Wie konnten Anführer und Krieger einen klaren Kopf bewahren und sich erholen, trotz Unterzahl in einem Kampf?


25.12.2022, 10:56

Auch die Samurai, es gibt so viele Völker und Gemeinschaften die unglaubliche Schlachten lieferten

Hatten die einfach ein großes warum?

Sozusagen "für ihr Land, ihre Familie, ihren Gott" oder so was?

War es das?

Aber dennoch, wie ruhten Sie sich aus,

war es ihre Familie, ihr Glaube welcher Sie entspannte?

1 Antwort

Also bei Napoleon und Alexander dem Großen war es die innere Überzeugung DER Auserwählte zu sein, der seinem Volk zu wahrer Größe verhelfen (Napoleon) oder zu alter Stärke zurückbringen (Alexander) und im alten Glanz zu erstrahlen. Nach der Schlacht 333 v.Chr. bei Issos kam bei Alexander aber auch ein wenig Größenwahn dazu. In einem solchen Zustand kann ein Mensch offensichtlich völlig ohne ausreichende Pausen immer weiter kämpfen und siegen. Das Gefolge und Heer Alexanders hat ja kurz vor dem Eindringen nach Indien (ja soweit war der wirklich...) aus purer Erschöpfung revoltieren wollen. Daraufhin hat Alexander seinen besten Freund Kleitos erstochen, was ihm gleich darauf leid tat. Daran sieht man wie weit er sich bereits von der Realität entfernt hatte.

Bei Napoleon war es ähnlich. Seine Feldzüge in Afrika verhalfen ihm zu Ruhm und Ansehen und seine Taktiken und Strategien waren und sind bis heute einzigartig! Er gewann Schlacht um Schlacht, was seine Idee DER Kaiser Frankreichs zu sein nur immer mehr stärkte. Selbst der äußerst verlustreiche Feldzug nach Russland und der Verlust der Schlacht bei Waterloo (die er nur wegen die Nacht durchmarschierender Preußen verlor) konnten seinen Wahn nicht stoppen. Zweimal wurde er verbannt und erst beim zweiten Mal wars endgültig. Pausen sind nicht nötig für einen Wahnsinnigen!

Genghis Kahn wollte seinen Vater Dschingis um jeden Preis übertrumpfen und die Spartaner wollten ihrem Land genug Zeit verschaffen. Letztere kämpften mit der Gewissheit sterben zu müssen im Spartaner-Sprech in der Schlacht sterben zu "dürfen". "Komm mit diesem Schild heim oder auf ihm" war nicht nur eine Floskel sondern das Ziel jeden Spartaners in der Schlacht! Die Griechen wurden durch eine Zeit des "göttlichen Friedens" am Kampf gehindert und nur die Spartaner und eine kleine Anzahl Assyrer stellten sich Gott-König Xerxes und seinem gigantischen Söldner-Heer entgegen!

Auch in der modernen Zeit gibt es solche Phyrrus-Schlachten.

Beispiele:

  • britischer Zerstörer "Glowworm" stellt sich einem deutschen schweren Kreuzer "Admiral Hipper" um dem Konvoi den er beschützt hat das Entkommen zu sichern; er rammt den Kreuzer und sinkt. Dadurch verliert der Verfolger schnell die Spur.
  • Werner Voss, deutsches Flieger-Ass des ersten Weltkriegs, der einen britischen Motor in seinen Dreidecker eingebaut hat, wird allein in der Luft von sechs britischen Jägern überrascht. Er flüchtet nicht, sondern kämpft. Er wird abgeschossen, aber kein einziger britischer Jäger kommt unbeschädigt heim!
  • Beim Angriff auf Pearl Harbour gelingt einem amerikanischen Jagd-Piloten der Sprung ins Heck eines Sturzkampfbombers SBD "Dauntless". Der Motor ist kaputt und brennt, doch mit dem MG des Heckschützen holt er eine bis heute nicht eindeutig festzustellende Anzahl Japaner vom Himmel.
  • Guadalcanal: Ein Marine steht am MG zusammen mit einer kleinen Anzahl Kameraden, als sie mitten in der Nacht von einer Kompanie Japaner angegriffen werden. Er schießt bis das MG glüht und verbrennt sich daran schwer beim anschließenden Stellungswechsel. Er überlebt den Angriff und die Japaner ziehen sich fürs erste zurück.

