Ich kenne einen "Biodeutschen", der ist in den USA aufgewachsen und spricht dementsprechend einwandfrei Englisch. Mittlerweile lebt er seit langem in Berlin und spricht dort, eigenen Angaben nach, häufiger Englisch im Alltag als Deutsch. Ist er jetzt für dich ein Amerikaner?

Bei Russlanddeutschen ist es etwas speziell. Einerseits wurde ihre Sprache und Kultur dort nach dem Krieg verboten, so dass die nachfolgenden Generationen praktisch ohne aufgewachsen sind. Andererseits müssten sie ihre deutsche Abstammung trotzdem wie eine Brandmarke mit sich rumtragen und wurden deswegen diskriminiert und benachteiligt. Bei einigen hat das zu so einer Art Überidentifikation mit ihrer deutschen Identität geführt. Einerseits sprachen sie nur noch ganz schlecht Deutsch und waren zum Schluss fast nur noch in der russischen Kultur unterwegs, andererseits identifizierten sie sich so sehr mit ihrer deutschen "Brandmarke", wegen der sie so gelitten haben, dass sie bis auf den Tod beleidigt waren, wenn du sie "Russen" nanntest.

Das ist ein Phänomen, das vermutlich so nur bei den Russlanddeutschen vorkommt. Aber eigentlich auch nur bei den Älteren. Vor allem bei den Boomern, weil es sie diesbezüglich am härtesten getroffen hat. Einerseits sind sie nicht mehr in den deutschen Kolonien an der Wolga oder in der Ukraine aufgewachsen, sondern in der Verbannung in Sibirien und Kasachstan und mussten sich stark an die russische Kultur anpassen, andererseits wurden sie noch oft wegen ihrer deutschen Herkunft erniedrigt und diskriminiert. Da hast du viele solche Fälle.

Die "Russaken", so nannten wir intern unter uns damals in den 90ern die stark assimilierten und gemischten Familien, die dann irgendwann mal mit ruberschwappten, kennen solche Probleme nicht. Sie wurden dort als Russen wahrgenommen und haben davon profitiert, die deutsche Uroma auf dem Dorf, für die man sich geschämt hat, wurde einfach verschwiegen. Hier in Deutschland sorgte aber diese Uroma, dass alle ihre direkten Nachkommen von ihr sofort die deutsche Staatsangehörigkeit bekamen. So ist halt das Gesetz. Wenn du hier als Deutscher einen Ausländer heiratest, sind deine Kinder ja trotzdem durch dich automatisch deutsch, und wenn die alle auch Ausländer heiraten, sind die Enkel trotzdem auch deutsch. Dasselbe Prinzip gilt auch für Volksdeutsche.

So profitieren sie hier wiederum davon, Deutsche zu sein, zumindest im Vergleich zu den anderen Einwanderungsgruppen, leben aber ihr Russenturm feucht, fröhlich und ungeniert weiter, nur jetzt seit dem Krieg kommen sie etwas in die Bredouille und müssen sich erklären. Da hat dann der eine oder der andere vielleicht doch plötzlich seine deutsche Abstammung entdeckt.

Ich weiß nicht. Als Russlanddeutscher habe ich mit solchen Leuten kaum zu tun, kenne aber durchaus welche, die an der oben beschriebenen Art der Überidentifikation leiden, aber das war bei denen schon immer so.

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Sagen sie doch selbst. Und wenn die "Selbstreinigungskräfte" des deutschen Volkes erstmal aktiviert sind, erwischt es früher oder später jeden, also auch dich und mich, Christinchen. Mach dir da mal keine Illusionen.

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Moin, Moin,

du müsstest natürlich schreiben, welche Epoche dich interessiert, denn die Sowjetunion durchlebte mehrere sehr unterschiedliche Phasen, die meisten Leute, die dort gelebt haben, erinnern sich aber nur an die letzten beiden, und in die vorletzte, die bis ca. 1985 dauerte, wünschen sich viele zurück. Und es ist natürlich auch ein Unterschied, wo du dort gelebt hast. Zwischen Moskau und dem sprichwörtlichen sibirischen Muchosransk lagen damals schon Welten.

Was war schlecht an der Sowjetunion.

