Warum werden Freundschaften zu Behinderten von einigen nicht als vollwertige Freundschaften angesehen?

Ich hatte im Jugendalter zeitweise nur einen Freund, der mittelgradig geistig behindert ist. Meine früheren nicht-behinderten Freunde wollten eines Tages nichts mehr mit mir zu tun haben, weil ich anscheinend nicht normal war. Begründet haben sie es nie. Sie haben mich geghosted.

Da ich aus anderen Gründen (chronische Erschöpfung u Unwohlsein im Körper) wegen einer Fehldiagnose in psychiatrischer u psychotherapeutischer Behandlung war, wurde dort dieses Thema gegen meinen Willen häufig angesprochen. Es hieß, mir würde es psychisch besser gehen, wenn ich auch noch andere Freunde hätte, die nicht behindert sind. Ich würde mich hinter meinem behinderten Freund verstecken, um mich nicht weiterentwickeln zu müssen. Dabei wäre ich sowieso so geblieben, wie ich es für richtig hielt.

Ich war anders als andere Jugendliche u hatte deshalb häufig Ärger mit Erwachsenen, die dieses Anderssein als Mit-Grund für meine angebliche psychische Erkrankung sahen. Mein behinderter Freund, den die Psychiater u Psychotherapeuten nicht kannten, wurde von denen aufgrund seiner Behinderung pauschal als ungeeignet für eine gleichwertige Freundschaft eingeordnet. Es hieß, ich könne mich so nicht richtig entwickeln. Diese Freundschaft sei bequem für mich, da ich so nicht an meinen psychosozialen Defiziten arbeiten müsse, da diese einem geistig Behinderten nicht auffallen würden oder er mich zumindest nicht dafür kritisieren könne.

Sie nötigten mich regelrecht, mir neue, nicht-behinderte Freunde zu suchen, was aber nicht klappte, da diese nicht mit mir befreundet sein wollten oder nach ein paar Monaten den Kontakt von sich aus abbrechen u sich am Telefon vermutlich von ihren Angehörigen verleugnen ließen, um für mich unerreichbar zu sein oder tatsächlich nie da waren, aber auch nicht zurückriefen. Internet hatten wir damals noch nicht.

Warum freuten sie sich nicht einfach für mich, dass ich wenigstens diesen einen Freund hatte?

Mädchen, Geistige Behinderung, Jungs
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