Mussten manche Schlesier in der DDR leben? Also wurden sie nach Ostdeutschland vertrieben? Und von welcher Stelle haben sie erfahren, wohin sie fahren müssen?

6 Antworten

Wieso "mussten"?

Die Menschen, die geflohen sind oder vertrieben wurden sind soweit gekommen, wie ihre Füße sie tragen konnten. Meine Großmutter und meine Mutter mussten Ende Januar 45 aus Breslau raus und kamen nach fast zwei Wochen Fußmarsch im Februar in Dresden an. Dort erlebten sie den großen Bombenangriff und waren gezwungen weiter zu ziehen. So landeten sie in Nossen und lebten ein paar Jahre dort. Als mein Großvater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam und Arbeit brauchte zogen sie nach Leipzig.

Dort haben sich meine Großeltern getrennt, mein Opa mit neuer Familie blieb in Leipzig und meine Oma mit neuer Familie zog nach Sangerhausen und wurden irgendwann Ende der 50er aus der DDR ausgewiesen.

Viele Flüchtlinge landeten aber tatsächlich in Auffanglager in Städten und wurden dann mit auf Ortschaften verteilt und dort bei Familien Zwangsuntergebracht. Noch 20 Jahre nach dem Krieg lebten über 60.000 Flüchtlinge in Bayern in solchen Barackenlagern.
Andere kannten jemanden und versuchten dort unterzukommen.

Woher ich das weiß:Hobby

Niemandem wurde gesagt, wohin er zu fahren hatte, die meisten fuhren auch nicht, sondern liefen. Die wenigsten hatten ein festes Ziel. Wohin sie gingen war ihnen überlassen, zu diesem Zeitpunkt gab es auch noch keine DDR. Teile Schlesiens waren übrigens Bestandteil der DDR, jetzt Bestandteil Deutschlands, dort wurde niemand vertrieben.


JackytheRippa 
Fragesteller
 25.06.2023, 21:13

Und welcher Kreis in der DDR war mal schlesisch?

0
Schimeck  25.06.2023, 21:22
@JackytheRippa

So ungefähr die Kreise Weißwasser, Hoyerswerda, Niesky und Görlitz. Und sie waren nicht schlesisch, sie sind heute immer noch schlesisch.

1

Wohin wurden die Schlesier vertrieben?

Auch aus der Tschechoslowakei wurden die Deutschen vertrieben, vorwiegend aus dem Sudetenland, also den nördlichen, südlichen und westlichen Randgebieten der böhmischen Länder. Im Sudetenland wurden vor allem Tschechen sowie Sinti und Roma angesiedelt.

Sie mussten ja nach DE, denn es gab noch keine DDR und BRD. 14 Millionen wurden vertrieben, 4 Millionen blieben dann in der spaeter genannten DDR und 10 Millionen zogen durch in den Westen. Spaeter rückten aus der DDR noch mehr ab in den Westen, denn einen Neuanfang wollten sie lieber dort starten. Gesagt hatte ihnen das keine offizielle Stelle, es hatte sich so ergeben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nicht nur die Schlesier! Auch viele Pommern und Ostpreußen. In Mecklenburg hat sich die Einwohnerzahl durch die Flüchtlinge nach dem Krieg fast verdoppelt.

Sie wurden vor allem AUS SCHLESIEN vertrieben (und nicht gezielt irgendwo hin) und landeten an unterschiedlichen Orten. Auch in Ostdeutschland fanden welche neue Heimat. Ich habe selber Ostpreußen, Schliesier und Sudetendeutsche kennengelernt.