Organspende: Seid Ihr für die Widerspruchslösung?

Das Ergebnis basiert auf 65 Abstimmungen

Ich bin für die Widerspruchslösung bei Organspende. 62%
Ich bin gegen die Widerspruchslösung bei Organspende. 38%
JasminBruehl  06.04.2024, 18:20

Vielen lieben Dank für den Stern, total lieb von dir. ☀️ Hab ein schönes Wochenende.

vanOoijen 
Fragesteller
 06.04.2024, 18:31

Das wünsche ich Dir ebenfalls.

17 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ich bin gegen die Widerspruchslösung bei Organspende.

Hallo

Danke für die Frage, es ist spannend, die Diskussion dazu auch hier zu betrachten.

Vorweg, ich bin klar gegen die Einführung dieser Widerspruchslösung; sowohl aus rechtlicher wie auch aus medizinischer Sicht. Wenn Lauterbach behauptet, die Widerspruchslösung sei "alternativlos", dann zeigt das nur, wie weit er von der Realität entfernt ist. Eine Widerspruchslösung ist nichts weiter als ein massiver Eingriff in die individuelle Freiheit und Autonomie. Es ist absolut inakzeptabel, dass der Staat meint, er könne einfach über den Willen eines jeden Bürgers hinwegsehen und dessen Organe post mortem verfügbar machen.

Und lasst uns über die angebliche Wirksamkeit sprechen. Wo sind die Beweise, dass die Widerspruchslösung tatsächlich zu einer höheren Organspenderrate führt? Die Statistiken zeigen keine überzeugenden Ergebnisse. Wenn Lauterbach behauptet, dass wir ohne diese drastische Maßnahme das Problem nicht lösen können, dann ist das schlicht und ergreifend eine Ausrede für seine mangelnde Kreativität und Fähigkeit, echte Lösungen zu finden.

Schlussendlich kommen wir mal noch zum Vertrauen. Wenn der Staat beginnt, seine Bürger zu zwingen, ihre Organe zu spenden, dann könnt ihr sicher sein, dass das Vertrauen in das Gesundheitssystem rapide sinken wird - das tut es so auch schon; aus diversen Gründen, was sehr schade ist.

Es ist an der Zeit, dass wir uns von dieser Zwangsmentalität verabschieden und uns auf wirkliche Lösungen konzentrieren. Das bedeutet, die Menschen über Organspende aufzuklären, das Transplantationssystem zu verbessern und die Lebendspende zu fördern. Viele Menschen mit denen ich gesprochen haben sind durchaus offen gegenüber der Lebendspende - vor allem aus altruistischen oder auch religiösen Gründen; das ist doch ein Konzept, in welches man einhaken kann. Aber nein, man fördert lieber die Leichenspenden - total unnötig.

Zudem kommen auch noch kommunikative Bedenken dazu: Wie binden wir Menschen ein, die weder der Sprache noch den rechtlichen Gepflogenheiten in unserem Land was abgewinnen bzw. diese verstehen können. Sehen wir da einen Vorteil drin, weil sie eh nicht widersprechen werden, weil sie es effektiv nicht können? Ich denke man versteht was ich hier andeuten möchte.

Eine Widerspruchslösung ist nicht nur unnötig, sie ist auch moralisch verwerflich und könnte das Gegenteil von dem bewirken, was sie zu erreichen vorgibt - so was brauchen wir echt nicht.

Liebe Grüsse ☀️

PS - Bevor hier das Heulen beginnt: Ja, ich bin in den Registern eingetragen, bei den Lebendspendenden (Organe, Stammzellen etc.). Man kann auch schon vor seinem Tod viel Gutes tun.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Eidgenössische Prüfung Humanmedizin 2023

vanOoijen 
Fragesteller
 05.04.2024, 14:36

Danke für Deine ausführliche Meinung zum Thema, die ich übrigens teile.

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JasminBruehl  05.04.2024, 14:46
@vanOoijen

Vielen lieben Dank für dein Feedback. ☀️ Hab noch einen schönen Tag.