Zuallererst: Es gab kein Klopapier. Für den Deutschen, der vor allem in Krisenzeiten dieses überaus wertvolle Kulturgut gerne in größeren Mengen hortet, ist das jetzt vermutlich ein Schock, aber es war so, ich habe das fast nirgendwo gesehen. Vielleicht in Hotels für ausländische Touristen oder in Politbüros der Parteibonzen gab es welches. Aber nicht bei uns. Bevor du dich jetzt fragst: "Wie geht denn das, wie funktioniert das Leben ohne das wichtigste Kulturgut, das die Menschheit jemals hervorgebracht hat?" - sage ich: "Es geht, es geht sogar ganz wunderbar." Du setzt dich einfach auf dein Plumsklo am Ende des Gemüsegartens, hörst bedächtig dem Geheul der Wölfe in der nahe gelegenen Taiga zu, reisst dir ein Stück von der aktuellen Tageszeitung ab, denn dafür hast du sie ja abonniert und nicht etwa zum Lesen, am besten du erwischst ene Seite mit dem Konterfei von Breschnew oder einem anderem wichtigen Politbürofuzzi, zerknittert das ein bisschen zwischen den Händen und wischst dir damit genüsslich nicht ohne eine gewisse Genugtuung den Hintern ab. Dabei liest du nebenbei den Sportteil, denn das war der einzige Teil, wo einigermaßen die Wahrheit geschrieben wurde. Falls du dir Sorgen um unsere sowjetischen Ärsche machst: die waren robust und abgehärtet wie fast alles im Land, ein bisschen Druckerschwärze und raues Zeitungspapier machten denen nichts aus.

Was war noch alles schlecht? Es gab bei uns leider so gut wie nie Plombir-Eis zu kaufen und das war so ziemlich das beste Produkt, was die Sowjetunion je hervorgebracht hat. Am Vorhandensein des Plombir-Eises im heimischen Supermarkt konnte man die verschiedenen Versorgungsstufen, die in der Sowjetunion existierten, sehr gut studieren. Bei uns in der Kleinstadt hinter dem Ural wurde vielleicht 2-3 mal im Jahr eine Ladung gebracht, die Hälfte davon haben die Verkäufer gleich für sich und Freunde und Bekannte zur Seite geschafft, der Rest wurde "rausgeschmissen" wie man bei uns so sagte. Es bildete sich sofort eine lange Schlange, und im Nu war alles ausverkauft. In der nächsten Großstadt, einer Industriestadt mit ca. hunderttausend Einwohern gab es das schon regelmäßig. In der Gebietshauptstadt Swerdlowsk gab es an jeder Ecke im Kiosk mindestens zwei Sorten: Sahne, Erdbeere oder vielleicht sogar Schokolade. Wenn unser Zug dort etwas länger anhielt, rannten wir sofort als Kinder zum Bahnhofskiosk und kauften uns welches. Und in Moskau und Leningrad hattest du an jeder Ecke mindestens fünf Sorten zur Auswahl, auch Eis am Stiel oder das Sandwich-Eis mit Sahneeis zwischen den Waffeln.

Zum Vergleich: Hier in Deutschland gibt es in jedem etwas stärker von Russen bewohnten Viertel russisches Plombir-Eis einfach im deutschen Supermarkt. Lidl hat es in Form von Familienpakungen, und bei Rewe gibt es auch einzelne Sorten für 60 Cent pro Stück im Kühlregal. Und alles "made in Germany", musst nicht mal ein schlechtes Gewissen haben, wenn du deine Lieblingssorte mit Genuss schleckst, dass du damit Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt. Das ist Kapitalismus. Wenn die Nachfrage da ist, gibt es auch ein Angebot. Bei uns hieß es eher: "Das was wir nicht haben, brauchen Sie nicht." - und man war anscheinend der Meinung, das die Kinder auf dem Land, anders als die Kinder in Moskau, kein Plombir-Eis brauchten.

Was war gut an der Sowjetunion? Alles war gut, ausser das, was schlecht war, und das meiste habe ich ja schon aufgezählt. 😁

Die Leute gingen arbeiten. Wohl gemerkt, sie gingen zur Arbeit, ob sie wirklich gearbeitet haben, war eine andere Sache. Meine Mutter meinte, immer wenn in ihrer Zeche Not am man Mann war, wurden die Schlosser aus der Reparaturabteilung zur Unterstützung geschickt, nach kurzer Zeit liefen sie heulend davon, sie waren eher gewohnt den ganzen Tag in ihrem Kabuff Karten zu spielen, als zu arbeiten. Nach der Arbeit traf man sich. Es wurde viel gefeiert und es floß auch jede Menge Alkohol. Alle waren gut gelaunt. Die Kinder wurden permanent betreut in diversen meist kostenlosen Freizeiteinrichtungen, wie dem Klub der jungen Pioniere, wo man Schachspielen oder löten lernte, Kunst- Musik und Theaterschulen gab es fast in jedem Dorf (das ist jetzt nicht übertrieben) man lerne malen, zeichnen, Klavier spielen oder rezitierte Gedichte von Puschkin oder Jesenin vor versammeltem Publikum im örtlichen Kulturklub. Jeder konnte das.

