Ich habe mich da inzwischen weiter entwickelt. Ich bin emotional reifer und reflektierter geworden - aber ich bin inzwischen auch 34.
Das ist ein strukturelles Problem, was in erster Linie Jungs und Männer untereinander erzeugen und weiter tragen. So bescheuert das auch ist kann man keinem einen Vorwurf machen Probleme in der Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Schwächen zu entwickeln, wenn man damit aufwächst, dass Sätze wie "Sei doch keine Pussy." fallen, wenn man z.B. zugibt, dass man Angst hat. "Heul' nicht, wie ein kleines Mädchen.", "Wieso so empfindlich? Bist du schwul oder was?" etc.
Der Kern ist immer, dass bei solchen Sätzen eine Abwertung stattfindet für Gefühle vermeidlicher "Schwäche". Diese werden mit Weiblichkeit oder Homosexualität assoziiert - und das ist das Gegenteil von "Männlichkeit". Man bekommt also ganz schnell vermittelt verhalt dich nicht "schwach" (hab einfach keine normalen Gefühle und Bedürfnisse), denn das macht dich zu einem Mädchen oder schwul - und damit macht es dich weniger männlich. Du bist also schlechter als die Jungs und Männer um dich herum. Das ist demütigend und man fühlt sich ausgeschlossen.
Und dann man sich auch nicht wundern, dass Single Männer viel häufiger angeben unter Einsamkeit zu leiden als Frauen - wenn man ständig einen Teil seiner Persönlichkeit und Empfindungen versteckt, kann man sich auch nicht umfassend verbunden fühlen.
Runterschlucken, Ablenkung, Verdrängung. Viele Männer tendieren dazu so mit ihren Gefühlen "umzugehen" - die meisten bekommen aber früher oder später die Quittung dafür.