Wie schwer ist es, ein Graecum an der Uni nachzuholen? Vergleich mit Latein?

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Wenn Du Lateinlehrerin werden willst, hast Du wahrscheinlich Latein kapiert. Wenn Du Latein kapiert hast, kapierst Du Griechisch auch. Die Übersetzungsmethode ("Konstruieren") ist dieselbe (Wo ist das Prädikat?); der Abl. abs. ist im Griechischen der Gen. abs.; es gibt Aci und Nci, es gibt ein Participium coniunctum, die Formenlehre hat Ähnlichkeiten (-a im Neutr. Pl. Nom. und Akk.). Dennoch ist Griechisch eine andere Sprache. Die starken Verben sind umfangreicher, dafür ist die Syntax weniger komplex. Mit dem Tempo des Unterrichts muss man klar kommen (je nach Uni machst Du das Graecum in zwei oder drei Semestern). Die andere Schrift wird ja wohl das geringste Problem sein. Es lohnt sich, sich mit dieser schon vorher vertraut zu machen. Man kann auch im Selbstudium schon Fortschritte machen, dann fällt der Einstieg leichter.

Auch ich habe Latein in der Schule und Altgriechisch in der Universität gelernt (obwohl ich es nicht gebraucht hätte). Es war schon mein Zweitstudium und ich war schon Mitte oder Ende Zwanzig. Bekanntlich fällt das Lernen mit zunehmendem Alter schwerer.

Ja, es war in der Tat schwierig, aber nicht unmöglich, denn ich habe das Graecum mit "gut" bestanden. Und wenn Du Dich ohnehin hauptsächlich mit (alten) Sprachen beschäftigst, wird es Dir leichter fallen als mir, der ich eigentlich etwas anderes studiert habe.

Es ist mit Sicherheit nicht leicht, an der Uni das Graecum abzulegen. Für jemand, der schon gut Latein kann, ist es aber evtl. leichter als das Latinum für Leute, die nur moderne Fremdsprachen kennen. Natürlich hört man vom Graecum viel weniger, weil sehr viel weniger Fächer Griechisch als Latein verlangen (neben Theologie praktisch nur Latinistik, Archäologie, Indogermanistik), vgl. die Fächerlisten ausgehend von den Links unten.

Platon und Xenophon sind beides von der Sprache her einfache Autoren. Sie schreiben auch beide Attisch (den Dialekt von Athen), womit die zusätzlichen Probleme anderer Dialekte erst mal wegfallen. Caesar hat sich in gewissem Sinn Xenophon zum literarischen Vorbild genommen, insofern ist eine Beziehung da, wobei ein Vergleich hier letztlich nicht viel bringt. Plato schrieb Dialoge, ist in dem Sinn Vorbild für Ciceros philosophische Werke (neben Aristoteles, dessen Dialoge verloren sind). Doch ist auch hier ein Vergleich nicht sehr sinnvoll. Beide griechischen Autoren können trotz der "einfachen" Sprache nicht gelesen werden, ohne dass zuvor die ganze Grammatik bewältigt wird, die für Griechisch eindeutig komplexer ist als für Latein.

Zum Vergleich der Latinumskurse und -prüfungen mit denen für das Graecum hier die entspr. Links der Uni Zürich (Schweiz!): http://www.uzh.ch/latinum/

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der Klassischen Philologie