Wie kommt man zur Kripo (Zivilfahnder) in Niedersachsen?

5 Antworten

Hallo von Til99Til99,

als erstes musst Du in Niedersachsen die Ausbildung zum Kommissar machen und später einige Jahre auf dem Revier verbringen und Erfahrungen sammeln, bevor Du die Möglichkeit hast die zu Spezialisieren. Hin und wieder klappt das auch direkt nach der Ausbildung, hat aber eher Seltenheitswert.

Folgendes solltest Du wissen, bevor Du Dich bewirbst

In den nachfolgenden Bundesländern gibt neben den höheren Dienst und dem gehobenen Dienst noch den mittleren Dienst:

  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Berlin
  • Brandenburg
  • Bundespolizei
  • Hamburg
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen

In den nachfolgenden Bundesländern gibt nur noch den höheren Dienst und den gehobenen Dienst. Die Laufbahn des mittleren Dienstes wurde hier abgeschafft:

  • Bundeskriminalamt
  • Hessen
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland
  • Bremen

Mindestvoraussetzungen:

  • für den gehobenen Dienst ist Abitur oder ein gleichwertiger Bildungsabschluss Pflicht.

  • für den mittleren Dienst langt ein Realschulabschluss oder ein gleichwertiger Bildungsabschluss.

  • der Bewerber muss eine bestimmte Mindestgröße aufweisen, die aber von Bundesland zu Bundesland leicht von einander abweicht.

  • der Bewerber darf nicht Vorbestraft sein

  • der Bewerber darf nicht völlig überschuldet sein. Das bedeutet nicht, wer einen kleinen Kredit hat wird nicht genommen, aber größere Kredite können ein Problem sein.

  • in den meisten Bundesländern muss der Bewerber das Freischwimmerabzeichen haben.

  • der Bewerber muss körperlich gesund sein. Chronische Krankheiten oder starke Sehschwächen sind ein Ausschlusskriterium. Ausnahmen werden keine gemacht.

  • der Bewerber muss körperlich und psychisch absolut fit sein.

Wer die Mindestvoraussetzungen nicht erfüllt, der braucht sich erst gar nicht bewerben. Ausnahmereglungen gibt es nicht.

Wer die Mindestvoraussetzungen jedoch erfüllt kann sich bei der Polizei bewerben.

Wer die Bewerbungsunterlagen abgeschickt hat und die Mindestvoraussetzungen erfüllt, wird in der Regel zu einem Einstellungstest eingeladen.

Der Einstellungstest dauert in der Regel 2 – 3 Tage, in der man in der Polizeiunterkunft schlafen muss bzw. schlafen kann.

In den drei Tagen erfolgen zahlreiche Tests.

Wie bei jeden zivilen Einstellungstest auch, werden Diktate geschrieben, es müssen kleine Aufsätze verfasst werden (kleine Anmerkung: 70 % der Bewerber fallen im Diktat / im Aufsatz durch), es müssen Matheaufgaben erledigt werden, logisches Denken wird abgefragt, das politische Wissen (Inland wie Ausland) wird abgefragt, Erdkunde ist ein Thema.

Was bei der Polizei dazu kommt ist:

  • ein sehr ausgiebiger Sportfest mit Ausdauertest (Coopertest wo z.B. in 12 Minuten mind. 2,2 km oder mehr zurückgelegt werden müssen), Sprinttest, Hindernisparcour, Gleichgewichtssinn, Krafttest (Liegestütze und Klimmzüge sowie Schwimmen

  • ein „nettes“ Gespräch mit dem Psychologogen

  • sehr ausführliche ärztliche Untersuchung, wo man sich auch komplett entkleiden muss und genauestens abgetastet und begutachtet wird, ein Belastungs-EKG, Blutuntersuchung (auch auf Drogen, aber auch auf Krankheiten), Lungenfunktionstest, Augentest, Hörtest und sicherlich noch paar Kleinigkeiten die ich vergessen habe.

  • Meist noch paar Rollenspiele, wo da soziale Verhalten untereinander begutachtet wird

Wer den mehrtägigen Einstellungstest dann erfolgreich absolviert hat, bekommt entweder sofort oder paar Tage bis Wochen nach dem Einstellungstest das Ergebnis mitgeteilt und darf dann den Ausbildungsvertrag unterschreiben.

Im mittleren Dienst nennt sich das ganze Ausbildung und im gehobenen Dienst Polizeistudium.

Das Polizeistudium findet an der Hochschule der jeweiligen Polizei seines Bundeslandes statt und die Ausbildung findet in den verschiedenen Ausbildungscentren statt.

Egal ob Ausbildung oder Studium, Du absolvierst in den Jahren Deiner Ausbildung mehrere mehrwöchige Praktika in den verschiedenen Einsatzabschnitten und auch bei der Bereitschaftspolizei.

