Marcel Reif im mahnt im Bundestag: "Sei ein Mensch!" Die Aussenministerin Baerbock bricht darauf in Tränen aus. Warum?

Hallo Gruschkun658,

über Deine gute Frage habe ich mich sehr gefreut, leider ist es wie mir scheint die einzige Frage hier im Forum zu diesem immanent wichtigen Thema! DANKE!

Was die Tränen von A. Baerbock anbelangt: Mitgefühl und Trauer über das Geschehen.

Stell Dir vor man würde alle Einwohner von Berlin und alle Einwohner von Hamburg einsammeln, vergasen und umbringen - nur weil sie dort wohnen. Mehr als diese Anzahl wurden im III Reich umgebracht nur weil sie als Juden geboren wurden.

Der Redner erzählte u.A. von seinem Vater der seine Familie wiederholt ermahnte

• "Sei ein Mensch"

Nicht nur dem Antisemitismus, der den Rahmen für diese Rede gab, gilt diese ernste Ermahnung. Der Antisemitismus hat viele Facetten, u.A. auch eine religiöse.

"Anti" steht für "gegen"

"Sem"? Wer oder was ist Sem?

Da sollte man wissen das Thora und ersten Bücher der Bibel und sogar der Koran weitgehend übereinstimmen. Dort lesen wir

1. Mose 5:32 Und Noah wurde fünfhundert Jahre alt. Danach wurde Noah der Vater von Sem, Ham und Jạphet.

Sem war ein überlebender der Sintflut, von der in der Bibel und in sehr vielen Berichten anderer Völker und Religionen weltweit berichtet wird.

Somit war Sem der erstgeborene von Noah. Der Name Sem bedeutet "Name" oder "Ruhm".

Sem ist der Stammvater der aller semitischen Völker, nicht nur der Hebräer sondern auch der Elamiter, Assyrer, Chaldäer, Aramäer (Syrer). Er achtete seinen Vater hoch, woraufhin Noah seinen Sohn Sem besonders segnete.

Nun ist klar das aus Sem, später gefolgt über die Hebräer Abraham, Isaak und Jakob und den 12 hebräischen Stämmen Israel das hervorging, was heute allgemein als "jüdisches Volk" bezeichnet wird.

Interessant ist, das nur ein Sohn von Jakob Juda hieß, welcher der Stammvater des Stammes "Juda" (->Juden) wurde. Durch die Philister und andere Völker, dann Babylon, Assyrien und Rom wurde das Volk Israel ständig bekämpft. Die Spuren der einzelnen Stämme verwischten, und so sprich man heute allgemein vom Jüdischen Volk in dem man hineingeboren wird und das eine bestimmte Form der Anbetung Gottes ausübt.

Die Befeindungen setzt sich fort bis in unsere Tage, verbunden mit vielen gräulichen Gewalttaten.

Im III Reich wurden Juden im KZ massenweise vergast und gefoltert und getötet, ca. 6 Millionen!

So kommen wir nun zum Kernpunkt Deiner guten Frage - was hat das damit zu tun ein "Mensch" zu sein - und was Tränen auslösen kann!

Fangen wir mit der Umgangssprache an:

• Für was steht menschliche Verhalten?

Ganz allgemein steht liebevolles Verhalten im Vordergrund.

• Was ist das Gegenteil von menschlichem Verhalten?

Unmenschliches Verhalten ist lieblos. "Un" steht für das Wort "Nicht" oder "ohne".

Wer sich also, getragen vom freien Willen, sich "unmenschlich" verhält, zeigt durch sein Verhalten das er in diesem Sinn kein Mensch sein will.

Körperlich ist er natürlich Mensch - aber sein Verhalten ist unmenschlich. Leben, das nicht menschlich ist, wird oft auch als tierisch bezeichnet.

Daraus ergibt sich ein neues Problem: Selber habe ich schon mit sehr vielen Menschen genau darüber gesprochen und immer wird vorgehalten "So etwas tun nicht einmal Tiere!". Leider muss ich da immer zustimmen:

Keine Maus baut eine Mausefalle um ihre Mitgenossen zu töten. Menschen bauen Kernwaffen oder vergasen und köpfen ihre Mitmenschen.

Soweit so gut - das ist jetzt klar.

Aber da kommt noch was, und das ist sehr brisant und als sehr ernst anzusehen!

Aus Sem über Abraham kamen das Juden- und Christentum und auch der Islam ins Dasein. Alle diese haben die gleiche Wurzel - auch was die Anbetung anbelangt. Folgendes gilt als wesentlichste Grundlage für alle diese Weltreligionen:

1. Mose 1:27 Und Gott ging daran, den Menschen in seinem Bilde zu erschaffen, im Bilde Gottes erschuf er ihn; . . .

Alle Weltreligionen sind sich in folgendem Punkt einig:

1. Johannes 4:16 Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gemeinschaft mit Gott, und Gott bleibt in Gemeinschaft mit ihm. 

Wer also im Bild Gottes lebt zeigt das durch seine Nächstenliebe.