Es scheint so, als sei der Mensch zu sehr viel mehr fähig, als er gemeinhin glaubt, wenn die Umstände es erfordern. Pausen gibts dann hinterher...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Marco79100 
Fragesteller
 25.12.2022, 11:24

Wow vielen Dank für deine Ausführliche Antwort

Hast du dich schon mal mit Baldwin der 4 auseinandergesetzt?

https://myhero.com/king-baldwin-the-4th

Offenbar litt Balduin schon seit früher Kindheit an der Lepra, die sein Äußeres entstellte und ihn im Laufe der Jahre zunehmend bewegungsunfähig machte. Damit wurde das Reiten unmöglich, und er war gezwungen, sich mit Sänften fortbewegen zu lassen

https://de.wikipedia.org/wiki/Balduin_IV._(Jerusalem)

Lepra kranke sind die, wo die Haut einfach abfällt.

Und trotz dieser Umstände verteidigte er glorreich Jerusalem.

Saladin war sich seiner Sache ziemlich sicher. Mit rund 25.000 Soldaten brach er in Ägypten auf und stieß über Gaza auf Askalon vor. Dort verfügte Balduin über vielleicht 600 Ritter und drei- bis viermal so viele Fußsoldaten. Da die muslimische Übermacht eine offene Feldschlacht verbot, verschanzten sich die Kreuzfahrer in der Festung

„Einer der Franken griff Saladin an ... er hatte ihn fast schon erreicht, doch wurde er ganz in der Nähe (des Sultans) getötet. Die Franken drängten ihm nach, da ergriff Saladin die Flucht“, berichtet ein muslimischer Zeitgenosse. Sein Heer löste sich buchstäblich auf. Die gefangenen Christen töteten ihre Bewacher und schlossen sich den Verfolgern an, die erst von einsetzendem Regen gestoppt wurden. Sie sollen 1100 Gefallene beklagt haben, die Verluste der Muslime betrugen ein Vielfaches.

https://www.welt.de/geschichte/kopf-des-tages/article235263794/Balduin-IV-rettet-Jerusalem-680-Kreuzritter-gegen-Saladin.html

So ein Lepra kranker Kerl, kämpft so stark

Er wächst auf in einer Zeit wo Jerusalem viele Probleme hatte und von mächtigen Imperien umgeben war und trotzdem schaffte er es, Jersualem zu verteidigen

Erst als er starb wurde Jerusalem übernommen.

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McDuffee  25.12.2022, 11:28
@Marco79100

Ja in dem Fall war es wohl die Flucht Saladins, die seine Mitstreiter in Panik versetzte, da ihr Feldherr vorher nie zu flüchten pflegte. Das kannten sie von ihm einfach nicht, so wuchs die Unsicherheit in den Reihen und die Front brach zusammen. Lepra macht einen auch unempfindlich gegen äußere Schmerzreize, da der ganze Körper zu brennen scheint. Gut möglich, das er einige Schläge einstecken musste. Aber er spürte sie nicht so stark, wie vom Gegner erhofft...

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McDuffee  25.12.2022, 11:24

Ach ja da wäre ja noch die Schlacht bei Azincourt. Dort gewannen dezimierte, völlig erschöpfte Briten gegen ein übermächtiges Franzosen-Heer. Hier war nicht nur der Mut der Briten ein ausschlaggebendes Argument für den Sieg, sondern auch die überlegenen Langbogen der Briten sowie ein völliges Führungs-Chaos aufseiten der Franzosen. Letztere verloren viele mächtige Ritter in der Schlacht.

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