Sind Leute, die pauschal "gegen den Mainstream" sind, noch Demokraten?
Diese Frage ist mir gerade eingefallen. Eigentlich ist es ja paradox, zu behaupten, man sei Demokrat, aber zugleich gegen den Mainstream. Wenn man annimmt, dass der Mainstream von der Mehrheit getragen wird, dann spricht dies ja dafür, dass Gegner des Mainstreams eine Minderheitenmeinung autoritär durchsetzen wollen, für die sie aber keine demokratische Mehrheit finden können.
Für mich sind Leute, die das Wort "Mainstream" inflationär und stark abwertend benutzen, tendenziell autoritär. Ähnlich wie Leute, die das Wort "Gutmensch" nutzen: das sind Leute, die ihren Egoismus ausleben wollen, sich aber drüber ärgern, dass andere (Gutmenschen) dummerweise nicht so egoistisch und autoritär sind wie sie selber.
"Mainstream" und "Gutmensch" sind Worte, mit denen man eigentlich positive Eigenschaften diskreditieren möchte. Und die Absicht besteht darin, die eigene autoritäre Meinung durchzudrücken. Da man keine Mehrheit findet, bleibt nichts anderes übrig, als die Sprache zu vergiften und andere Meinungen mit vermeintlich negativen Begriffen zu belegen.
12 Antworten
Wenn man annimmt, dass der Mainstream von der Mehrheit getragen wird, dann spricht dies ja dafür, dass Gegner des Mainstreams eine Minderheitenmeinung autoritär durchsetzen wollen, für die sie aber keine demokratische Mehrheit finden können.
Mit der autoritären Durchsetzung bist du bei Schritt zwei, der nicht notwendigerweise dem Schritt eins folgt.
Gegen den Mainstream heißt ja zunächst nicht mehr, als dass du etwas anders siehst oder wertest.
Wenn du z.B. gegen eine auf Karriereverwirklichung ausgerichtete Lebensplanung bist, dann kannst du sie ja nicht bei anderen durchsetzen.
Bist du für die Abschaltung aller Atom - und Kohlekraftwerke heißt das noch lange nicht, dass du die Abschaltung im Alleingang durchsetzen würdest, selbst wenn du es könntest.
Für mich sind Leute, die das Wort "Mainstream" inflationär und stark abwertend benutzen, tendenziell autoritär.
Hier kommt noch ein anderes Element herein, das stark abwertende. Mit dieser Verachtung stellt sich jemand über andere. Und das ist der eigentliche Sinn seines Auftretens. Dass er gegen den Mainstream ist, ist eher zufällig.
Zum Thema "Gutmenschen" hat Boris Grundl ein Buch geschrieben, der Elemente in seine Definitionen und Beispiele reinmischt, die ebenfalls mit dem Gutmenschen meiner Ansicht nach nichts zu tun haben.
Einige Kommentatore auf Amazon sind hierzu lesenswert.
Auch Goebbels hat den Begriff besser definiert als Grundl.
Nach ihm bewirken Menschen, die in einer schlechten Welt Gutes tun, Schlechtes.
Er suchte nach einer Legitimation für die nationalsozialistischen Verbrechen.
Das sehe ich genau umgekehrt. Wir könnten viel mehr dieser Gutmenschen brauchen.
Nein. Meiner Meinung ist es eher umgekehrt. Die Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen. Darum sollte man meiner Meinung nach nicht immer dem Mainstream folgen
Das zeichnet die Demokratie doch gerade aus, dass man eine gegen den Mainstream gerichtete Meinung als Bestandteil der Demokratie vertreten darf.
Sie sind noch nicht einmal Individualisten.
An sich stimme ich dir vol zu, aber ich denke du solltest aufpassen nicht soziologische Begriffe mit politischen zu verwechseln.
Ich mag z.B. auch keine Mainstream Music, aber das macht mich nicht zu einem authoritaeren Menschen, und ich schaetze Demokratie so sehr, dass ich wochenlang dafuer hier in israel demonstriert habe.