Anekdoten sind allerdings wissenschaftlich völlig wertlos.

Diese "Form" zu sprechen und zu schreiben taugt schon allein daher nichts, da man sie auch gar nicht konsequent einsetzen kann.

Gekonntes Gendern besteht aus der Kombination der verschiedenen Möglichkeiten - Beidnennung, neutrale Formen, Partizipialformen, etc. Hierdurch lässt sich gendergerechtere Sprache sehr wohl konsequent durchziehen.

Sonst entstehen irgendwann solche absurden Wortmonster wie "BürgerInnenmeisterInnenvertrerInnen".

Hier sieht der Konsens vor, dass nur die rechteste Konstituente eines Kompositums "gegendert" wird, da diese sich direkt auf die beschriebene(n) Person(en) bezieht. Derzeit gibt es auch keinerlei sprachwissenschaftliche Evidenz dafür, dass die übrigen Konstituenten einen ähnlichen Einfluss auf die Assoziation ausüben - hier heißt es Abwarten, bis entsprechende Studien Ergebnisse liefern.

Auch der Ansatz mit dem y ist mehr Satire als alles andere.

Neo-Suffixe sind sicherlich gewöhnungsbedürftig und ebenso auch nicht meine Lieblingslösung. Allerdings schadet es nicht, den gesellschaftlichen Diskurs am Laufen zu halten. Schön wäre es zur Abwechslung allerdings, wenn dieser vor einem informierten Hintergrund passiert, d.h. unter Berücksichtigung der Studienlage.

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dermarkus123 
Fragesteller
 21.04.2021, 13:43
@Adomox

Wir wissen alle, dass Studien oftmals von allmöglichen Interessensgruppen in Auftrag gegeben werden. Das ist bei allen anderen Themen nicht anders. Es gibt dann Studien, Gegenstudien usw.

Das ist auch gar nicht wirklich der springende Punkt für mich. Angenommen es ist wirklich so, dass durch unsere deutsche Grammatik ein entsetzliches Leid entsteht; so ist die logische Konsequenz sicher nicht die "Selbstjustiz" und die darauf folgende Anarchie in der deutschen Sprache. Und das passiert gerade.

Man muss hier schon nach den Regeln spielen, objektiv den Sachverhalt prüfen, und dann in Erwägung ziehen, ob es notwendig ist eine durchdachte (!!!) Reform offiziell in Gang zu setzen, wie es bei der Rechtschreibreform geschehen ist.

Was aktuell passiert ist wilder Westen, getrieben von bestimmten Interessengruppen, die meiner Meinung nach nicht von der Allgemeinheit gestützt werden.

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Adomox  21.04.2021, 13:48
@dermarkus123
Wir wissen alle dass Studien oftmals von allmöglichen Interessensgruppen in Auftrag gegeben werden. 

Nun wissen wir anscheinend nicht alle, dass sprachwissenschaftliche Studien beinahe nie von irgendwem in Auftrag gegeben werden, da sie für die Industrie/die Marktwirtschaft schlichtweg uninteressant sind.

Es gibt dann Studien, Gegenstudien usw.

Wie gesagt: es gibt keine Studie zum Thema, die keinen maskulinen Bias feststellt.

so ist die logische Konsequenz sicher nicht die "Selbstjustiz" und die darauf folgende Anarchie der deutschen Sprache. Und das passiert gerade.

Genau. Jegliche sprachliche Äußerung, die nicht den Normen des "Hochdeutschen" entspricht, ist Anarchie. Das ist aus sprachwissenschaftlicher Sicht kompletter Unfug. Sprache ist kein statisches Gebilde, sondern Sprache ist Sprachgebrauch. Wir sprechen vlt. alle Deutsch, aber jede einzelne Person spricht ihre Variante des Deutschen.

Man muss hier schon nach den Regeln spielen, objektiv den Sachverhalt prüfen, und dann in Erwägung ziehen, ob es notwendig ist eine Reform offiziell in Gang zu setzen, wie es bei der Rechtschreibreform geschehen ist.

Oder man lässt Sprachwandel einfach seinen natürlichen Lauf und stellt mit der Zeit fest, ob sich die eine oder die andere Form gendersensibler Sprache gesellschaftlich durchsetzt.