Die Schulen waren gepflegt und sauber. Die Eltern haben sie selbst in den Ferien renoviert. Es war für mich ein Schock als ich 1991 in Ostdeutschland in Leipzig ankam. Da hing in der Schule die uralte Tapete von der Wand und die Farbe blätterte ab. Überhaupt, Leipzig war eine Ruine damals, wir konnten es gar nicht verstehen, immerhin war das mal die zweitgrößte Stadt der ehemaligen DDR. Aber es gab in Sachsen viele schmucke Kleinstädte, die fand ich toll, da war ich immer gern zu Besuch und habe mir die Sehenswürdigkeiten angeschaut.

Bei uns war das anders. Die Leute mussten sich um vieles selbst kümmern, auch in gewissen Abständen die Straßen und die Höfe in den Städten selbst aufräumen, "Subbotniks" nannte man das von "Subbota"- Samstag, das war eigentlich ein Arbeitstag, aber die Leute wurden von ihren Betrieben zum Aufräumen und Saubermachen in die Stadt abkommandiert und feierten das ab. Es stärkte das Gemeinschaftsgefühl.

Die Lehrer bei uns in der Schule waren super drauf. Die schlimmsten würde ich als "hart aber fair" bezeichnen. Die meisten liebten ihren Job und waren total an unserem schulischem Erfolg interessiert. Ich war da gerne auch ausserhalb der Schulzeit und hing viel in der Schulbibliothek rum im Kunst- und Musikraum oder im neuen Computerraum. Nur das Schulkantinenessen war so lala, aber das ist es wohl überall. Nach unserer Übersiedlung nach Deutschland war das hiesige Schulsystem bis zum Abi für mich ein Spaziergang. In der Perestroikazeit haben wir auch gegen unsere Lehrer rebelliert und keine Schuluniformen mehr getragen, aber auch das haben sie unterstützt. Wir hatten einen sehr fortschrittlichen Schuldirektor, der an der Gründung der ersten demokratischen Partei bei uns im Landkreis mitbeteiligt war, und der hat lauter experimentierfreudige junge Lehrkräfte aus der Großstadt angelockt, die bei uns sich austoben durften und Dinge ausprobieren, die in der Großstadt noch Tabu waren. Unsere junge Klassenlehrerin kam nach der Uni aus Swerdlowsk zu uns und hat wohl nebenbei heimlich an ihrer Dissertation zum Thema "Lehrer und Schüler - Freunde." gearbeitet, und wir waren ihre Versuchskaninchen. Deswegen hing sie ständig auch in der Freizeit mit uns rum, machte mit uns viele Ausflüge, diskutierte mit uns über alles Mögliche, und hat nebenbei auch ganz vorzüglich Gitarre gespielt und gesungen. Wir haben sie vergöttert. Westliche Musik und Kleidung waren dann irgendwann mal auch erlaubt und man war die ganze Zeit damit beschäftigt die Alben der neuesten Bands irgendwo zu finden und auf Kassetten aufzunehmen.

Unsere Eltern waren zeitgleich allerdings eher damit beschäftigt die nötigsten Sachen zum Überleben zu organisieren, es verschwanden nach und nach fast alle Artikel aus den Supermärkten, die Lebensmittel wurden rationiert, es gab Lebensmittelkarten, und man musste stundenlang elend lange Schlangen vor den Geschäften stehen, um irgendwas zu ergattern. Die Leute waren aber auch da noch gut gelaunt, scherzten und alberten in der Schlange stehend rum selbst bei -30C° Außentemperatur (wie gesagt, wie waren alle ziemlich robust und abgehärtet), erzählten sich Geschichten und betrachteten die Schlangen als einen neuen, heissen Treffpunkt für Freunde und Bekannte, wo man den neuesten Tratsch erfuhr. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

Tja und dann brach plötzlich alles zusammen.

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Erkennen bei uns lebende Russen andere russischsprachige auch wenn man Deutsch spricht?

Ich frage mich die Russen (Russlanddeutsche) die zu uns in den 90ern gekommen sind, wie gut können sie russischsprachige identifizieren wenn man deutsch redet?

Ich weiß dass ich deutsch leider mit leichten Akzent spreche, das muss ich mir schon ganzes Leben von vielen, Biodeutschen und auch russischsprachigen anhören.

Bis jetzt dachte ich immer mein Akzent ist nicht so stark dass es fremden russischsprachigen Personen (wenn man bedenkt dass deutsch für sie nicht Muttersprache ist) auffällt, vorallem man achtet ja nicht draußen wenn Menschen sprechen wie sie sprechen.

Aber letzte Zeit denke ich Russen identifizieren mich manchmal fälschlicherweise als ihresgleiche, wenn sie mich sprechen hören. Vielleicht übertreibe ich, Aussehen als Vatiante fällt ab, da ich deutsch aussehe.

