Paralleluniversum, Multiversum?

6 Antworten

Hugh Everetts Viele-Welten-Theorie ist einfach nur ein Denkmodell, welches jede Variante des Universums, die zu irgendeinem Zeitpunkt (aus Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft) als möglich erschien bzw. erscheinen wird, als eigenes Universum einstuft.

Über die wirkliche Existenz jener Universen ist damit aber noch rein gar nichts ausgesagt. Sie wird in jener Theorie einfach nur angenommen.

So kurz und knapp habe ich es auch noch nicht gelesen, wie man die Schwäche dieser Theorie aufdeckt.

Diese Theorie ist zu einer Zeit "erfunden" worden, als der Determinismus noch allgemein anerkanntes Prinzip der Physik war. Innerhalb des Determinismus kann es aber keine "zufälligen" Entscheidungen oder Wahrscheinlichkeiten geben. Dieses Problem wurde dann (scheinbar) durch die Forderung gelöst, was möglich wäre muss auch realisiert werden. Dann kann der Determinismus aufrecht erhalten werden.

Da aber seit einigen Jahrzehnten der Determinismus als universell gültiges Prinzip widerlegt wurde, entfällt die Notwendigkeit, dass alles Mögliche auch realisiert werden muss. Innerhalb des Indeterminismus sind Bifurkationen und Wahrscheinlichkeiten als Brechung der Zeitsymetrie möglich, wodurch auch die Notwendigkeit von Paralleluniversen entfällt.


Ahzmandius  02.04.2016, 12:19

Interessant, darf ich bitte deine Quelle erfahren, wo du das mit dem "widerlegen" des Determinismus her hast?

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Hamburger02  02.04.2016, 13:11
@Ahzmandius

Aus Ilya Prigogine (Nobelpreisträger 1977), "Das Paradox der Zeit", Seite 128:

Doch in einem stimmten der Physiker und der Philosoph überein: Beide hielten das Urteil, das die Physik im Namen der klassischen Dynamik ausgesprochen hatte (Ergänzung: gemeint ist der Determinismus), für endgültig. Die Physik fast des ganzen 20.Jahrhunderts schien ihnen recht zu geben, denn sowohl die Relativitätstheorie als auch die Quantenmechanik leugneten, genau wie die klassische Dynamik, weiterhin den Pfeil der Zeit. Inzwischen hat sich aber ein einschneidender Wandel vollzogen. Als Zeugen dieses Wandels möchten wir Sir James Lighthill zitieren, der 1986, damals Präsident der International Union of Theoretical and Applied Mechanics, feierlich erklärte: »Hier muß ich innehalten und im Namen der großen Bruderschaft der Praktiker der Mechanik sprechen. Wir sind uns heute sehr der Tatsache bewußt, daß die Begeisterung, die unsere Vorgänger für den phantastischen Erfolg der Newtonschen Mechanik empfanden, sie auf diesem Gebiet der Vorhersagbarkeit zu Verallgemeinerungen verleitet hat, an die wir vor 1960 möglicherweise allgemein geglaubt haben, die wir aber inzwischen als falsch erkannt haben. Wir möchten uns gemeinsam dafür entschuldigen, daß wir das gebildete Publikum in die Irre geführt haben, indem wir bezüglich des Determinismus von Systemen, die den Newtonschen Bewegungsgesetzen genügen, Ideen verbreitet haben, die sich nach 1960 als inkorrekt erwiesen haben.«

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Ahzmandius  02.04.2016, 13:27
@Hamburger02

Ich kenne das von dir zitierte Stück bereits.

Es ist nur halt keine Widerlegung des Determinismus.

Gerne wird die QM als der Tod des Determinismus angesehen. Das Problem ist, dass es zwar indeterministische Interpretationen der QM gibt, aber auch deterministische z.B. (Viele Welten Theorie, De-Broglie-Bohm-Theorie)

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Hamburger02  03.04.2016, 15:01
@Ahzmandius

Die von mir erwähnte Widerlegung des Determinismus hat nichts mit Quantenmechanik und deren Interpretation zu tun.