Ganz ehrlich habe ich aber auch wirklich keine Lust auf diese immer und immer wieder gleiche Diskussion mit Leuten, die zwar ihre felsenfeste Meinung, allerdings keinerlei Ahnung von der Studienlage haben, aber dennoch ganz frei behaupten, dass Studien sowie "gekauft" seien, etc.

Deine ursprüngliche Frage bzgl. der Menschenmilch ist geklärt, fertig.

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dermarkus123 
Fragesteller
 21.04.2021, 14:24
@Adomox

Ich möchte klarstellen, dass ich keineswegs behaupte, dass die Studien des konkreten Themas "gekauft" sind, sondern lediglich mitteilen wollte, dass sowas ALLGEMEIN durchaus vorkommt, weswegen es ALLGEMEIN falsch wäre, sich aufgrund von Studien von geltenden Regeln zu lösen.

Wie bei vielen Themen ist NATÜRLICH die Sprache kein statisches Gebilde. Wer behauptet auch sowas? Wenn sich nichts weiterentwickeln würde hätten wir ja auch immer noch die Gesetze aus dem 19. Jahrhundert.

Wir reden hier auch nicht von irgendeinem Jugendslang oder einem regionalem Dialekt, sondern von einer nicht unerheblichen Veränderung der Grammatik der hochdeutschen Standardsprache, wie sie in öffentlichen Publikationen und auch z.B. in den Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Medien verwendet wird.

Der Ansatz "jeder macht wie er will und dann schauen wir mal" kann nur im Chaos enden. Hier benötigt man einheitliche, und sinnvolle Regeln, die nach objektiver Prüfung allgemein festlegt werden.

Wie kann ein Mensch, der in einem geordneten Rechtsstaat leben möchte dem nur widersprechen?

Die Message, dass man stur seine Meinung durchsetzen möchte und nicht mehr gesprächsbereit ist spricht ebenfalls für sich, schade!

Dennoch danke für deinen Beitrag.

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KarlKlammer  21.04.2021, 14:44
@dermarkus123

Objektivität ist ein philosophisches Ideal. Deine Forderung nach "objektiver Prüfung" ist praktisch nicht umsetzbar.

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dermarkus123 
Fragesteller
 21.04.2021, 14:48
@KarlKlammer

Eine philosophische Klammer :) Da hast du recht, genau so wie es bei der Moral usw.

Dennoch steckt der Mensch nicht den Kopf in den Sand und sagt "geht nicht" und überlässt die Gesellschaft der Anarchie, sondern man versucht sich so objektiv wie möglich (!) mit Themen auseinander zu setzen und entsprechend Gesetze und Regelungen zu schaffen. Ist bei weitem nicht perfekt, aber besser als Anarchie und Chaos.

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dermarkus123 
Fragesteller
 23.04.2021, 13:54
@Adomox

Auch wenn du dich ja weigerst dich mit "Andersdenkenden" auszutauschen; bin heute heute darauf gestoßen, wie Frankreich mit dem Thema umgeht:

Am 29. November verkündete der französische Premierminister Édouard Philippe eine bedeutsame kulturpolitische Sensation: In Frankreich soll es ab sofort in Ämtern und Behörden keine erzwungene „geschlechtergerechte“ Sprache mehr geben. Das gilt für amtliche Schreiben, Verordnungen und Schulbücher. Wortungetüme wie „député.e.s“ (Parlamentarier*innen) oder „électeur.rice.s“ (Wähler*innen) sind in der französischen Verwaltungssprache damit zukünftig verboten.

https://vds-ev.de/pressemitteilungen/kulturpolitische-sensation-frankreich-stoppt-gender-sprache/

So geht man vorbildlich an dieses Thema heran.

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Ja

Soweit ich weiß, gilt das nur für offizielle Dokumente. Für unseren Alltagsgebrauch ändert sich also nichts.

Es sei denn, wir sind im Gespräch mit einer Transperson oder Non-binary, dann ist es ja gut, einen passenden Begriff zu haben.

Ja

Hallo,

als wäre die Bezeichnung nach dem Schema "Art + Milch" bei Mammalia irgendetwas Ungewöhnliches.

Das Drüsensekret ist nicht unbedingt an das Muttersein gekoppelt.

Nein

Nur Frauen können Mich geben genau so bei allen anderen Säugetieren.