Mir ist zb eine Sache mal vor kurzem passiert aufm Spielplatz war ne Gruppe Russen (ca 4 Erwachsene und 2 kinder) die untereinander auf russisch gesprochen haben, nur mit kindern auf deutsch, ich war daneben und habe logischerweise mit meinen Kindern deutsch gesprochen. Sobald die Russen mich sprechen gehört haben weil eins meiner Kinder was gefragt hat, sind die Russen in die andere Seite vom Spielplatz gegangen und sich auf eine andere Bank gesetzt. Ich hab mich dann gefragt hören sie wirklich sobald ich ein Satz oder wenige Wörter sage dass ich sie verstehe und denken fälschlicherweise ich wäre auch russin?

Außerdem einmal war ich in mixmarkt einkaufen und habe an der Kasse auf deutsch gegrüßt, logisch wir leben ja in Deutschland, die frau an der Kasse hat trotzdem mit mit angefangen russisch zu sprechen. Wie werde ich also fälschlicherweise von denen als ihresgleiche identifiziert🤯😵‍💫?

Denkt ihr Russen oder russischsprachige Personen können irgendwie unterbewusst das hören dass man ihre Sprache spricht?🤔 Auch wenn nur leicht zu hören ist...

Ich weiß biodeutsche hören zwar Akzent (sagen viele) aber viele können nur als osteuropäisch identifizieren, zb erst diese woche hat mich einer für eine Polin gehalten. Ob das also die Personen die selbst russisch können besser können welche Sprache man spricht?

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Ja, man erkennt dich am Akzent, der ist bei dir deutlich genug, dass man nach ein paar Sätzen schon in die richtige Richtung denkt. Wenn der Akzent eher schwach ist, dann würde man es immer noch an der Melodie erkennen, wobei dann wird's wirklich schwierig einen Polen von einem Russen zu unterscheiden, weil die Melodien der slawischen Sprachen sich ähneln.

Aussehen ist auch ein Indiz. Vor allem die"Vierteldeutschen" unter uns kann man schon ganz gut an den eher russischen Gesichtszügen erkennen, wenn dann noch der Akzent dazukommt, ist das Gesamtbild perfekt. "Biodeutsche" erkennen das alles in der Regel nicht, für sie ist das alles ein Buch mit sieben Siegeln. Woher auch. Aber wir kennen natürlich unsere Pappenheimer. Vielleicht solltest du in ein rein deutsches Viertel ziehen, da würdest du problemlos als Polin durchgehen, denke ich.

Aber falls dich das tröstet. Meine Frau habe ich damals auch nur kennengelernt, weil ich sie fälschlicherweise für eine Russin hielt. Ich war mir meiner Sache so sicher, dass ich sie sogar auf der Tanzfläche auf Russisch gefragt habe, was sie denn in diesem versifften Punkladen wohl macht. Sie hat's natürlich nicht verstanden, aber so kamen wir ins Gespräch. Das war wohl die folgenreichste Verwechslung meines Lebens. Und ich bin sogar ganz gut im "Russenerkennen". Es gibt also auch Deutsche, die wie Russen aussehen, aber wenn dann noch der Akzent dazukommt, dann ist die Sache ziemlich klar.

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Moin Christina, Deutschland ist unsere historische Heimat, was anderes behauptet niemand. Unsere neue Heimat war bis 1943 die Ukraine, dann kamen wieder zwei Jahre Deutschland, und dann ging es plötzlich nach Sibirien in den Gulag. Russland ist nicht wirklich unsere Heimat sondern lediglich der Verbannungsort unserer Eltern und Großeltern, freiwillig wären wir dort nie gelandet. Auf der Suche nach neuem Land gingen unsere Vorfahren schon um 1900 eher nach Kanada als weiter ins Zarenreich hinein, deswegen habe ich jetzt auch viele entfernte Verwandte dort. Bei Wolgadeutschen war das freilich anders.

Und ja, wir sprachen Deutsch auch zu Hause in Russland bis zum Schluss, es ist tatsächlich meine zweite Muttersprache, so wie für viele Einwanderer hier Russisch oder Türkisch. Hier in Deutschland hat sich das Verhältnis der Sprachen zueinander praktisch umgedreht.

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Moin Christinchen, das war freiwillig, aber wie du schon geschrieben hast, hat man das gemacht, um deutscher rüberzukommen und evtl. dumme Sprüche, Hänseleien und knallharte Diskriminierung zu vermeiden. Die gab es zuhauf gegen uns in den 90ern. Ein Identitätsverlust ist es nicht. Ein Name ist ein Name, ist ein Name. Die meisten Frauen ändern doch auch ihren Nachnamen, wenn sie heiraten.