Und wenn schon der Chef der internationalen Physikervereinigung einräumt, die Vorstellung des Determinismus als universell gültiges Prinzip innerhalb Newtonscher Systeme sei eine Irrlehre gewesen, ist das schon ein starkes Argument. Speziell in der Teilchenphysik und der Neurologie gibt es allerdings noch Einige, die sich dagegen sträuben und die Fahne des Determinismus hoch halten. Stepehen Hawking gehört auch dazu, obwohl er in letzter Zeit doch auch etwas davon abzurücken scheint.

Prigogine zeigt mit Hilfe der Bäcker- und der Bernoullitransformation, dass sich auch ein dynamisches System, das ausschließlich auf der Newtonschen Mechanik bei vollkommen bekannten Anfangsbedingungen (Laplacscher Dämon) beruht, indetreministisch wird, wenn es nur alt genug wird. Wann die Trakjektorie verlassen wird, oder wie Prigogine formuliert, wenn das System vollständig seine Anfangsbedingungen vergessen hat, lässt sich mit Hilfe des Ljapunov-Exponenten bestimmen. Zwischen der Zeit t = 0 und der Ljapunovzeit (Kehrwert des Exponenten), findet ein kontinuierlicher Übergang vom deterministischen zum vollständig indeterministischen Verhalten des Systems statt. Beim bewusst arbeitenden Gehirn strebt die Ljapunovzeit gegen Null, obwohl die Nerventätigkeit deterministischen Gesetzen gehorcht und bei der Bahn des Plutos beträgt sie etwas über 20 Millionen Jahre.
Bezogen auf den Pluto bedeutet dies z.B. dass eine Position auf der Umlaufbahn in 30 Millionen Jahre aus jedem beliebigen Punkt der 360° der Umlaufbahn begonnen haben kann. Die Anfangsposition kann also nicht mehr reduktionistisch aus der aktuellen Position ermittelt werden. Im Umkehrschluss heißt das in die Zukunft geblickt, dass selbst unter Anwendung des Laplacschen Dämons die Position des Plutos in 30 Millione4n Jahren jeden beliebigen Punkt auf der 360°-Bahn einnehmen kann. Damit verhält sich das System auf lange Zeit gesehen indeterministisch. Prigogine nennt dieses Phänomen "Die Botschaft der Entropie", denn letztlich ist es der 2. HS der Thermodynamik, der den Laplacschen Dämon killt.

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Jede Entscheidung die wir treffen hätte auch anders ablaufen können. Es gebe unglaublich viele verschiedene Wege, mit einer Situation umzugehen. Unendlich viele, in genau zu sein. Das heißt jedes Mal wenn du vor einer Entscheidung stehst hättest du unendlich viele Entscheidungen die du treffen könntest. Und jedes Mal spaltet sich nach einer Entscheidung ein neues Paralleluniversum ab. Kurzes Beispiel:

Du bist vor der Entscheidung der/die hübsche/n Kellner/in anzusprechen. Du entscheidest dich dagegen und verlässt das Restaurant.

In diesem Moment könnte eine neue Parallelwelt entstehen, in der du die Person angesprochen hast und vielleicht wärt ihr auf ein Date gegangen.

Oder es entsteht eine Welt in der du auf deinem Tisch einen Zettel mit deiner Handy Nummer hinterlassen hättest, und ihr hättet euch so kennen gelernt. In der nächsten Welt wirft die Person das Stück Papier achtlos in den Müll.

Nach dieser Theorie müsste es unendlich viele Parallelwelten für jeden einzelnen Augenblick unseres Universums geben, vom Urknall bis zu der jetzigen Sekunde.

Ich hoffe so, so sehr dass man mehr in diese Richtung forscht.

TIPP: Der Roman „Dark Matter - Der Zeitläufer“ von Blake Crouch beschäftigt sich genau damit, es geht um einen Physik Professor, welcher sich die Frage stellt, wie sein Leben ausgesehen hätte, wenn er sich für die Wissenschaft anstatt für seine Familie interessiert hätte.

Das ist richtig, da es ja laut der Theorie unendlich viele Versen gibt!