Der Ball für den Aufschrei wurde vor etwa 20 Jahren ins Rollen gebracht. Politik ist etwas, dass Zeit braucht, bis es sich entwickelt. Folgen politischer Entscheidungen benötigen in der Regel länger als eine Legislaturperiode, bis diese im Wohnzimmer des deutschen Bürgers eingetroffen sind.
Das Elend von heute ist eine mangelhafte Politik von gestern. Natürlich ist es kein Geheimnis, dass die Dreier-Koalition von Anfang an zum Scheitern zu verurteilen war, weil die FDP unvereinbar mit SPD und Grünen ist. Die Folgen kommen aber erst. Das was wir heute haben, sind die Folgen der letzten CDU-Regierung. Jedoch wird die Problemlösekompetenz unserer aktuellen Regierung durch die Unvereinbarkeit der Parteien im erheblichen Maße negativ beeinflusst.
Die Merkelregierung hat einen maroden Staat übergeben, der den Krisen, die da anstanden, nicht gewachsen war. Obendrein gabs dann noch mit der Klage vor dem Verfassungsgericht die Kirsche on top. Die Klage hat den Bürger letzten Endes nicht viel weniger Stark im Rückenmark getroffen, als die Ukrainekrise.
Die CDU-Regierung hat es einfach verpennt, in das Digitalisierungs- und Technologiezeitalter einzutreten. Durch mangelnde Investitionen und stetig wachsende Bürokratie ist der Kelch der Digitalisierungs- und Technologiemärkte völlig an uns vorbei gerollt. Unsere Autobauer sind an der E-Mobilität gescheitert und weltweites Schlusslicht. Wir haben die anfängliche Marktführung in der klimaneutralen Energiegewinnung an das Ausland verloren. Deutschland nennt kein einziges nennenswertes Technologieunternehmen sein eigen.
Den "Fachkräftemangel" den wir heute beklagen, ist das erreichen einer natürlichen Grenze bei immer mehr Wachstum und mehr Produktivität durch Erhöhung von Mindestlohnpersonal. Der aktuelle "Fachkräftemangel" wird hauptsächlich nicht dadurch begründet, dass alte Stellen neu besetzt werden müssen, sondern neugeschaffene Stellen neu besetzt werden müssen. Der Arbeitsmarkt ist für manche Branchen einfach leergefegt. Das war jedoch schon seit Dekaden vorhersehbar, das die Kombination aus demographischen Wandel, Urbanisierung, Überakademisierung und ein Wachstum basierend auf menschlicher Arbeit Grenzen hat. Nachwuchs lassen sich in der Regel nicht in den Berufen mit den höchsten Jobaussichten ausbilden, sondern mit der höchsten Aufsicht auf viel Kohle und wandern im Zweifelsfall auch aus Deutschland ab. Niemand sucht sich freiwillig einen Job im Niedriglohnsektor aus. Die Unternehmen, die üppige Gehälter zahlen, beklagen sich nicht über Fachkräftemangel.