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Nein wäre gleich deutsch wie Biodeutsche

Ich merke schon Christinchen, für einen echten "Biodeutschen" bin ich nicht kleinkariert genug. Ich gönne jedem sein persönliches Deutschtum, solange er Spaß daran hat und anderen damit nicht auf dem Sack geht.

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Die Russen, oder Osteuropäer und Einwanderer aus der ehemaligen SU im allgemeinen, gehen zB. in Sportvereine, vor allem Kampfsport und Fußball aber auch Gitarre, Klavier und Kunstunterricht, da haben sie sogar eigene Netzwerke geschaffen , wo auch auf Russisch unterrichtet wird, weil es das alles auch schon in der alten Heimat gab, und sie das so gewohnt sind. In vielen anderen Ländern gibt es sowas nicht, da ist schon so ein moderner, deutscher Spielplatz ein Highlight, kostet nichts und die Muttis können daneben stehen und tratschen. Ist doch wie im Paradies, wozu dann Geld für Sportveteine ausgeben? Die Türken haben aber auch ihre eigenen Vereine auch Sportvereine, habe ich mitgekriegt. Da scheint das auch in der Gesellschaft verankert zu sein, vieles ist also auch eine Frage der Tradition, die man schon von Zuhause mitbringt.

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Ja, deutsche Städte sind speziell. Berlin mag ich nicht.Obwohl ich als Künstler dort immer wieder beruflich zu tun hatte, konnte ich mich mit der Stadt nie wirklich anfreunden. Hamburg und München finde ich beide angenehm, aber zu teuer zum Wohnen. Frankfurt ist mir etwas zu kühl und ungemütlich. Köln mag ich, in einem der nächsten Leben würde ich dort vielleicht sogar hinziehen. Durch den Ruhrpott bin ich immer nur durchgefahren, und kann da nicht viel dazu sagen. In Leipzig habe ich nach der Wende lange gelebt und die Stadt sogar als Malerlehrling ein bisschen mit aufgebaut. Hat sich gelohnt. In Dessau habe ich mal studiert, tingelte da aber hauptsächlich zwischen Bahnhof, Campus und Studentenkneipe und habe von der Stadt nicht viel mitgekriegt. Irgendwie gab es da eine Stadt, glaube ich. In Hannover habe ich auch studiert und halte sie für die am meisten unterschätzte Stadt ihrer Größe in Deutschland. Ich war auch schon mal in Bielefeld, die Stadt gibt es wirklich!

Aber die beste Stadt ever ist natürlich Greifswald. Keine Ahnung warum ich da überhaupt weggezogen bin.

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Nein das passiert nie

Mich wundern solche Fragen von dir Christina, du wirst ja, als Kind von Migranten, dann selbst zur Bevölkerungsmehrheit gehören und deine Kinder auch. Ist das so schlimm? Bist du so schlimm, dass man Menschen wie dich von Deutschland fernhalten muss? Bin ich so schlimm, dass man Menschen wie mich von Deutschland fernhalten muss? Was wäre denn passiert, wenn nicht Millionen von Migranten hierher gekommen wären? Deutschland wäre doch jetzt schon eine Art Altersheim, wo die Bewohner sich weitgehend selbst versorgen müssten. Irgendwie vergessen die "Biodeutschen" seit Generationen sich ausreichend fortzupflanzen. Und selbst die Verantwortung dafür schieben sie auf ihre Regierung, als wäre sie persönlich dafür verantwortlich, dass jedes Bienchen zu seinem Blümchen findet und es bestäuben kann. Das ist absurd. Und dann sich wundern, dass andere kommen und das für einen übernehmen. Also, liebe Christina, wenn ich hier in meinem Wohnort rausgehe und mich mal umschaue, wer hier die ganze Arbeit macht, wer zB. Im benachbarten VW- Werk die Autos zusammenschraubt, oder bei Continental am Fließband steht, ich sag dir gleich: ohne Einwanderung wäre Deutschland jetzt schon am Arsch.

