Sex mit Ehefrau sie wollte nicht hat aber nicht nein gesagt?

Man soll aber auch nicht die alleinige Verantwortung dem Geschlecht aufladen, das sprichwörtlich schlechter kommuniziert.

Einfach den bescheuerten Geschlechter-Mist weglassen und kapieren, dass es um Individuen geht, die lernen müssen zu kommunizieren. Beide Geschlechter haben so ihre Probleme mit Kommunikation, außerdem erfüllt nicht jeder ein klassisches Rollenbild.

Genau. Wäre schön, wenn das die Gerichte auch so sehen würden. Ich las kürzlich ein Interview mit einer schwedischen Sexforscherin, die 200 Fälle von gerichtlich verurteilter Vergewaltigung untersucht hatte. Sie sagte, in Schweden würden seit der Einführung von 'Nur ja heisst ja' oft junge Männer als Sexualstraftäter verurteilt, die davor nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Unter den Geschichten, die sie schilderte, waren auch solche, bei denen die Frau zuerst mitmachte und danach nur noch da lag und das Geschehen über sich ergehen liess. Da sahen es die Richter offensichtlich nicht so wie du.

Es ist bewiesen, dass weibliche Richter Vergewaltiger härter bestrafen als männliche Richter. Weil Frauen sich einfach mehr hineinversetzen können in das Opfer.

Findest du etwa, dass Täter nicht bestraft werden sollten, bei ersten Vergehen? Das würde sie doch nur ermutigen weitere Straftaten zu begehen und es wäre eine Verhöhnung der Opfer.

Bei Sex darf man auch mittendrin seine Meinung ändern. Das "einfrieren" ist übrigens eine sehr häufige Reaktion auf eine Grenzüberschreitung. Das liegt nicht nur an schlechter Kommunikation (auch wenn man das üben muss), eher an fehlendem Selbstwert und es ist auch eine psychisch normale Reaktion (Kampf, Flucht oder Erstarren).

Leider haben viele Männer keinerlei Sinn dafür, wann sie Grenzen überschreiten. Ich wurde bereits zweimal vergewaltigt - beide Male sagte ich deutlich Nein, mehrfach, was ignoriert wurde. Schließlich ließ ich es über mich ergehen, um mich vor Gewalt zu schützen. Beide Männer hielten es später für vollkommen normalen Sex, während ich traumatisiert war dadurch.

Du beschreibst das Problem sehr gut. Ich stimme dir vollkommen zu. Die Frage ist, wie wir mit dem Problem umgehen sollen. Das Ziel muss ja vor allem sein, solche Fälle zu verhindern.

Wenn du in deinem Fall deutlich und sogar mehrfach nein gesagt hast, hast du deinen Teil sicher vollkommen erfüllt. Das muss auch ein Vollpfosten verstehen, dass er danach nicht weiter machen darf. Das 'mehrfache Nein-Sagen' darf dann nicht mehr nötig sein.

Problematisch finde ich, wenn die Frau gar nicht nein sagt. Und das soll es eben auch geben. Der Fragesteller sagt ja, genau das sei ihm passiert. Ich finde, da hat die Frau eben schon auch eine Verantwortung. Das was heute als 'toxische Männlichkeit' angeprangert wird, nämlich sich durchsetzen und auf seinem Recht beharren, müssten wir eben auch vermehrt den Mädchen antrainieren. Ich denke, das müsste auch in Rollenspielen geübt werden.

Auf der anderen Seite müssen wir den Jungen auch sagen, dass ihnen das passieren kann, dass sie plötzlich als Sexualstraftäter verurteilt werden, nur weil die Freundin nicht nein gesagt hat, obwohl sie eigentlich nicht wollte. Es sind nämlich nicht nur viele Mädchen überfordert mit Nein-Sagen. Auch viele Jungen sind ebenso überfordert, wenn sie merken, dass es irgendwie nicht so gut läuft beim Sex. Was sollen sie dann tun?

Das sind 16- bis 18-Jährige, die nur aus Pornos wissen, wie es sein sollte. Die haben keine Ahnung! Und wenn dann die Freundin nur da liegt und sich nicht regt, tun sie eben das, was sie in den Pornos gesehen haben: Sie machen alles, was eine Frau ganz sicher nicht haben will. Die oben erwähnte Sexforscherin sagte auch, viele Jugendliche glauben, es gehöre zum Sex, dass der Mann die Frau würgt. Ein grosser Teil der jungen Frauen hätten das schon erlebt.

Ich denke, wir müssen heute in der Schule in der Sexualaufklärung Themen behandeln, an die vor 15 Jahren kein Mensch dachte. Und gleichzeitig muss der Lehrer immer damit rechnen, dass die Eltern dann in der Zeitung oder im Radio reklamieren, in der Schule würden Pornos besprochen. Und dass streng religiöse Eltern verlangen, dass ihre Kinder gar nicht in den Unterricht gehen müssen.

Aber wir sollten weder die Mädchen noch die Jungen mit dieser Überforderung alleine lassen. Nur härtere Strafen ändert nichts daran, dass offensichtlich viele überfordert sind. Sicher wäre das Beste, sie hätten gar nicht so früh Sex.

Ja, da stimme ich zu. Mein Vorschlag wäre deshalb Kommunikation und Psychologie als Unterrichtsfach. Damit man lernt seine Grenzen und Bedürfnisse zu äußern, ein Nein durchzusetzen, aber auch Empathie erlernt, um feinfühliger miteinander umzugehen.

Ich würde zwar nicht ein eigenes Unterrichtsfach machen. Aber man könnte das Thema vermehr in andere Fächer integrieren. Sicher im Deutsch und in der Biologie beim Thema Sexualkunde. Ausserdem sollte man vermehrt Theater spielen.

Da es so ein extrem wichtiges Thema ist, in JEDEM Lebensbereich (Freundschaft, Partnerschaft, Sex, Arbeit, Alltag), reicht es definitiv nicht, das mal nebenbei einfließen zu lassen. Auch Theater spielen bringt da gar nichts.

Gerade Theater spielen würde etwas bringen. Den Mädchen, weil sie da üben, Dinge zu sagen, die sie für unsagbar hielten. Den Jungen, weil sie erkennen, was andere fühlen und denken. Theater ist viel besser als nur darüber zu reden oder gar nur Theorie zu lesen.

Nicht Schultheater. Das hilft maximal bei Selbstvertrauen, mehr nicht.