Da Gott freien Willen hat, deshalb hat auch der Mensch im gleichen Sinne freien Willen bekommen. Freier Wille ist - aus Gründen der Nächstenliebe - mit Verantwortung (für den Mitmenschen, die Umwelt und gegenüber Gott) untrennbar verbunden.

Liebe kann man nicht befehlen oder per Gesetz erlassen. Liebe zu zeigen muss man schon wollen, getragen vom freien Willen und Dankbarkeit.

Niemand muss!

Man kann sich auch wie ein Tier oder wie ein Raubtier aufführen.

Interessant ist, das in Gottes Wort Gewalttätige mit Tieren oder schlimmerem verglichen werden, deren Handlungen getragen wird von Habsucht, Stolz und Machtstreben.

Warum lässt Gott das zu? Für immer?

Prediger 3:18 Ich, ja ich, habe in meinem Herzen in Hinsicht auf die Menschensöhne gesagt, daß der [wahre] Gott sie auslesen wird, damit sie sehen können, daß sie an sich Tiere sind. 

Aha - eine "Auslese" findet statt!

Prediger 3:19 Denn es gibt eine Zufälligkeit hinsichtlich der Menschensöhne und eine Zufälligkeit hinsichtlich des Tieres, und dieselbe Zufälligkeit trifft sie. Wie der eine stirbt, so stirbt der andere; und sie alle haben nur e i n e n Geist, so daß es keine Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier gibt, denn alles ist Nichtigkeit. 

Jedes tote Tier zerfällt zu Staub, genau wie ein Mensch der gestorben ist.

Prediger 3:20 Alle gehen an e i n e n Ort. Sie alle sind aus dem Staub geworden, und sie alle kehren zum Staub zurück. 

Stop! Das kann doch nicht sein!

Das Wort Gottes spricht doch von einer Auferstehung?

Natürlich. Eine Auferstehung für Menschen ist versprochen. Wenn also Verstorbene zur Auferstehung kommen, haben sich noch alle Erinnerungen an früher, andernfalls widerspräche das vielen anderen biblischen Aussagen.

Also wird der "Geist des Menschen" der in ihm ist, bei seinem Tod sozusagen "gesichert", so wie man eine Datensicherung von einem Computer macht. Der Computer wird geschreddert, auf den neuen PC werden die Daten geschrieben und er kann von neu starten.

Das wird sinngemäß in der Bibel wie folgt beschrieben:

Prediger 3:21 Wer ist es, der den Geist der Menschensöhne kennt — ob er aufwärts steigt, und den Geist des Tieres — ob er niederwärts zur Erde steigt? 

Der Gott der Bibel kennt den Geist eines Menschen und der Tiere. Wird der Geist aufwärts im Himmel genommen - dann gut, er wird dort aufbehalten für die Auferstehung. Fällt er zur Erde verbleibt er im Grab, für immer.

Wenn also der Vater des Redners mahnt "SEI EIN MENSCH" ist das mit der Hoffnung auf Rettung verbunden, denn jeder kommt vor das Gericht des Höchsten.

Römer 13:10 Die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu; daher ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.

Matthäus 7:12 Behandelt andere deshalb immer so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Das ist die Kernaussage des Gesetzes und der Propheten.

Wie traurig, alle Weltreligionen haben das Wissen darüber - scheint ihnen jedoch egal zu sein in dem Sie (wie im auch im III Reich) Gewalttaten unterstützen.

Was bedeutet das - folgt man dem o.A. Bibeltext - "sie niederwärts zur Erde sinken" ?

Es bedeutet das sie für immer verschwinden werden, denn die erwähnte "Auslese" wird logischer Weise nicht unendlich fortgeführt.

Warum nicht?

Weil sonst der Wille Gottes auf der Erde niemals geschehen würde (siehe Gebet "Vater unser .. Dein Wille geschehe .. Dein Reich komme").

Jesaja 45:18 der die Erde formte, ihr Erschaffer, der ihr festen Bestand gab, der sie nicht umsonst erschuf, sondern sie formte, damit sie bewohnt wird:. . .

Psalm 37:10, 11 ... Doch Menschen mit einem sanften Wesen werden die Erde besitzen, und sie werden größte Freude verspüren an Frieden im Überfluss.

Liebe erzeugt Mitgefühl und Empathie, die, wie bei Frau Baerbock, Tränen auslösen.

Eine sehr schöne wertvolle menschliche Eigenschaft!

Nochmals Danke für die gute Frage und meine besten Grüße

Jens

Vielleicht hat ihr Großvater oder ein ihr nahe stehender Mensch diese Worte auch mit auf den Weg gegeben? Manchmal braucht es nur einen kleinen Auslöser.

Es war die komplette Rede und die Art, wie sie vorgetragen wurde, die sie bewegt hat, nicht bloß der eine Satz.

Ich finde es angenehm, wenn in der Regierung nicht nur Steinklötze sitzen, die warten bis sie endlich nach Hause können.

Weil es emotional war. Und menschlich.

Nicht nur sie, auch ich hatte zu kämpfen.

Ich bin froh und glücklich, dass es nicht nur dumpfe Gewalttäter gibt, die nur einen Wunsch haben Martyrer zu werden.

Sondern auch Menschen mit Anstand.