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a) Es gab Deutschtests zumindest für die Spätaussiedler, bei uns damals noch nicht. Allerdings mussten die nur die Antragsteller machen, der Rest der Familie nicht. Außerdem hätten wir beide den nicht bestanden. Denn es ging nicht darum perfekte Deutschkenntnisse vorzuweisen, denn perfekt Deutsch sprechen lernen könnte theoretisch auch ein Russe, sondern zu beweisen, dass man tatsächlich aus den russlanddeutschen Kolonien an der Wolga, der Ukraine oder aus dem Altai zB. stammte. Da gab auch so witzige Anekdoten. Ich weiß nicht, inwiefern sie der Wahrheit entsprachen. Einmal war da ein alter Mann ein Traktorist aus einer kasachischen Kolchose, der konnte nicht mal auf deutsch lesen und schreiben. Also fing er an, leise auf Plattdeutsch zu fluchen. Der Prüfer (die haben tatsächlich welche aus Deutschland geschickt) hörte das, kam an, nahm dem alten Mann die Blätter aus der Hand (dem rutschte das Herz in die Hose, er dachte, er hätts verkackt) und sagte: "Herr Soundso, Sie brauchen den Test nicht zu machen Sie haben ihn bereits bestanden."

b) die Frau Peter spricht doch ganz wunderbar Deutsch. So kenne ich die meisten Russlanddeutschen, so und nicht anders.

c) Die anderen Leute in dem Video sind vermutlich gar keine echten Russlanddeutschen. Vielleicht sind das diese Leute, die daheim in Kasachstan einen deutschen Schäferhund, den Scharik hatten. Und der Scharik heulte und jaulte solange vor seiner Hundehütte, weil er unbedingt zurück zu seinen Vorfahren nach Deutschland wollte, bis der Rest der Familie nachgab. Und weil man ja den Scharik schlecht alleine in die Fremde ziehen lassen konnte, sind sie halt alle mitgekommen und hocken jetzt in Berlin Marzahn. So erkläre ich mir das. Ja, so wird's wohl gewesen sein. 😁

Ansonsten wurde die Staatsangehörigkeit nicht einfach so an uns "verteilt" wie etwa Freikarten für den Zoo, wir wurden aufgrund unserer deutschen Volkszugehörigkeit automatisch Staatsbürger, als wir deutschen Boden betraten, manche, wie meine Großeltern waren es auch vorher schon.

PS. Ach so ja, niemand ist schuld, weil die Integration ja in Wirklichkeit doch gar nicht gescheitert ist.

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Hi, die Frage ist hier eigentlich schon hinreichend beantwortet worden. Als Ergänzung: als Kind von Russlanddeutschen bist nicht nur normal deutsch, sondern hast offiziell nicht mal einen Migrationshintergrund, es sei denn, du hast ein nichtdeutsches Elternteil, zB. deine Mutter ist Ukrainerin und ist mit einem Russlanddeutschen verheiratet, dann hast du über sie einen Migrationshintergrund.

Bei dem Bild stimmt schon allein die Logik nicht. Hassan kann ein Schwede sein, weil Schweden, genau wie jede andere Nation, ein von Menschen erfundenes Konstrukt ist, das es in der Natur so gar nicht gibt, sondern nur in unseren Köpfen existiert. Wenn sich genug Leute einbilden Schweden zu sein, dann ist es eine Nation, dann kann auch ein Hassan dazugehören, wenn er ebenfalls von dieser Einbildung betroffen ist.

Ein Nagetier kann nie ein Fisch sein, selbst wenn er in einem Aquarium lebt (geht auch nur ohne Wasser). Das ist naturgegeben, und daran ist nicht zu rütteln.

Ich empfehle dir in Zukunft sich mit schlaueren Leuten zu umgeben, die nicht so einen Unsinn verbreiten.

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Bin ich nun wirklich die Person die unrecht hat?

Ich wollte einfach mal die Schwarmintelligenz befragen, zu folgender Situation. Vorab sei noch gesagt, ich bin Autist und habe in vielen zwischenmenschlichen Situationen erhebliche Probleme, besonders wenn es darum geht zwischen den Zeilen zu lesen.

Vor ein paar Tagen, wurde ich von einer Person die ich schon sehr lange kenne sehr schlimm beleidigt. Das Problem dabei ist, die Person vergreift sich öfter im Ton, hat ähnliche soziale Probleme wie ich selbst. Wir haben dann über die Situation gesprochen, ich merkte an das ich nicht möchte das man so mit mir redet. Und sie beharrte auf dem Standpunkt das ich das nur als schlimm empfinden würde weil ich sowas nicht gewohnt bin. (Stimmt ich bin so ein niedriges Niveau nicht gewohnt, wo man solche Worte benutzt)

Die Situation hat sich dann aufgelöst, weil ich die Person aus meinen Räumlichkeiten entfernte und ihr mitteilte sie dürfte sich wieder melden, wenn sie eine angemessene Sprache gefunden hätte.

Nun, meldete sie sich bei mir, mit einer Entschuldigung. Das macht diese Person normalerweise nicht, sie bleibt ein paar Tage weg und kommt dann wieder, so als ob nie was gewesen wäre.

Das sagte ich dann auch, halt das ich überrascht über die Entschuldigung bin, und das ich diese gerne annehme, wenn sowas in Zukunft unterlassen wird.