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Familiengerd  05.04.2024, 15:01
Eine Widerspruchslösung ist nichts weiter als ein massiver Eingriff in die individuelle Freiheit und Autonomie.

Das ist schlichtweg Unsinn, weil Du Dich selbstverständlich entscheiden kannst!

Außerdem gibt es in einigen Bereichen schon die Widerspruchslösung.

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vanOoijen 
Fragesteller
 05.04.2024, 15:08
@Familiengerd

Ja, bei der elektronischen Gesundheitsakte. Aber Datenschutz ist ethisch nicht so umstritten wie Organspende.

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vanOoijen 
Fragesteller
 05.04.2024, 15:38
@Familiengerd

Das darfst Du gerne selbst recherchieren. Vom Transplantationsskandal über Religion bis zur Frage nach dem Hirntod als richtger Definition von tot reicht da das Spektrum.

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Familiengerd  05.04.2024, 16:11
@vanOoijen

Das beantwortet nicht die Frage, inwiefern eine Organspende an sich (!) ethisch umstritten sein soll.

Die Organspende selbst (!) ist es jedebfalls nicht - vielleicht bei Zeugen Jehovas, Evangelikalen (aber die sind in den USA ja auch Trump-Fans, da muss einen gar nichts mehr wundern).

Daran ändert auch nicht, dass es in Zusammenhang damit zu vereinzelten Fehltritten (Manipulation von Krankenakten zur Beschleunigung) gekommen ist.

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Roal3  08.04.2024, 00:31

"Wenn Lauterbach behauptet, die Widerspruchslösung sei "alternativlos""

So ähnlich hat er doch auch über die C-Impfung gesprochen. Ich glaube, das soll als Druckmittel dienen.

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Ich wohne in den Niederlanden und hier gibt es die Widerspruchslösung. Es gibt auch ein zentrales Register, in dem jeder, der kein Organspender ist, sich eintragen lassen kann.

Und, hat es was gebracht? Nein. Hier warten auch sehr viele Menschen auf ein "neues" Organ.

Ich habe mich als NIchtspender eintragen lassen, bin aber sicher, dass so manch einer das "vertrotteln" wird, der kein Spender sein will. Genau darauf spekuliert die Widerspruchslösung.

Ich möchte übrigens auch kein Fremdorgan erhalten.

Seit ich mich mal ausführlicher mit der Organspende befasst habe, bin ich strikt gegen die Totspende. (Lebendspende hingegen ist für mich unproblematisch.) Die Definition von "tot" wurde geändert, um Organspende juristisch möglich zu machen. Denn nur noch LEbende können spenden. Und so erfand man den Hirntod.

Hirntote werden bei der "Ausweidung" ("Ernte" nennen Mediziner das) festgeschnallt. Aus gutem Grund, denn häufig zucken sie. Außerdem wurden andere Stresssymptome beobachtet, die auf Schmerzen hindeuten.

Nur weil Hirntote nicht mehr protestieren können, heißt das nicht, dass sie keinen Schmerz mehr empfinden. Allein die Möglichkeit, dass es so sein könnte, ist für mich unsagbar grässlich.

Organtransplantation ist ein unglaublich lukratives Geschäft, das sollte nicht übersehen werden. Da kann man schon mal ein wenig "vergessen", Menschen neutral aufzuklären.

Mein Fazit: Spendenwillige schonungslos informieren, ohne zu drängen. DAS ist die Alternative, die aber weit weniger GEld in die Kasse bringt.

Woher ich das weiß:Recherche

vanOoijen 
Fragesteller
 12.06.2024, 21:33

Danke für Deine interessante Antwort.

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Ich bin für die Widerspruchslösung bei Organspende.

Absolut.

Jeder Mensch wird doch wohl in der Lage sein dem zu widersprechen, wenn er es nicht will, oder? Würde ja nicht gerade von Selbstständigkeit zeugen, wenn man dazu nicht in der Lage wäre.

Ist bei GOOGLE Street View doch auch nicht anders. Muss man auch widersprechen, wenn man keine Aufnahme möchte.

Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum sich da Manche nun so haben. Jeden Tag hier teilweise Stunden vorm PC hocken, aber einen Widerruf diesbezüglich nicht verfassen können? Mutet dann doch eher seltsam an!

Es ist nun mal Fakt, dass es zu wenig Organe gibt und manche Menschen eben aufgrund der "ja, kümmere ich mich morgen drum - Mentalität" zum Sterben verurteilt werden.

Es steht ja auch Jedem frei sich zu entscheiden. Aber wer nichts sagt, der hat sich doch für ein "mir egal" entschieden.

Es war jahrzehntelang so, dass man zustimmen musste, nun probieren wir es halt mal mit "wer nicht will muss Widerspruch einlegen".


MaxSchnellsch  04.04.2024, 17:54

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

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DjangoS6  05.04.2024, 02:36

Volle Zustimmung!

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JasminBruehl  05.04.2024, 14:19
Jeder Mensch wird doch wohl in der Lage sein dem zu widersprechen, wenn er es nicht will, oder?

Wenn sie darüber Bescheid wissen, dann schon ja. Was machst du mit alle denen die in DE leben und der deutschen Sprache nicht mächtig sind? Viele kennen zudem ihre Rechte auch dann nicht, wenn sie öffentlich angepriesen werden. Was tun also?

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Kessie1  05.04.2024, 16:39
@JasminBruehl

Es in verschiedenen Sprachen kund tun? Die Krankenkassen senden entsprechende Infos raus? Fernsehwerbung mehrsprachig?.

Wo ein Wille...

In anderen Ländern dürfte das Thema ja auch akut sein und so sollte sich also JEDER damit beschäftigen, auch wenn er nur Tourist ist und die entsprechende Verfügung dann auch in der jeweiligen Sprache bei sich tragen.

Ehrlich gesagt wüsste ich jetzt z.B. nicht, was passiert, wenn man in Peru tödlich verunglückt. Bei uns zählt ja derzeit der Aufenthaltsort, egal ob Deutscher oder nicht.

Die Notstandsregelung gilt nur in Bulgarien: Die Organentnahme ist hier "im Notstand" immer zulässig ist. Selbst beim Vorliegen eines Widerspruchs kann es zur Organentnahme kommen.

https://www.krankenkassen.de/ausland/organspende/

Ich schätze mal, da hat sich kaum ein deutscher Tourist je mit beschäftigt ;-).

Alleine in Europa gibt es ja schon unterschiedliche Wege.

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Ich bin gegen die Widerspruchslösung bei Organspende.

Klar dagegen.

Man entscheidet sich für etwas und muss nicht extra anmerken, dass man etwas nicht will. So sollte das in einem freiheitlichen System sein.

Wer will, packt sich eine Karte in den Geldbeutel, wie ich auch. Wer Stammzellen oder Knochenmark spenden will, lässt sich eintragen und wird eben nicht automatisch eingetragen.

Am Ende macht man was, was von diesem Menschen gar nicht gewollt war, von seinen Angehörigen nicht gewollt war, gffs. folgt eine unerwartete Genesung und der Mensch ist dann eingeschränkt, weil er nicht widersprochen hat?


moreblack  05.04.2024, 16:19

Naja, es ist ja nicht so, dass man Menschen, die noch genesen können, einfach irgendwelche Organe entnimmt. Das tut man nur bei Hirntoten. Und für den Tod des Hirns gibt es viele Bedingungen und mehrere Prüfschritte. Wer hirntot ist, ist tot.

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Ich bin für die Widerspruchslösung bei Organspende.

Ich bin ganz klar für die Widerspruchslösung. Mit der Menge an ordentlichen Organen die bei einer Widerspruchslösung herauskommen könnte man den Bedarf an notwendigen, lebensrettenden Organen getrost decken und viel Leid reduzieren. Für mich eine klare Sache in einer Gesellschaft, die ordentlich miteinander umgeht. Viele Leute würden spenden, kümmern sich aber tatsächlich nicht darum dafür zu sorgen, daß ihre Organe nach dem dem Tod entnommen und gespendet werden können. Weiterhin braucht man nach dem Tod auch keine Organe mehr.