Während der Ausbildung und während des Studiums, wie auch während der Praktika wird Dir unentgeltlich eine Unterkunft, meist Ein.- bis Zweibettzimmer, manchmal auch Vierbettzimmer zur Verfügung gestellt. Meist ist das wohnen in den Unterkünften Pflicht. Soweit ich weiß, gibt es auch eine kostenlose Verpflegung in den Kantinen der Polizei, die aus Morgen.- Abend.- und natürlich aus der Mittagsverpflegung bestehen.

- Es folgt noch ein zweiter Teil-


TheGrow  22.08.2013, 19:45

-Zweiter Teil-

Die Ausbildung bzw. das Polizeistudium kostet Dich kein Geld, im Gegenteil, schon in der Ausbildung steht Dir ein Grundgehalt um die 1000,00 Euro im Monat zu, was sich im zweiten und dritten Jahr noch leicht steigert. Ich denke für einen Auszubildenden / Studierenden ist das schon viel Geld.

Nach der Ausbildung im mittleren Dienst fängst Du dann als Polizeimeister (hat Schulterstück mit 2 grünen oder zwei blauen Sternen) an und kannst noch Polizeiobermeister und Polizeihauptmeister ohne weitere Ausbildung werden.

Nach dem Polizeistudium im gehobenen Dienst fängst Du dann als Kommissar (Schulterstück mit 1 silbernen Stern) an und kannst noch Polizeioberkommissar, Polizeihauptkommissar oder erster Polizeihauptkommissar werden.

Es besteht auch noch die Möglichkeit den Aufstieg mit entsprechenden Studium zu machen und vom mittleren Dienst in den gehobenen Dienst oder vom gehobenen Dienst in den höheren Dienst aufzusteigen.

Aber das wichtigste fast vergessen. Bevor Du Dich bei der Polizei bewirbst, würde ich an Deiner Stelle, die nächste Polizeidienststelle mal aufsuchen und um ein zweiwöchiges Praktikum bitten.

Das was Du bei „Alarm für Copra 11“ und bei den ganzen anderen Action geladenen Serien siehst, entspricht nicht wirklich der normalen Polizeiarbeit.

Mach erst einmal ein Praktikum, bevor Du Dich entscheidest Polizist zu werden.

PS: Wenn Du die schulischen Voraussetzungen für den Dienst in Niedersachen nicht erfüllst, kannst Du ja auch in einem anderen Bundesland Polizist werden. Welche Bundesländer den mittleren Dienst haben, habe ich Dir ja eben im ersten Teil meiner Ausbildung angeführt.

Schöne Grüße
TheGrow

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Til99 
Fragesteller
 22.08.2013, 19:51
@TheGrow

Vielen dank schonmal für den ersten Teil!!!

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Es gibt bei der Polizei Niedersachsen einen

  • gehobenen Dienst (Voraussetzung: FHR/Abi)
  • höheren Dienst (Voraussetzung: abgeschl. Studium)

Richtige Polizeiarbeit und Ermittlungen, wie du es dir vorstellst, macht man aber im gehobenen Dienst.

Bundesweit einheitliche Voraussetzungen sind u.a.:

  • Deutsche Staatsangehörigkeit gem. Art. 116 GG.
  • Erklärung zum Eintritt in die freiheitlichdemokratische Grundordnung
  • in geordneten, wirtschaftlichen Verhältnissen Leben
  • nicht gerichtlich bestraft sein
  • psychische und physische Eignung

Weitere formale Voraussetzungen hängen von den einzelnen Bundesländern ab.

Nachdem du angenommen wirst, machst du zunächst ein 3-jähriges Bachelor-Studium und kriegst dafür knapp 1000€ im Monat.

Nach dem Studium bist du zunächst einige Jahre bei der Schutzpolizei und kannst dich anschließend um eine Spezialisierung, u.a. bei der KriPo bewerben.

Kripo hat überhaupt nichts mit Zivilfahndern zu tun. Zivilfahnder sind Beamte der Schutzpolizei, die bei besonderen Anlässen ihren Dienst in Zivilkleidung versehen.

Hey Til99,

in Niedersachsen existiert lediglich die zweigeteilte Laufbahn, d.h. nur noch der gehobene (silberne Sterne) und der höhere Dienst (goldene Sterne) sind weiterhin existent.

Da es sich in Niedersachsen um einen Bachelorstudiengang an einer Polizeiakademie in

  • Nienburg (Hauptsitz)
  • Oldenburg
  • Hann. Münden (hier finden die Einstellungstests statt)

Um zur Polizei zu kommen musst du zunächst einmal dein Abitur oder Fachabitur machen, welche Fachrichtung ist dabei vollkommen irrelevant, es gibt jedoch auch Fachoberschulen die speziell für die Polizei ausgerichtet sind, sie heißen in der Regel Fachoberschule Verwaltung und Rechtspflege mit dem Schwerpunkt Polizeivollzugsdienst.