Und das brachte die Person zum völligen ausrasten, wie ich so gemein sein könnte. Ich sei wie ein Kind und überhaupt verstehe ich nie was abgeht...

Muss zugeben, im letzten Punkt, liegt die Person ganz richtig, verstehe wirklich die Welt nicht mehr, was habe ich gemacht?

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Na, du hast ja eigentlich ganz besonnen reagiert. Du hast halt deine Prinzipien, und wenn etwas nicht geht, dann ist es eben so.

Keine Leute, kein Stress, sage ich da immer. Aber ich bin auch im Großen und Ganzen ein Einzelgänger und sorge dafür, dass es zu solchen Situationen gar nicht groß kommt, indem ich um solche problematischen Menschen einen Bogen mache, oder größtenteils um Menschen überhaupt. Insofern kann ich da gar nicht so gut mitreden.

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Die heutigen Russen sind zu einem großen Teil genetisch gesehen Finnen oder Balten und zu einem etwas kleineren Teil Slawen. Von den beiden erstgenannten hast du Anteile, das ist sozusagen der "russische" Teil von dir. Der skandinavische Teil kann sehr wahrscheinlich von deinem wolgadeutschem Opa stammen, die Kiewer Rus wurde zwar von Wikingern gegründet, aber sie bildeten nur eine sehr kleine Oberschicht in diesem Staat, ich glaube nicht, dass sie genetisch groß Spuren hinterlassen haben. Wenn das so wäre, würdest du ja direkt von den Rjuriks, den Gründern des ersten russischen Staates abstammen, zu deren Nachkommen der Großteil des russischen Hochadels sich bis heute noch zählt. Na dann, herzlichen Glückwunsch!

Woher die Balkangene in dir stammen ist spannend, dazu hätte ich eine eigene Theorie. Nachdem Katharina die Große genau die Gebiete der heute umkämpften Südukraine den Türken abgejagt hatte, wollte sie die damals fast meschenleere Steppe irgendwie besiedeln. Mit russischen und ukrainischen Bauern ging das nicht, weil sie waren ja zu dem Zeitpunkt zum größten Teil Leibeigene und gehörten ihren Herren, und konnten nicht einfach so umgepflanzt werden. Also hat die Zarin alle möglichen Ausländer zum siedeln eingeladen. Es kamen, wie schon an die Wolga, sehr viele Deutsche (vor allem sehr viele Schwaben) aber auch Griechen, Armenier, Juden, und aber auch Serben und Bulgaren vom Balkan. eine kleine bulgarische Minderheit lebt immer noch in der Ukraine und zwar in der Westukraine. Da die Serben und Bulgaren den Russen und Ukrainern in Sprache und Kultur ähneln, könnte es sein, dass deine Balkanvorfahren sich schon vor Generationen in die ukrainische Mehrheitbevölkerung assimilierten und sich fortan für Ukrainer hielten.

Also zusammengerechnet, ergibt der von mir als "ukrainisch" vermutete serbisch-bulgarische-balkan-komplex einen deutlich größeren Anteil als der finnisch-baltische, also, wenn es dich beruhigt, bist du laut meiner Theorie mehr Ukrainerin als Russin. Sonst sind die beiden Völker genetisch gesehen kaum voneinander zu unterscheiden. Ist ungefähr die gleiche Mischung aus Slawen, Balten, Finnen, ein paar Turkvölkern usw. Deswegen sind die ganzen Überlegungen von mir da oben auch obsolet, es bringt dich der Wahrheit nicht näher. Du bist eine typische "Promenadenmischung", wie wir alle auf der Welt, es spielt also keine Rolle.

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Ja, Halbstadt und Asowo sind zwei deutsche Nationalrajons (Landkreise) in Russland im Altai und Sibirien, die heute noch existieren.

Beide waren schon zur Zarenzeit von deutschen Auswanderern besiedelt. Da sie schon in Sibirien waren, ließen die Sowjets sie dort in Ruhe. Sie noch weiter zu deportieren machte gar keinen Sinn. Ich habe einige altaideutsche Familien 1991 hier im Aussiedlerwohnheim kennegelernt, da sprachen selbst 5-jährige Kinder ein super perfektes deutsch. Aber die meisten sind auch von dort weg und leben hier, obwohl die lokalen Behörden sich Mühe gaben, dort die deutsche Kultur zu erhalten, und auch die Bundesrepublik da viel Geld reingesteckt hat.

In Kasachstan hat es ursprünglich kaum deutsche Dörfer gegeben, die entstanden erst nach der Deportation während des Zweiten Weltkrieges, die Hauptsiedlungsgebiete der Deutschen lagen an der Wolga, dann in der Ukraine entlang der Schwarzmeerküste, auf der Krim, in Wolynien, Bessarabien (heute Republik Moldau), im Kaukasus, und natürlich in und um Sankt Petersburg, da lebten viele schon, seit Zar Peter sie als Fachkräfte dahin geholt hat.

