Ist es kulturelle Aneignung wenn ich eine andere Sprache spreche statt meiner Muttersprache?
Wie seht ihr das?
Das Ergebnis basiert auf 27 Abstimmungen
16 Antworten
Wenn es überhaupt "kulturelle Aneignung" geben sollte, dann ist was Gutes, hier ein prominentes Beispiel:
Das kommt ganz auf die Sprache an. Es gibt Sprachgemeinschaften, die ihre Sprachen als enorm wichtigen Teil ihrer Kultur ansehen und entsprechend nicht begrüßen, wenn sich Fremde mit dieser Sprache ohne Erlaubnis beschäftigen.
Für die Sprachen, die der gewöhnliche europäische Mensch kennt, sehe ich hier allerdings keine Gefahr.
Mir wäre nicht bekannt, dass Leute aus Oberbayern ihren Dialekt so ansehen wie die Situation, die ich in meiner Antwort schildere. So oder so war aber eben Oberbayerisch nicht gemeint.
Welche Sprachgemeinschaften sind das denn? Mir ist nur bekannt, dass es nicht gewünscht ist, wenn Leute die nicht Sinti und Roma sind Romanes lernen. Siehe:
https://zentralrat.sintiundroma.de/arbeitsbereiche/kulturelle-teilhabe/
Wobei ich die Begründung nicht verstehe, denn Juden haben ja auch nichts dagegen, dass andere Hebräisch oder Jiddisch lernen.
Wie kommst du darauf? Und wen meinst du genau, auch wenn ich da so meine Vermutung habe?
Heutzutage gibt es keine Kulturen mehr, die sich nichts von anderen Kulturen angeeignet haben.
Ohne kulturelle Aneignung würden die verschiedenen Kulturen bis zu einem ihrem Lebensumfeld entsprechenden Niveau gelangen und dann stagnieren, bis es Kontakte mit anderen Kulturen gibt und damit auch die kulturelle Aneignung unweigerlich beginnt.
Ohne kulturelle Aneignung hätten wir kein Alphabet, keine Zeiteinteilung nach Stunden, keine international bekannte und gepflegte Popmusikkultur, kein Internet usw. Afrikaner und Asiaten dürften keine europäische Kleidung tragen, und im Restaurant gäbe es nur Brot, Fleisch und Grünkohl, aber weder Kartoffeln noch Tomaten oder Paprika. Obst wäre auf Äpfel, Birnen und Beeren beschränkt.
Die Mode würde sich an den Amish People orientieren.
Kein Opernregisseur würde verlangen, dass die Rolle des Othello nur von einem afrikanischen Sänger gesungen werden darf, zumal die Oper in Afrika keine Traditionen hat.
Es ist blanker Unsinn, einem Kind zu Fasching ein Indianerkostüm zu verbieten, denn kein Indianer stört sich daran.
Ich schreibe hier bewusst das I-Wort, denn gestern (16.05.2023) kam im rbb ein Absalookeh- (auch Absaroke, Upsaroka oder Crow-) Indianer zu Wort, der seit vielen Jahren in einem Karl-May-Verein bei Dresden tätig ist, und sagte (auf Englisch): "For me, it's no problem to be called an Indian. When Columbus came to America, he thought he had found India, and so he called the inhabitants Indians."
["Für mich ist es kein Problem, als Indianer bezeichnet zu werden. Als Kolumbus nach Amerika kam, glaubte er, Indien entdeckt zu haben, und nannte die Einwohner deshalb Indianer."]
Dieser Verein lädt übrigens regelmäßig Indianer ein, um jenseits der Karl-May-Klischees mehr über die tatsächlichen Indianerkulturen zu erfahren.
Der afrikanische Inhaber der Hamburger Gaststätte "Zum Mohrenkopf" (Name von ihm selbst gewählt) sagte bei Markus Lanz: "Wir Afrikaner wollen uns nicht von Weißden vorschreiben lassen, worüber wir gekränkt zu sein haben."
Die Straßenumbenennungwütigen ließen die Berliner Wissmannstraße umbenennen, weil Wissmann ein preußischer Kolonialbeamter war, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Ostafrika einen Aufstand blutig niederschlug. Die gleichen Leute haben aber nichts dagegen, dass einer der Hauptverursacher des 1. Weltkrieges, nämlich Kaiser Wilhelm II., nach wie vor mit dem Namen "Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche" gewürdigt wird, obwohl er tausendmal schlimmer war als Wissmann.
Auch der Name der Frauenrechtlerin Clara Zetkin wurde aus dem Berliner Straßenplan getilgt und durch den der ziemlich bedeutungslosen Prinzessin Dorothea ersetzt.
Die Staaten Niger und Nigeria denken auch nicht daran, sich umzubenennen.
Ich finde, es ist höchste Zeit, die Gender- und Sprachpolizei privat wie öffentlich zu ignorieren!
Es ist selbstverständlich eine kulturelle Aneignung im besten Sinne des Wortes. Eine andere Sprache zu lernen und anzuwenden öffnet Tore. Dazu gehört auch die Kultur anderer Völker und Länder.
Ja natürlich.
Es ist die Sprache und auch die Kultur eines anderen Landes.
Seit es mit bewusst gemacht wurde, verzichte ich darauf, andere Sprache zu erlernen, und erwarte auch nicht von Migranten, dass sie je deutsch können sollten ...
Ironie off
Du meinst jetzt aber nicht Oberbayerisch, oder?