Je nachdem welche Schulform du gewählt hast musst du beim Abtiur deinen Einstellungstest unmittelbar vor Studienbeginn absolvieren oder beim FOS-Weg bereits zu Beginn der "Fossi"-Zeit, der Vorteil hier ist, dass du bereits zwei Jahre vor allen anderen den Test hinter dich gebracht hast und du, sofern sich deine Eignung nicht verändert und du den Schulabschluss schaffst, einen Studienplatz gesichert hast.
Beim "Fossi"-Weg machst du im Rahmen der Schulzeit auch ein einjähriges Praktikum an einer Polizeiinspektion. Dort wirst du dann u.a. im ESD, Fachkommissariaten, dem Verkehrs- und Unfalldienst u.a. Einheiten einige Kollegen bei der Arbeit über die Schultern schauen.

Anschließend beginnt zu jedem 1. Oktober eines Jahres das Studium an einem der oben genannten Studienorte.

Das Studium wird in 3 Abschnitte unterteilt. Das erste Jahr ist das Grundstudium wo dir die Grundlagen des Polizeiberufes vermittelt werden, hier lernst du Basiswissen in Bereichen wie Strafrecht, Verkehrsrecht, Grund- und Eingriffsrecht, Abwehr- und Zugriffstechniken, Schießtrainings, Fahrtrainings, Situationstrainings u.v.m.
Das zweite Jahr ist unterteilt in Kontaktstudium (an der jeweiligen PA) und zwei dreimonatigen Praktika an einer Dienststelle (jeweils Einsatz- und Ermittlungsbereich) weiterhin wird hier in den Basisbereichen mehr in die Materie eingegangen, Waffenrecht und Betäubungsmitteldelikte kommen hinzu sowie erweitere Trainings.
Im dritten Jahr entscheidest du dich für den Bereich Einsatz oder Ermittlungen, je nachdem welchen Zweig du gewählt hast, wirst du einer neuen Studiengruppe zugeteilt. Der "spezialisierte Zweig" ist ein mehr oder weniger als dreiwöchiger Lehrgang zu sehen, ansonsten ist in beiden Gruppen der Studienstoff identisch.
Weiterhin schreibst du im dritten Jahr eine Bachelorarbeit, die wenn du sie bestehst mit einem Bachlor of Arts belohnt wird.

Je nachdem wie deine Studienergebnisse der einzelnen Module ausfallen (insgesamt 16 Module, nach derzeitigem Stand) kannst du direkt in den Einzeldienst auf eine Dienststelle kommen oder noch 1-2 Jahre in der Bereitschaftspolizei verbringen.
Wenn du Anfang des dritten Studienjahres den Einsatzbereich gewählt hast, wirst du zunächst einmal in den Einsatz- und Streifendienst (ESD) oder die BePo kommen, um hiernach in den Ermittlungsbereich zu kommen musst du Lehrgänge belegen und dich auf eine freie Stelle in einem der Fachkommissariate bewerben.
Wenn du Anfang des dritten Studienjahres den Ermittlungsbereich gewählt hast, hast du sehr gute Chancen direkt in den Einzeldienst in eines der Fachkommissariate zu gelangen, denn auch hier ist Not am Mann und "frisches Blut", dass noch sein ganzes Dienstleben vor sich hat ist gern gesehen.

Es gibt je nach Polizeiinspektion zwischen sechs und sieben Fachkommissariate:

  1. FK = Kapitaldelikte (Mord und Totschlag) Branddelikte
  2. FK = Eigentumsdelikte, Betäubungsmitteldelikte
  3. FK = Wirtschaftskriminalität / Internetkriminalität
  4. FK = Staatsschutz
  5. FK = Kriminaltechnik (Spurensicherung, - auswertung)
  6. FK = Jugendsachen

und je nach PI, wenn kein Verkehrs- und Unfalldienst eingerichtet ist das

 7. FK = Verkehrs- und Unfalldienst

Es gibt also viele Wege, die nach Rom führen. Stell dich aber erstmal darauf ein, eine lange Zeit des Lernens hinter dich zu bringen, bevor du so richtig loslegen kannst. Die "gute, alte" KriPo, gibt es hier nicht mehr, es ist ein aussterbendes System, dass im Zuge der Polizeireform solangsam ausläuft.
Solltest du dich dennoch für den Ermittlungsbereich interessieren, stell dich darauf ein, dass circa 75% deiner Arbeitszeit mit Schreibarbeit gefüllt werden.
Auch der ESD hat nicht nur Aktion, hier besteht die Arbeit aus 50% "Rausfahren" und 50% Schreibarbeit.
Alle Bereiche haben Vor- und Nachteile und sind es wert einmal angesehen zu werden.

Alles Gute

Sicher nur mit Abitur, bewerben, ein Auswahlverfahren erfolgreich bewältigen, eine mehrjährige Ausbildung absolvieren, die Prüfungen bestehen . . . jaa, dann hast schon ein gutes Stück Weg geschafft.