Das ist alles natürlich schon längst weg. Aber ja, es gab Dörfer und ganze Städte ausschließlich von Deutschen bewohnt, mit Schulen, Kirchen, Buch- und Zeitungsverlagen, einer komplett eigenständigen Infrastruktur und Selbstverwaltung.

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Noch nie davon gehört, meine ganze russlanddeutsche Familie war auch im Gulag, bzw. in der Verbannung, da wurde niemand zwangssterilisiert. Wobei man Einzelfälle nicht ausschließen kann, aber üblich war das jedenfalls nicht. Im Grunde brauchte man ja uns Deutsche auch als Bauern und gute, zuverlässige Fachkräfte (wir gehörten zu den besten, die die Russen je hatten). Unsere Kultur wurde verboten, die Sprache auch, aber vermehren durften wir uns weiterhin, sonst würde es ja auch uns beide, oder auch schon unsere Mütter und Väter nicht geben.

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Laut Umfragen (die ich Internet gefunden habe), wählen die meisten Russlanddeutschen immer noch die CDU. Die AfD kommt auf ca.15-20%, ebenso viele wählen aber z.B. die Linke (da kenne ich persönlich einige, genauso wie russlanddeutsche Grünen- oder SPD-Wähler)

Das Ding ist, man geht in irgendwelche Problemviertel, schnappt sich da russisch sprechende Leute, die zufällig irgendwo gerade aus einem russischen Laden rauskommen, und befragt sie. Die meisten Russlanddeutschen (alle zumindest, die ich kenne) sind aber eher so wie ich. Sie leben nicht in solchen Stadtteilen, sie sprechen kaum noch russisch mitenander (ich spreche nicht mal mit meiner Mutter mehr russisch). Meine kleine Schwester kann gar kein richtiges Russisch mehr, obwohl sie 10 Jahre alt war, als wir 1991 hieher kamen. Auch meine zahlreichen Cousins und Cousinen nicht (und mein Russisch ist auch schon sehr eingerostet, obwohl ich mich eine Zeitlang sogar bemüht habe, die Sprache zu erhalten). Geschweige denn unsere Kinder. Da wissen viele Mitschüler gar nicht mehr, dass die Eltern teilweise aus Russland stammen.

Wir sind komplett unter dem Radar, uns fragt keiner, was wir wählen, weil wir hier so gut wie unsichtbar sind, deswegen kommen solche Zerrbilder von uns in den Medien zustande.

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Ich kam damals noch aus der UdSSR. :) Laut der Volkszählung von 1989 lebten ca. 900-tausend der insgesamt ca. 2-2,5 Mio Russlanddeutschen in Kasachstan, ca 800-tausend in der RSFSR (das heutige Russland), der Rest war auf die anderen sozialistischen, hauptsächlich mittelasiatischen Republiken verteilt. Die meisten landeten dort aber erst im Verlauf bzw. nach dem zweiten Weltkrieg, meine Großeltern sind zb. Schwarzmeerdeutsche aus der Gegend um Saporoschje (der heutigen Ukraine), die im Krieg hier als Flüchtlinge zwei Jahre lang lebten und eingebürgert, dann aber wieder von Stalin"repatriiert" wurden, und schließlich hinter dem Ural landeten. Von da kam ich dann auch wieder her.

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Einzelgänger, totaler, schon seit der frühen Kindheit! Liegt aber nicht an den anderen, sondern eher an mir selbst. Konnte mich noch nie gut in irgendwelche Gruppendynamiken einfügen und ein teil von irgendetwas sein. Dafür habe ich aber immer sehr gern mein eigenes Ding gemacht, das mit größter Leidenschaft und am liebsten alleine. Deswegen besteht bei mir diesbezüglich keinerlei Leidensdruck. Bin trotzdem verheiratet und Familienvater und erfolgreich in einem sehr kreativen und einzelgängerischen Beruf tätig. Ich sitze den ganzen Tag allein in meinem Atelier, denke mir meine Arbeit meist selbst aus (kann aber auch anstrengend sein), mache das, was ich schon als fünfjähriger am liebsten gemacht habe, und kann so alle meine Charaktereigenschaften, die ein glückliches und erfülltes leben als "gruppentier" bisher erforgreich verhindert haben, perfekt ausleben. Und lebe davon auch noch ganz gut. Ich weiß, "Ratschläge sind auch Schläge" aber hier trotzdem einer von mir: Finde heraus wer du bist, und was du am besten kannst, zieh dein Ding durch, und alles wird gut!

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